Gesellschaft | Gesundheit

„Kann nicht, muss zur Psychotherapie“

Morgen, am 10. Oktober, ist der Welttag der psychischen Gesundheit. Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller ruft auf, Stigmata abzubauen und Vorbild zu sein.
psychische Gesundheit
Foto: Ángel López/Unsplash
  • Am 10. Oktober wird alljährlich der Welttag der psychischen Gesundheit begangen. Der Aktionstag dient der Sensibilisierung und Information und setzt ein Zeichen der Solidarität mit Menschen, die unter einer psychischen Erkrankung leiden.

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt die psychische Gesundheit nicht bloß als Abwesenheit von psychischen Erkrankungen, sondern als allgemeines Wohlbefinden in den verschiedenen Bereichen des Lebens. Psychische, körperliche und soziale Gesundheit ist ein grundlegendes Menschenrecht und sowohl in Artikel 32 der italienischen Verfassung als auch in Artikel 24 der UN-Kinderrechtskonvention verankert, welcher das Recht auf Gesundheit von Kindern und Jugendlichen verbrieft.

  • Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller: „Präventionsmaßnahmen müssen junge Menschen möglichst früh erreichen.“ Foto: privat

    Die sogenannte HBSC-Studie (Health Behaviour in School-aged Children) über den Lebensstil von Kindern im Alter von 11 bis 15 Jahren, die alle vier Jahre in Zusammenarbeit mit der WHO durchgeführt wird, erfasst, wie es den Jugendlichen geht. Die aktuellen Daten von 2022 zeigen, dass italienweit durchschnittlich 79,8 Prozent der Jugendlichen ihre Gesundheit als „gut/ausgezeichnet“ empfinden, Südtirol liegt mit 76,6 Prozent etwas darunter. 
    Was die Lebenszufriedenheit anbelangt, so empfinden durchschnittlich 73,3 Prozent der Jugendlichen italienweit eine mittlere bis hohe Lebenszufriedenheit. Mit 76,8 Prozent liegt Südtirol hier weiter vorne. Nichtsdestotrotz bedeuten diese Zahlen, dass auch hierzulande 2 bis 3 von zehn Jugendlichen ihre Lebenszufriedenheit als niedrig einstufen. Die Studie zeigt außerdem, dass Gesundheit und Wohlbefinden im Vergleich zu 2018 leicht abgenommen haben.

  • Lebensumstände von Jugendlichen

    Risikofaktoren können individuelle Erfahrungen bzw. Belastungssituationen im Kindes- und Jugendalter sein, wie etwa die Trennung der Eltern, der Tod eines Familienmitgliedes, Alkohol- oder Drogenmissbrauch in der Familie, psychische oder physische Erkrankungen in der Familie oder Gewalterfahrungen. Auch sehen sich junge Menschen häufig mit Erfolgsdruck, Zukunftsängsten und andauernden Negativ-Schlagzeilen konfrontiert.

    Die Kinder- und Jugendanwaltschaft hat im vergangenen Monat, beginnend mit dem Welttag der Suizidprävention am 10. September, das Thema der psychischen Gesundheit auf ihren Social-Media-Kanälen von Instagram und Facebook beleuchtet, Projekte und Aktionen vorgestellt, Informationen weitergegeben und Sensibilisierungsarbeit geleistet.

    Wir Erwachsene sollten hier Vorbild sein und auch über diese Themen offen sprechen. 

    „Präventionsmaßnahmen müssen junge Menschen möglichst früh erreichen“, betont Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller. „Schutzfaktoren müssen gestärkt, Fachkräfte aller involvierten Dienste sowie Erwachsene im direkten Umfeld miteinbezogen werden. Dabei sollen Maßnahmen und Angebote leicht zugänglich sein und im Dialog mit Jugendlichen geplant werden.“

    Ein wichtiger Punkt sei mit Sicherheit der Abbau des Stigmas, sich Unterstützung zu holen und über psychische Probleme zu sprechen. Während es normal ist, den Mitmenschen mitzuteilen beispielsweise zum Augenarzt oder zur Zahnärztin zu gehen, sollte es auch normal sein, mitzuteilen, zu einer psychologischen Beratung oder Psychotherapie zu gehen. Dazu ist Aufklärungsarbeit vonnöten. „Wir Erwachsene sollten hier Vorbild sein und auch über diese Themen offen sprechen. Außerdem sind wir alle angehalten, Veränderungen im Verhalten und Gemütszustand von jungen Menschen mit oder ohne erkennbare Ursache ernst zu nehmen, das Gespräch zu suchen und bei Bedarf Unterstützung zu holen“, so Kinder- und Jugendanwältin Höller abschließend.