salto.music | Anger: Dialekt-Album

„Sanft, leicht aber trotzdem zeitgeisty“

Gerne erinnern wir uns an Anger's 2. Album „Verlieren, Baby!“, das straight aus der Großstadt Wien kam. Nun hat das Pop-Duo überraschend ein reines Südtirol-Album im Dialekt an angekündigt.
Anger-Banner, 2025.
Foto: Theo Kortschak
  • Ihr letztes & zweites Album „Verlieren, Baby!“ haben Anger ganz gezielt in der Großstadt Wien -  in Zusammenarbeit mit dem Nr.1-Wanda-Top-Produzenten Paul Gallister - entstehen lassen, nachdem das Pop-Duo als FM4-Award-Sieger zum Lieblings-Act der Wiener Indie-Community wurde. 

    Das neue Album „Bau a Stodt au über die Wolken gonz weit oben glei neben dir“ hingegen, wuchs bewusst rein im kleinstädtischen Südtirol auf, d.h. es entstand in Bozen mit Fabian Pichler, wurde von Dominik Aster gemischt und mit Bläsern von Simon Gamper komplettiert. 
     

    salto.music hat Anger zum neuen Musikstil befragt.

  • salto.music: Nora und Julian, ihr umschreibt euer Album Nr. 3 „Bau a Stodt au über die Wolken gonz weit oben glei neben dir“ als „Gruß aus Südtirol hinaus in die Welt.“ Was bringt eine Band, die ihren wiedererkennbaren (Autotune-) Sound gezielt in der Großstadt erfolgreich aufgebaut hat, zurück in ein kleines Land, mit einer reinen Südtiroler Dialekt-Musikproduktion in der Hand?

    Julian Angerer und Nora Pider: Anger haben bereits einige Eras erlebt, wie du ja weißt, Eva, du bist ja auch schon lange dabei auf unserem Weg. 
    Wir haben Musik auf Englisch, Deutsch, Italienisch und eben auch auf Dialekt geschrieben. Wir sind ständig auf der Suche, uns selber zu entwickeln und vor allem neue Dinge auszuprobieren. Es war kein Plan, ein Dialekt-Album zu schreiben, es ist uns passiert. Wir sind beide Künstler/innen, die in erster Linie Musik für sich machen und dann natürlich hoffen, dass es auch wem gefällt, aber das kann niemand beeinflussen. 2024 haben wir an den Vereinigten Bühnen Bozen gearbeitet und uns auch ein bisschen verliebt in die Stadt oder neu verliebt. Da haben wir uns auch das erste Mal mit Fabian Pichler zur Pizza verabredet, mit dem wir die Platte in Rekordzeit aufgenommen haben. Wir haben für diese Platte kaum mehr Autotune verwendet, es gilt sich immer wieder auch von innen raus neu zu orientieren. Wir haben Haufen weiße Akustikgitarren aufgenommen, sowas hätten wir vor ein paar Jahren bestimmt auch nicht gemacht. Wir wollten aus dem Moment schöpfen, etwas schaffen, das bleibt und bereichert. Es war ein sehr schöner Prozess und es ist uns super leicht gefallen, das hört man auch.
    Es gibt viele gute Leute in Südtirol, da war es auch einfach für uns, hier zu arbeiten. Fabian Pichler oder auch Dominik Aster sind top Leute, die man auch schon über die Ländergrenzen hinaus kennt.

  • Foto: /Screenshot: Theo Kortschak
  • salto.music: In eurer Bandbio steht aktuell: „Grüße aus Südtirol gian aui zu Wien und oidn noch Rom bis noch Berlin. Ciao, Baba, Aufwiederschaun. Ciao, Pfiati, Baba!“ Bei Lyrics im Südtiroler Dialekt auf einen Dialekt-Album, das komplett im Landl entstanden ist, sowie den Begriffen „Liederabend“, „Baba“ und von Simon Gamper gespielte Bläser… da kommt uns Max von Milland in den Sinn. 
    Inwieweit hat er euch beeinflusst, ein Südtiroler Dialekt-Album aufzunehmen? Hat der Brixner Liedermacher eine Vorbildfunktion für euch und eure neue Musik?

    Julian und Nora: Wir setzen uns seit Jahren spielerisch mit unserer Kultur und Tradition auseinander. Wir dekonstruieren und rekonstruieren Elemente in Musik und Kleidung. Die Berge inspirieren uns, genauso wie die Tradition und auch der Dialekt als stilistisches Mittel. Im Schreibprozess zum Album sind wir wieder beim Dialekt gelandet und das hat sich für uns extrem stimmig angefühlt.
    Max von Milland kennen und schätzen wir schon lange. Er ist seinen Weg immer konsequent gegangen. Wir sind alle in Brixen aufgewachsen und sehen uns schon als Szene auch wenn wir uns musikalisch sehr unterschiedlich entwickelt haben. Mittlerweile gibt es viele Acts, die im Dialekt singen. In Österreich ist es ganz selbstverständlich im eigenen Dialekt zu singen, auch Bilderbuch oder ein Bibiza machen das. Jede/r singt halt wie man spricht.
    Die Platte ist komplett in Südtirol entstanden. Simon hat für zwei Songs Bläser-Arrangements eingespielt die mega geworden sind.
    Auf dem Papier wirkt das vielleicht traditioneller als es tatsächlich ist. Seid gespannt auf das Album, es ist sehr modern geworden. Eigentlich fast amerikanischer als man denkt.

  • Foto: /Screenshot: Theo Kortschak
  • salto.music: Euer drittes Album „Bau a Stodt au über die Wolken gonz weit oben glei neben dir“ erscheint am 31. Oktober 2025, dabei habt ihr euch entschlossen alle Einnahmen der Plattenverkäufe zu spenden. Wie kam es dazu? 

    Julian und Nora: Ja, unser drittes Album „Bau a Stodt au über die Wolken, gonz weit oben glei neben dir“ erscheint am 31. Oktober 2025. Es ist unser sanftestes, sensibelstes, fragilstes Werk. Es erzählt von Liebe, Natur und Tod. Ein Album an der Schnittstelle von Urban Pop und Liederabend, zwischen Folk, Avantgarde, Akustik und Elektronik. Wir freuen uns sehr es in Südtirol vorzustellen und haben uns dazu entschlossen es in den kleinen Theatern des Landes wie der Dekadenz in Brixen, der Carambolage in Bozen und weiteren Stadttheatern zu präsentieren. Die Termine werden in kürze veröffentlicht.
    Da wir in den letzten zwei Jahren zwei gute Freund/innen an psychischen Krankheiten verloren haben, haben wir uns dazu entschlossen alle Einnahmen die wir über Album-Verkäufe machen, zu spenden. Es ist ein solidarisches Zeichen sensibel mit mental Health Themen umzugehen.

  • Anger: „Moch die Augen zua“, 2025. Foto: /Grafik-Copyright: Theo Kortschak
  • salto.music: Der Vorbote zum neuen Album trägt den Titel „Moch die Augen zua“ und ist als digitaler Release über die gängigen Download- und Streaming-Portale zu finden. Was könnt ihr zu diesem tragischen Song & Clip sagen?

    Julian und Nora: Der Song ist der erste Release, es geht um Natur, Liebe, Abschied und Wiedersehen, die zentralen Themen der Platte. Der Song ist sehr sanft, leicht aber trotzdem zeitgeisty geworden. Er fasst das Gefühl der Platte gut zusammen, aber verrät auch nicht, was da noch kommen wird. Es ist ein schöner Auftakt einer neuen Era. 

  • Lyrics: „Moch die Augen zua“ (by Anger)

    Und i laf übers Feld borfuaß 
    Und i gspier des Gros, 
    Es isch feicht und awian kolt und stupft durch die Hos 
    Und i woas wia tiaf des Gfühl in mir isch 
    Und i woas wia sehr du des vermissch

    Uh ma babe du geasch direkt af mi zua 
    Uh ma babe und i moch die Augen zua 

    Und i sieg in blauen Himmel über mir 
    Und i sieg die Welt isch groaß und i will zu dir 
    Es isch kolt und warm zugleich 
    Händ in do Hos
    Und i woas wia tiaf des Gfühl in mir isch
    Und es gib mo ob und zua an Stich 
    Und i woas wia sehr i die vermiss

    Uh ma babe du geasch direkt af mi zua 
    Uh ma babe und i moch die Augen zua 
    Leg meine kolten Hände auf mein Gsicht 
    Durch meine dunklen Augen sieg i nicht 
    Schaug zwischen meine Finger auf zu dir
    Du geasch weck und i konn die verstian

    Koaner glab an Gott
    Und koaner glab an sich
    Hem ischs schwar  
    Hem ischs schwar
    Hem ischs schwar

    Uh ma babe du geasch direkt af mi zua 
    Uh ma babe und i moch die Augen zua 
    Leg meine kolten Hände auf mein Gsicht 
    Durch meine dunklen Augen sieg i nicht 
    Schaug zwischen meine Finger auf zu dir
    Du geasch weck und i konn die verstian

  • Info:

    Anger  Offizielle Website:  https://www.weareanger.com/
    Anger  Offizielles Facebook-Profil:  https://www.facebook.com/weareanger
    Anger  Offizielles Instagram-Profil:  https://www.instagram.com/weareanger/
    Anger  Offizielles Spotify-Profil:  https://open.spotify.com/intl-de/artist/2j8Gv6lQAN0Ud4pP6GsW2f

  • Foto: /Screenshot: Theo Kortschak