Politik | Landtag

Lederhosen & Heimat

Die konstituierende Sitzung des neuen Südtiroler Landtages. Eine Politik-Kirmes zwischen Tiroler Landsturm, Anfängerfehlern und parlamentarischem Alltag.
Landtag
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Hartmuth Staffler Mo., 13.11.2023 - 14:14

"Der neue Landtagsabgeordnete Hannes Rabensteiner steht stolz da in Schützentracht, ordensbehangen, wie ein deutscher Lanzer." So schreibt es mein lieber Kollege Christoph Franceschini. Allerdings enthält diese Satz eine Ungereimtheit. Die Tiroler Schützen haben nie mit Lanzen gekämpft, sondern meistens mit ihren Stutzen, sind aber deswegen auch nicht Stutzer, sondern ganz normal Schützen.

Mo., 13.11.2023 - 14:14 Permalink
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Robert Hölzl Mo., 13.11.2023 - 14:33

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Christof Franceschini meinte wahrscheinlich "Landser", da sich der der Ausdruck "wie ein deutscher Lanz(ds)er" auf das ordensbehangen beziehen dürfte. Landser ist/war nur ein anderer Ausdruck für Soldat. Könnte aber auch sein, dass der Investigativjournalist der Zeit etwas nachhinkt, da vor dem Ersten Weltkrieg vereinzelt die Schreibweise "Lanzer" verwendet wurde; hat aber nichts mit Lanze zu tun, sondern entwickelte sich wahrscheinlich aus dem Wort "Landsmann" für Soldat. Dass Franceschini mit Lanz(ds)er ein Mitglied einer Landmannschaft (Studentenverbindung) gemeint hat, schließe ich eher aus (aber auch dann würde es "Landser" geschrieben).

Mo., 13.11.2023 - 14:33 Permalink
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Lorenz Winkler Mo., 13.11.2023 - 22:47

Antwort auf von Christoph Moar

https://innsbruck-erinnert.at/bergisel-oder-berg-isel/

"Die erste Silbe „Berg-“ entspricht etymologisch nicht dem deutschen Wort Berg, da sich der Name des Hügels aus einem vorrömischen Wort ableitet wie etwa das vergleichbare Burgeis im Südtiroler Vinschgau. [...] Eine spätere lautliche Angleichung, die auch die gelegentliche Schreibung „Berg Isel“ verursachte, erfolgte durch Volksetymologie."

Mo., 13.11.2023 - 22:47 Permalink
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Factum Est Di., 14.11.2023 - 12:09

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Stutzen? Soweit ich geschichtlich informiert bin, sind die Bergiselkämpfer mit Dem in die Schlacht gezogen Was vorhanden war. Da kam dann unter Anderem das Werkzeug der Bauersleute zum Einsatz. Nur die Standschützen verfügten über Vorderlader.

Di., 14.11.2023 - 12:09 Permalink
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Hartmuth Staffler Di., 14.11.2023 - 14:23

Antwort auf von Factum Est

Genau das habe ich ja erklären wollen. Die Tiroler Schützen haben mit ihren Stutzen gekämpft, die dank der gedrehten Läufe eine extreme Treffsicherheit hatten, weshalb sie als Scharfschützen gefürchtet waren (Napoleon soll ja, als er vor Regensburg auf weite Entfernung durch einen gezielten Schuss verwundet wurde, ausgerufen haben: Das muss ein Tiroler gewesen sein). Nachteil der Tiroler Stutzen war natürlich, dass das Laden drei Mal so lange dauerte als das Laden der zum Zielen nicht geeigneten französischen Flinten mit glattem Lauf. Mit Mordwaffen aller Art sind nicht die Schützen, sondern die Landstürmer in den Kampf gezogen.

Di., 14.11.2023 - 14:23 Permalink
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Andreas Thanei Mo., 13.11.2023 - 15:03

Weil man ja der SVP sonst immer die politische Vereinnahmung der Verbände vorwirft: Was sagt denn der Schützenbund zu dieser politischen Vereinnahmung der Schützen vonseiten der STF? Besonders als Offizier des SSB ist es sehr bedenklich in Tracht als Vertreter einer politischen Partei aufzutreten.

Mo., 13.11.2023 - 15:03 Permalink
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G. P. Mo., 13.11.2023 - 15:22

Verstehe nicht die maßlos überzogene Kritik, um nicht zu sagen den Hass, gegenüber der volkstumspolitischen Front. Was ist so schlimm am Patriotismus???

Mo., 13.11.2023 - 15:22 Permalink
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Herta Abram Mo., 13.11.2023 - 15:53

Antwort auf von G. P.

Nach Erkenntnissen des Psychologen Christopher Cohrs von der Universität Jena lassen sich Menschen nicht in gute Patrioten und böse Nationalisten einteilen. Bürger, die sich stark mit ihrem Land identifizieren, so Cohrs, seien anfällig für intolerantes und ausländerfeindliches Gedankengut: "Menschen mit patriotischen Einstellungen lehnen Nationalismus nicht ab. Vielmehr geht beides oft Hand in Hand."

Soll heißen:
Demokraten, nicht Patrioten, sind ideale Bürger.

Mo., 13.11.2023 - 15:53 Permalink
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G. P. Mo., 13.11.2023 - 16:01

Antwort auf von Herta Abram

Tja, und nun? Hat der Herr Psychologe die Wahrheit gepachtet? Und auch wenn er nicht ganz unrecht hat, wollen wir jetzt alle Patrioten in die gleiche Schublade stecken? Und zum guten Schluss: Was bzw. wer ist der ideale Bürger? Wer bestimmt das?

Mo., 13.11.2023 - 16:01 Permalink
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Evelin Grenier Mo., 13.11.2023 - 17:32

Antwort auf von Herta Abram

Der Patriotismus hat das Grundprinzip, dass Heimat die Freiheit eines Volkes bedeutet, dass man frei unter anderen freien Völkern leben will. Patriotismus bedeutet nicht nur, die eigene Heimat zu lieben und zu respektieren, sondern auch die Heimat anderer. Ein Patriot kann nicht aggressiv gegenüber anderen Menschen sein, weil er deren Besonderheiten respektiert und sich ihnen gleich fühlt.

George Orwell hat versucht, Patriotismus und Nationalismus zu unterscheiden:

"Mit "Patriotismus" meine ich die Hingabe an einen bestimmten Ort und an eine bestimmte Lebensweise, die niemand als "das Beste der Welt" betrachtet, und ohne dies jmd. aufzwingen zu wollen. Patriotismus ist von Natur aus sowohl kulturell als auch militärisch defensiv.
Der Nationalismus ist dagegen untrennbar mit dem Wunsch nach Macht verbunden."

Mo., 13.11.2023 - 17:32 Permalink
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Hartmuth Staffler Di., 14.11.2023 - 14:33

Antwort auf von Thomas Strobl

Wer seine eigene Tracht schätzt, der schätzt auch jede andere Tracht. Hass gegen Tracht, ganz gleich gegen welche, bedeutet auch Hass gegen Menschen, ganz gleich gegen welche. Hass gegen Tracht bedeutet Nationalismus, also eine Weltanschauung, in der nicht von unten gewachsene Traditionen, sondern ein von oben herab verordnetes "Nationalbewusstsein" zur Vorschrift wird. Hass ist sicher eine er übelsten menschlichen Eigenschaften.

Di., 14.11.2023 - 14:33 Permalink
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Herta Abram Di., 14.11.2023 - 11:37

Antwort auf von Hartmuth Staffler

https://books.google.it/books/about/TRACHT_MACHT_POLITIK.html?id=CjwAEA…

"Mit TRACHT MACHT POLITIK ( link) wird einem ikonischen Kleidungsstück Aufmerksamkeit geschenkt, das gerade auch auf dem Politparkett fröhliche Urständ feiert", beginnt Elsbeth Wallnöfer ihr Buch. Sie geht dabei Tracht und Dirndl und die Bezüge zu Macht und Politik und dem Konzept Heimat auf den Grund ....
Lesetipp

Di., 14.11.2023 - 11:37 Permalink
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Günther Stocker Mo., 13.11.2023 - 16:16

Kleider machen Leute ... .oopss Kleider machen auch nicht bessere Menschen aus.

Das kann ja lustig werden, obwohl es eher zum Weinen und zum Schämen ist!

Mo., 13.11.2023 - 16:16 Permalink
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Salto User
Sepp.Bacher Mo., 13.11.2023 - 16:38

Ich wäre davon ausgegangen, dass zur konstituirenden Sitzung jede/r mit seinem/ihrem Festagskleid erscheint. Die Tracht war einmal das Festtagskleid. Ob die Frau Holzeisen, die beiden Herrn von der JWA sich am Festtag auch so kleiden, mag ich bezweifeln.

Mo., 13.11.2023 - 16:38 Permalink
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Süd-Tiroler Fr… Mo., 13.11.2023 - 17:32

Franceschini verwechselt mal wieder journalistische Berichterstattung mit Meinungskolumne. Naja was solls?! Die Salto+-Abonnenten haben wahrscheinlich in einem Bus Platz… Beste Grüße, Stefan Zelger

Mo., 13.11.2023 - 17:32 Permalink
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Martin Tarshito Do., 23.11.2023 - 14:15

Antwort auf von Manfred Klotz

Die aktivsten Meinungsmacher der Salto.bz Kommentarspalten haben sogar in einem Topolino Platz; zumindest braucht es keinen größeren Bus als einen VW Bully, um sie Mal auf einen gemeinsamen Betriebsausflug einzuladen.

Obwohl ich kein Fan oder Träger von Trachten bin, würde ich hier (auch mit Bezug auf die SF) dem Herrn H. Staffler Recht geben, wenn er meint: Trachtenträger können sich auch über die Vielfalt der Trachten anderer freuen. Hingegen empfinde ich die von Th. Strobl erwähnte "Nieder-Tracht" häufiger bei Kolumnisten, die Ihre Meinung (nicht selten entgegen anderslautender Fakten) als scheinbare Wahrheit be-trachten und dabei danach trachten, verbal auf andere zu schießen. Sicherlich nicht mit erhabenen Absichten. Aber vielleicht mit niederen. Davon gibt es in den letzten Jahren genügend Beispiele.

Do., 23.11.2023 - 14:15 Permalink
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Arne Saknussemm Mo., 13.11.2023 - 23:50

Tja, mit diesem Foto wird man sich wieder schlagartig bewußt in welchem Land man lebt.
Übrigens, warum steht der Mann mit den "Eiern" so weit hinten?

Mo., 13.11.2023 - 23:50 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Tarshito
Martin Tarshito Do., 23.11.2023 - 14:33

Antwort auf von Manfred Klotz

.... das trifft dann wohl auch bei P Köllensperger und Ph Achammer zu, die sich auf der linken Seite "möglichst weit hinten" aufstellten. Zurecht. Haben ja jeweils nicht wenige Stimmen verloren...

P.s. Die beiden Herrn von der SF haben sich offensichtlich geschlossen zu Ihrer Parteikollegin gestellt. Der SVP- ler rechts außen hätte sich demnach auch nach vorne zur Deeg stellen können. Die SVP zeigt sich aber lieber als gespaltene Truppe.

Do., 23.11.2023 - 14:33 Permalink
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Profil für Benutzer △rtim post
△rtim post Di., 14.11.2023 - 11:28

Wenn man die Debatte um die angemessene Kleidung im Landtag in der Vergangenheit verfolgt hat, erinnert man sich an Nogglers Schlappen-Verbot oder an Matteis Aussage: „Einige Landtagsabgeordnete, insbesondere eine (gemeint ist die Grüne Brigitte Foppa), wurden wegen ihrer Kleidung kritisiert, die eher ,einem Strand angebracht sei’ als dem gesetzgebenden Organ des Landes." (Vgl. TZ v. 05. Juli 2019)
Nun ist es die einfache Abgeordnete B. Foppa selbst, kaum dass der Landtag zusammengetreten ist, die das Outfit ihrer Kolleginnen und Kollegen moniert, dass im neuen Landtag „viel Folklore“ herrsche. „Es fehlt eigentlich nur, dass Giggerlen ausgegeben werden.“
Der Autor des Artikels teilt offenbar ebenfalls diese Position.
Ich finde, jede und jeder sollte im Rahmen der Verfassung und der Würde des Hauses die Art der Kleidung doch noch selbst bestimmen. Egal, ob nun landesübliche Tracht, Anzug mit und ohne Kravatte ... oder auch rot gefärbtes Haar, Schal, grünem Oberteil und rote Stöckelschuhe. Da sagt doch auch niemand gleich: Es fehlt eigentlich nur noch, dass grüner Salat ausgegeben wird u.ä.m.

Di., 14.11.2023 - 11:28 Permalink