Geht ja! Aber niemand soll es wissen ...
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Ein paar hundert Meter weiter bleiben ganze Herden von den Wölfen verschont
Auf einer Alm im Südtiroler Dolomitengebiet kommt es im Sommer zu einem tragischen Vorfall. Vermutlich Wölfe reißen im Lauf mehrerer Beutezüge mehrere Dutzend Schafe. Den Besitzern bietet sich ein schauriges Bild, als sie einige Zeit später die Vorfälle entdecken. Die Medien steigen engagiert in diese grausige Serie von Streicheltiertragödien ein und bebildern die Berichte ausführlich. Die Land-in-Not-Stimmung wird weiter angeheizt und der Eindruck einer ausweglosen Situation verstärkt sich.
Die große Alm, auf der sich die Risse zugetragen haben, grenzt unmittelbar an eine andere, die zu selben Zeit von größeren Nutztierherden beweidet wird und hauptsächlich aus Schafen und Ziegen bestehen. Und dort – ein paar hundert Meter von den tragischen Rissen entfernt – haben die Wölfe bisher nicht zugeschlagen. In der Tat gibt es auf der Nachbaralm seit Jahren keine Risse.
Wie das? Die Antwort ist einfach: Auf der Nachbaralm wird professioneller Herdenschutz betrieben. Zwei HirtInnen kümmern sich um die Herden und treiben sie nachts in einen Nachtpferch ein. Der Erfolg der Nachbaralm geht in der Wolfshysterie unter. Dabei ist die Nachbaralm keine Ausnahme, denn auf viele Almen in den Alpen sind auch für die Kleintiere die Hirtinnen und Hirten zurückgekehrt und kümmern sich mit gutem Erfolg um die ihnen anvertrauten Nutztiere.
Dabei schützen Sie Ihre Tiere nicht nur vor den großen Beutegreifern. Die Präsenz der HirtInnen sorgt auch dafür, dass kranke Tiere sofort ausgesondert und behandelt werden und dass die Tiere sicher ablammen können. Geführter Weidegang reduziert die so genannten Sömmerungsverluste massiv. Bei unbegleitetem Weidegang betragen diese Verluste durch Krankheiten, Komplikationen beim Ablammen, Abstürze und Verletzungen des Bewegungsapparates mit anschließendem fürchterlichem Krepieren irgendwo oben in Südtirol über 6% (wobei nur 17% davon auf Risse großer Beutegreifer zurückzuführen sind).Warum lesen und erfahren wir darüber als Südtiroler MedienkonsumentInnen nichts oder nur sehr wenig? Warum fragt sich bei den aufmerksamkeitsstarken Medien „Dolomiten“ und RAI Südtirol kein Redakteur oder keine Redakteurin, wie es sein kann, dass ein paar hundert Meter von den Tiertragödien entfernt weidende Tiere von Wolfsangriffen verschont bleiben? Warum wird so getan, als wäre es eine wie immer geartete Lösung, ein paar willkürlich herausgesuchte Wölfe abzuknallen?
Warum ist Herdenschutz in Südtirol offenbar ein Tabuthema?
Markus Lobis sollte wissen,…
Markus Lobis sollte wissen, dass der Herdenschutz mit zwei Hirtinnen und mehreren Herdenschutzhunden in einem Almsommer ein Mehrfaches von dem kostet, was den Wert der gesamten Herde darstellt. Wenn jemand, vielleicht die mit Geld gesegnete IDM, bereit wäre, im Sinne der für den Tourismus notwendigen Almerhaltung diese Kosten zu übernehmen, dann wäre das natürlich super.