Neues von den falschen Freunden

Die wundersame Vermehrung der Facebook-Likes für die Seite "Südtirol gegen gewalttätige und kriminelle Immigranten" scheint gestoppt. Seit Montag stagniert die Anzahl der nach oben zeigenden Daumen, ist gar rückläufig. Ein kurzer Spuk. Möchte man meinen. Die Betreiber der Seite melden sich am Mittwoch Abend zum ersten Mal nach den zahlreichen Reaktionen auf das Bekanntwerden der Herkunft ihrer zahlreichen digitalen Unterstützer zu Wort:
"Weiters wurden keinerlei Angebote von Facebook angenommen um mehr Daumen zu bekommen. So waren auch wir verblüfft über die vielen Likes, als auch über die Herkunft der gefällt-mir Angaben."
Dass keine Angebote von Facebook angenommen worden sind, ist offensichtlich. Diese existieren nämlich schlicht nicht. Facebook bietet nur Dienste an, um die Sichtbarkeit von Posts oder Seiten zu erhöhen, Likes kann man keine kaufen. Eine plausiblere Erklärung wäre eher, dass ein Angebot wie jenes eines gewissen Aaron Green angenommen wurde, der am 17. Oktober unter einem Post der Seite folgenden Kommentar hinterließ:
Über 20.000 Likes, praktisch gratis über die Seite www.like.gratis, einem von vielen Internetdiensten, die Likes – angeblich auch kostenfrei – anbieten. Sollte einer dieser Dienste hinter den vielen "falschen Freunden" – deren Anzahl um den 17. Oktober sprunghaft angestiegen ist – stecken, können die Betreiber auch keiner Lüge bezichtigt werden. Auch nicht, als sie am Donnerstag Nachmittag nachlegen:
"Die ganzen Hetzereien und Verläumdungen (sic!), wir hätten Daumen gekauft sind absolut nicht war (sic!). Jeder auf der Welt kann diese Seite sehen, Facebook ist ein weltweiter Trend. Wichtig ist das Thema, nicht der gefällt mir klicker!"
Dass es bei der Facebook-Seite wirklich um das Thema und nicht um die "Klicker" geht, stellen die Betreiber unter anderem durch das Ausschweigen über ihre Identität unter Beweis. Von Anfang an wurde in Kommentaren auf der Seite die Frage laut, wer nun hinter der Seite steht. Auch auf Nachfrage von salto.bz am Dienstag – keine Antwort. Ein Facebook-User gibt indes einen Hinweis: Vor einigen Wochen sei er von einem der Betreiber (Anm.: Profilfoto und Namen sind von der Redaktion unkenntlich gemacht worden) via Facebook kontaktiert und dazu aufgefordert worden, den Link zu einer Seite, den er gepostet hatte, zu entfernen:
Einen weiteren Hinweis liefert die Antifa Meran, wo man das Facebook-Profil des jungen Mannes durchleuchtet hat und zu einem eindeutigen Schluss kommt: "Einer der Seitenbetreiber weist einen deutlichen Hang zu faschistoidem Gedankengut auf (…). Mit einem Fuß steht er auf reichsdeutschem Boden. Lieblingszitat auf Facebook: Staatsbürger kann nur sein wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein wer deutschen Blutes ist. Die grenzen von Körper und Geist bestimmt allein der Wille."
Neben patriotischen Sprüchen und homophoben Posts – wie etwa ein "Wir-müssen-draußen-bleiben"-Schild, das ein Piktogramm eines eindeutig islamischen Paares zeigt – sticht ein weiteres Detail hervor: Der junge Mann scheint – darf man den Angaben auf seinem Profil Glauben schenken – für die Guardia particolare giurata als "Türsteher" zu arbeiten. Angestellter im Auftrag des verhassten Staates? Ein etwas älterer Post lässt nur erahnen, was der junge Mann wohl gerade durchleben muss: eine Identitätskrise.
Dass das Netz und soziale Medien wie Facebook immer mehr zu einem Spiel- und Tummelplatz für faschistoides Gedankengut – um es mit den Worten der Antifa zu sagen – werden, beweist dessen neueste Ausgeburt: die Facebook-Seite "Nationale Sozialisten Süd-Tirol". Online war sie seit 22. Oktober 2014, bis genau zum 23. Oktober 2014. Nach 11 "Gefällt mir" – woher diese stammen, ist unbekannt – war auch schon Schluss. Die Seite ist mittlerweile offline.
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