Wirtschaft | Milch

„Kein Verkaufsgag“

Der Obmann des Südtiroler Sennereiverbandes und der Bergmilch Südtirol, Joachim Reinalter, verlangt von Salto.bz folgende Richtigstellung.
Milchkannen
Foto: Südtirolfoto/Helmuth Rier
Wir nehmen Bezug auf den Artikel „Milch aus Irgendwo“ von Christoph Franceschini, der am 22.09.2021 auf salto.bz erschienen ist.
Dabei wird unterstellt, dass das Siegel „Milch aus Südtirol“ eine Augenauswischerei sei („Tatsache aber ist, dass dort, wo Südtirol draufsteht, nicht nur Südtirol drinnen ist.“). Es sei sogar „ein System aufgebaut, mit dem man sich durch die geltenden Bestimmungen schlängelt und gleichzeitig den Endabnehmer und Konsumenten an der Nase herumführt.“
Dabei handelt es sich um Aussagen, die jeglicher Grundlage entbehren und das Image des Milchsektors stark schädigen. Gleichzeitig wird den Milchhöfen Konsumententäuschung unterstellt.
 
 
 
Klare Antworten auf Fragen von Herrn Franceschini wurden bewusst anders dargestellt, um die Milchwirtschaft in ein schlechtes Licht zu rücken sowie bei den Konsumentinnen und Konsumenten einen Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der „Milch aus Südtirol“ zu setzen.
Zudem wird suggeriert, dass man entsprechende Kontrollen zur Herkunft bewusst unterlasse. Es ist europaweit Stand der Technik, die Herkunft der Milch über Rückverfolgbarkeitssysteme sicherzustellen. Diese sind zertifiziert und daher auch durch eine unabhängige Kontrollstelle einer regelmäßigen Kontrolle unterzogen.
Die Konsumentinnen und Konsumenten werden durch diese falschen Aussagen bewusst getäuscht und das Ansehen der Südtiroler Milchwirtschaft nachhaltig geschädigt. Auch in den Kommentaren ist ersichtlich, dass das Vertrauen in die Südtiroler Milch in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Die Konsumentinnen und Konsumenten werden durch diese falschen Aussagen bewusst getäuscht und das Ansehen der Südtiroler Milchwirtschaft nachhaltig geschädigt.
Milch aus Südtirol“ ist kein „Verkaufsgag“ wie Herr Franceschini meint. „Milch aus Südtirol“ enthält garantiert zu 100% Milch aus Südtirol. Diese Tatsache hat auch salto.bz klar zu äußern.
Wir erwarten uns daher dazu auf salto.bz eine Richtigstellung, andernfalls behalten wir uns weitere Schritte vor.
 
Joachim Reinalter, Obmann des Sennereiverbandes Südtirol
 
Salto.bz druckt die Richtigstellung des Sennereiverbandes gerne ab. Eine Aussage möchte ich aber energisch zurückweisen. „Klare Antworten auf Fragen von Herrn Franceschini wurden bewusst anders dargestellt“, schreibt Joachim Reinalter.
Tatsache ist, dass der Autor fünf Tage lang versuchte ein Interview mit der Direktorin des Sennereiverbandes Annemarie Kaser oder mit dem Leiter des Labors des Sennereiverbandes zu führen. Beides war leider aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Deshalb hat der Autor das Angebot angenommen, Frau Kaser die Fragen schriftlich zu übermitteln.
Wir drucken das kurze Interview gerne ab. So können die Leserinnen und Leser selbst urteilen, ob die Antworten klar waren und von Salto.bz anders dargestellt wurden.
Christoph Franceschini
 

„Nicht durch Laboranalysen“

 
Das schriftliche Interview mit der Direktorin des Sennereiverbandes Annemarie Kaser.
 
 
Salto.bz: Frau Kaser, wird die Milch der Südtiroler Milchhöfe nach Abfüllung auf ihre geografische Herkunft hin kontrolliert? Konkret: Können Sie im Labor feststellen, ob Milch aus Südtirol kommt oder aus der Poebene zugekauft wurde?
 
Annemarie Kaser: Die Südtiroler Milch ist genau rückverfolgbar. Es ist daher sichergestellt, dass in jenen Produkten, wo es einen Hinweis auf die Südtiroler Milch gibt, auch Südtiroler Milch enthalten ist. Dies erfolgt durch Dokumentation, nicht durch Laboranalysen. Dieses System ist auch durch eine Kontrollstelle zertifiziert.
 
Dafür wäre der Sennereiverband zuständig. Macht er solche Kontrollen?
 
Die Aufgabe des Sennereiverbandes ist die Qualitätskontrolle der Rohmilch der Milchlieferanten, welche an Südtiroler Milchhöfe liefern. Diese stellt die Grundlage für die Qualitätsbezahlung der Milch dar und sichert die einwandfreie Qualität der Milch.
 
Nach meinen gesicherten Informationen ist eine solche Herkunftsanalyse, technisch sehr aufwändig und es gibt in Südtirol kein Labor, das Gerätschaften hat, um eine solche durchzuführen. Ähnlich wie bei der Heumilch.
 
Auch die Einhaltung des Verfahrens zur Heumilch wird durch zertifizierte Rückverfolgbarkeitssysteme kontrolliert, welche gesetzlich geregelt sind.
 
 
 
Schließen Sie aus, dass in die „Milch aus Südtirol“ auch zugekaufte Tankmilch aus Rest-Italien einfließt?
 
Ja.
 
Gehe ich richtig in der Annahme, dass die gesetzlichen Bestimmungen zwar genau regeln, dass „Milch aus Italien“ kontrolliert wird (per Lieferschein ec.) es aber keinerlei rechtliche Grundlage für ein Siegel „Milch aus Südtirol“ gibt?
 
Die gesetzlichen Bestimmungen sind für „Milch aus Italien“ dieselben wie für „Milch aus Südtirol“. Falls eine Aussage auf der Verpackung getroffen wird, so muss die Rückverfolgbarkeit gewährleistet sein.  In Südtirol gibt es das Qualitätszeichen Südtirol (vergeben durch das Land Südtirol), welches für die Herkunft und Qualität steht. Die Auflagen dafür sind im Pflichtenheft Milch geregelt.

Interview: Christoph Franceschini