Wirtschaft | Berglandwirtschaft

Wirtschaftsdünger und Bodenfruchtbarkeit

Boden und Bodenfruchtbarkeit – unter diesem Motto stand die 16. Berglandwirtschaftstagung, die gestern im Forum in Brixen abgehalten wurde.
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Foto: Salto.bz
Dazu eingeladen hatte der Beratungsring Berglandwirtschaft BRING. Obmann Daniel Gasser konnte nicht nur zahlreiche Bauern zu der Veranstaltung begrüßen, sondern auch Vertreter aus Politik und des Sennereiverbandes. In den Vorträgen ging es neben den Förderungen für die Berglandwirtschaft für die kommenden fünf Jahre um die richtige und effiziente Aufbringung des Wirtschaftsdüngers. Wie Gasser eingangs erklärte, ist der Boden nicht nur die Futtermittelgrundlage für das Vieh, sondern ein wichtiger Lebensraum, bei richtiger Bepflanzung auch Erosions- und Klimaschutz. „Ohne intakte Böden würden unsere Ökosysteme nicht funktionieren“, betonte Gasser und wies auf die Wichtigkeit hin, sich zu informieren und beraten zu lassen sowie den eigenen Betrieb zu optimieren.
 
 
Ohne intakte Böden würden unsere Ökosysteme nicht funktionieren.
 
 
Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler blickte auf ein ereignisreiches und schwieriges Jahr zurück, das vor allem aufgrund der Trockenheit in Erinnerung bleiben dürfte. Für die Landwirtschaft ist die ausreichende Versorgung mit Wasser essentiell. Vor diesem Hintergrund nahm der Bauernbundobmann die Politik in die Pflicht, die Interessen der Landwirtschaft sowohl hinsichtlich des Fischereigesetzes, das derzeit überarbeitet wird, als auch was die Förderung von Wasserspeichern betraf, zu wahren. Vehement sprach sich Tiefenthaler auch gegen den zunehmenden Bodenverbrauch aus und forderte, die Förderungen dahingehend zu ändern, dass Bauen im Grünen weniger attraktiv sein dürfe als die Bestandsnutzung.
 

Beschlüsse noch ausständig

 
Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler wies in seinem Vortrag auf die wichtigsten Neuerungen für die kommende Förderperiode hin, die von den Direktzahlungen über Wegenetz und Forstwirtschaft bis zu Förderbeiträgen für Maschinen und baulichen Maßnahmen bei den Betrieben reichte.
 
 
 
Die Beschlüsse auf Landesebene werden in den kommenden Wochen an die europäischen und staatlichen Vorgaben angepasst. Zum einen wird mit der neuen Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) eine Umschichtung von den „Großen auf die Kleinen“ erfolgen und zum zweiten werden Tierwohl in Form des ClassyFarm-Labels und Naturschutz weit mehr als bisher eine Rolle spielen. Auch In Bezug auf die Förderungen für Urlaub auf dem Bauernhof, die Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte sowie für betriebliche Investitionen gibt es Neuerungen.
 
 

Keine Gülle im Herbst!

 
Norbert Ecker, Sachverständiger zum Thema landwirtschaftliche Böden, wies in seinem Vortrag auf den hohen Wert des Wirtschaftsdüngers hin – gerade vor dem Hintergrund der Preisexplosion im Düngemittelsektor. Ziel müsse es daher sein, den Dünger so effizient wie möglich in den Boden einzubringen und ohne Verluste an wertvollen Nährstoffen. Dabei stellte der Experte auch gleich zu Beginn klar, dass seiner Erfahrung und den Untersuchungen nach, eine Herbstdüngung mit Gülle nichts bringe.
 
 
 
 
Zwar sei es verständlich, dass die Landwirte im Herbst düngen – die Gülle-Gruben sind voll und die Arbeit weniger hektisch – doch müssen sich die Nährstoffe für das Pflanzenwachstum im entscheidenderen Moment im Boden befinden. Erreicht werden kann dies unter anderem mit der Aufarbeitung von Wirtschaftsdüngern wie Gülle und Festmist und der Ausbringung mittels Schleppschuh.
 

Saure Böden

 
Einen tiefere Einblick in den Zustand der Südtiroler Böden gab Thomas Prünster, Grünland und Ackerfutterbau Berater beim BRING, der betonte, dass das Ziel darin liege, in erster Linie durch eine ausreichende Verfügbarkeit der entsprechenden Nährstoffe den Bedarf der Futterpflanzen abzudecken, aber auch die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern.
 
 
 
 
 
Vor diesem Hintergrund präzisierte er auch die Aussagen seines Vorredners, Norbert Ecker, dahingehend, dass seiner Meinung nach  eine Ausbringung von Mist im Herbst einer Frühjahrsdüngung vorzuziehen sei. Im Frühjahr kann sich Festmist nicht schnell genug zersetzen und „Mist im Heu frisst keine Kuh!“, so Prünster.
 
 
Mist im Heu frisst keine Kuh!
 
 
Im Auftrag der Landwirtinnen und Landwirte entnehmen die Mitarbeiter des BRING jährlich zahlreiche Bodenproben und arbeiten anhand der Analyseergebnisse Düngeempfehlungen aus. Um die aktuelle Situation der Nährstoffgehalte zu erörtern, wurden 263 Bodenproben aus 68 verschiedenen Gemeinden, von 2021 und 2022 ausgewertet. Für diese Auswertung wurden ausschließlich Analysendaten von Dauerwiesen verwendet. Die Ergebnisse zeigen, dass 40 % der analysierten Böden mit einem pH-Wert unter 5,6 zu sauer und 5 % mit pH-Wert über 7 im alkalischen Bereich sind.
 
 

Düngung kaum Einfluss auf Artenvielfalt

 
Giovanni Peratoner vom Versuchszentrum Laimburg stellte eine Studie vor, deren Untersuchungsgegenstand die Wirkung von Wirtschaftsdüngern auf Wiesen mit mittlerer Artenvielfalt war. Das Fazit dieser wissenschaftlichen Arbeit lautet, dass im Zusammenspiel zwischen Bewirtschaftungsintensität und Artenvielfalt keine Maximierung auf beiden Seiten möglich ist, sondern mit Abschlägen auf der einen oder anderen Seite gerechnet werden muss. Für den Versuch wurden auf sechs verschiedenen Standorten, auf zwei verschiedenen Wiesenklassen, einer mäßig artenarmen und einer mäßig artenreichen, verschiedene Nährstoffmengen mit Gülle, Mist oder Mist und Jauche gedüngt. Im Boden führte die unterschiedliche Düngung zu keiner Änderung in Humus-, pH-, und Mg-Gehalt, während bei P und K eine Abnahme bei Düngeverzicht bis eine Zunahme beim höchsten Nährstoffeintrag (1,3 GVE/ha) zu beobachten war. Die Kombination von Mist und Jauche erwirkte eine Zunahme des Kaliumgehaltes. Bei der Vegetation waren quantitative Änderungen der Arten je nach Nährstoffeintrag deutlich, aber die Artenspektrum änderte sich kaum in Folge der differenzierten Düngung. Die Indikatoren einer intensiven Düngung änderten sich aber entsprechend dem Nährstoffeintrag. Auch wurde herausgefunden, dass die mäßig artenreiche Wiese schneller und empfindlicher gegen eine Änderung des Düngeregimes reagierte und dass solche Wiesen bei einem mittleren Nährstoffeintrag von 0,65 GVE/ha/Jahr nahezu unverändert blieben. Zu Ertragseinbußen kam es auf allen Parzellen, welche seit fünf Jahren nicht mehr gedüngt wurden.