Es werde Bier
-
Brot zählt in Italien zu den Lebensmitteln, die am häufigsten weggeworfen werden. „Die Geschichte der ‚Bröseljäger‘ der Volontarius-Gruppe zeigt, dass es möglich ist, sogar ein Produkt wie Brot wiederzugewinnen, das eine sehr kurze Haltbarkeit hat und in vielen Geschäften im ganzen Land als Überschuss zu finden ist”, erklärte die Kammerabgeordnete Maria Chiara Gadda (Italia Viva) bei der Pressekonferenz von Volontarius und der Freien Universität Bozen im NOI Techpark in Bozen Anfang dieser Woche.
Auch in Südtirol gibt es einen hohen Überschuss an Brot. Rund 170 freiwillige „Bröseljäger” sammeln in Bozen, Meran und Bruneck übrig gebliebene Lebensmittel ein, die ansonsten von Bars, Bäckereien, Gemüsehändlern und Supermärkten entsorgt werden würden. Die eingesammelten Grundnahrungsmittel werden in Bozen an bedürftige Familien und Personen vergeben. Doch seit der Corona-Pandemie gehen Restmengen an Lebensmitteln zurück.
„Der dritte Sektor ist auch ein Motor für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in unserem Land.“
-
„Lebensmittelgeschäfte kaufen weniger ein und produzieren auch weniger Brot und Gebäck, weil durch die hohe Inflation die Kaufkraft der Menschen gesunken ist. Dadurch sammeln wir mindestens 30 Prozent weniger Lebensmittel ein und wir müssen zu mehr Geschäften, um den Bedarf an Lebensmittelspenden in Bozen decken zu können. Gleichzeitig sind die Menschen nach der Pandemie weniger bereit, sich freiwillig zu engagieren und es fehlt uns deshalb an freiwilligen ‚Bröseljägern‘“, erklärt Christian Bacci, der zuständige Projektleiter von Volontarius.
Was allerdings weiterhin im Überfluss vorhanden ist, sei Brot, unter anderem auch das typische Schwarzbrot namens Vinschgerle. Deshalb arbeitet Volontarius seit dem Jahr 2021 mit dem Batzen Bräu in Bozen zusammen. Bei der ersten Produktion wurden 1.600 Kilogramm Brot zu Pulver verarbeitet, das bei der Bierproduktion das Malz ersetzt. Das Bier erhält dadurch ein eigenes, würziges Aroma und verkauft sich besonders in den Wintermonaten gut. Ein Teil des Erlöses geht zurück an Volontarius.
Der Studiengang „Gastronomie und Önologie in Bergregionen“ der Freien Universität Bozen hat das gebraute Bier analysiert und erörtert, wie das überschüssige Brot darüber hinaus verwertet werden könnte. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, das Brot für kosmetische Produkte zu verwenden. „Bei der Produktion von Lebensmitteln werden Geld, Ressourcen und Arbeitskraft investiert, deshalb sollten wir auch überschüssige Ware wertschätzen“, so Bacci von Volontarius.
Die italienische Kammerabgeordnete Gadda betont: „Ich bin sicher, dass die Zusammenarbeit mit der Universität die Möglichkeiten zur Wiederverwendung eines so symbolträchtigen und wertvollen Produkts wie Brot erweitern wird. Es wird oft angenommen, dass Neugründungen und Innovationen nur eine Besonderheit der Unternehmenswelt sind. Erfahrungen wie die von Volontarius und dem Projekt ‚Bröseljäger‘ zeigen, dass der dritte Sektor auch ein Motor für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in unserem Land ist.“
Weitere Artikel zum Thema
Economy | Dati chocL'inflazione ci costa 1.000 euro al mese
Economy | MarktlageLebensmittel-Sektor wird durchgerüttelt
Economy | braukunstEin Schluck Brot
Bier aus Brotresten, coole…
Bier aus Brotresten, coole Idee. Wo gibt's die Verkostung?
Ein interessanter Artikel!…
Ein interessanter Artikel! Als "alter" Braumeister (Prüfung in Ulm vor beinahe 60 Jahren) ist es schwer nachvollziehbar, besonders wenn man das deutsche Reinheitsgebot berücksichtig. Dieses Reinheitsgebot wurde ja gerade deshalb eingeführt, da die unmöglichsten "Zutaten" im Bier verarbeitet wurden und man wollte die Biertrinker schützen. Die Zeiten ändern sich!
Stärke kann in Zucker…
Stärke kann in Zucker umgewandelt werden, der wiederum vergärt werden kann. Soweit so gut. Bei Gerstenbier ist es eben Maltose. Insofern kein Problem für das Reinheitsgebot, das ja nur in Bayern (oder ganz Deutschland?) gilt. Aber wie schmeckt sowas?
Eine bekannte Südtiroler…
Eine bekannte Südtiroler Brauerei setzte ihrem Bier Mais zu. Ein Zusatz von Brot ist sicher näher am bayerischen Reinheitsgebot als der von Mais, sofern das Brot nur aus Getreide (Weizen und Roggen) und Hefe oder Sauerteig ohne chemische Additive gebacken wurde. Auf Gerste als Hauptbestandteil kann man ohnehin nicht verzichten, da das Enzym Amylase, das die Stärke zu Zucker umbaut, vor allem in den Spelzen der Gerste vorkommt. Man kann zwar Amylase heutzutage auch biotechnisch herstellen, aber da entfernt man sich auch schon wieder vom Reinheitsgebot. Man köntte auch din die Biermaische spucken, weil der menschliche Speichel Amylase enthält, aber auch das ist vom Reinheitsgebot nicht vorgesehen, wird aber in gewissen Gegenden Afrikas gemacht, wo man Hirsebiert braut. Da die Hirse kaum Amylase enthält, wird sie durchgekaut und dann in den Braukessel gespuckt. Der Zusatz von Brot bei der Herstellung von Bier ist jedenfalls eine sinnvolle Verwendung von Brotresten. Ich genieße übrigens gerne ab und zu einen Gin, der aus Brotresten hergestellt wird. Sehr zu empfehlen.
Setzt immer noch Tirgg ein…
Setzt immer noch Tirgg ein und ist eben nicht dem Reinheitsgebot unterworfen, deswegen der feine, langanhaltende Schaum. Es ist richtig und wichtig, dass Lebensmittel nicht achtlos weggeworfen werden und dass man ihnen wieder die gebührende Wertschätzung entgegenbringt.
Antwort auf Setzt immer noch Tirgg ein… von nobody
Polentabier ist nicht meine…
Polentabier ist nicht meine Sache. Der feine Schaum, den ich bei der besagten Maisbierbrauerei absolut vermisse, kommt übrigens nicht vom Mais, sondern im Idealfall von einem guten Hopfen, im Zweifelsfall von chemischen Additiven. Ich würde Mais auch niemals achtlos wegwerfen, aber im Bier verzichte ich gerne darauf. Bier mit Brot schmeckt wesentlich besser.
War nicht als Werbung…
War nicht als Werbung gedacht, trinke derzeit bevorzugt Bier aus Niederbayern. Wenn ich denn Maisgrütze trinke, dann weils billiger ist und weil nicht 95% Wasser in der Gegend rumkutschiert werden - oder weil die Kneipe nur das aufschenkt.