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Ein sehr gerechtes Unentschieden

Der FC Südtirol erkämpft sich in Brescia einen Punkt. Selten war ein Unentschieden so gerecht. Wir haben uns dennoch die Schlüsselmomente genauer angesehen.
FC Südtirol gegen Brescia
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • Die Spiele gegen Brescia sind für den FC Südtirol in junger Vergangenheit immer etwas Besonderes gewesen: Das erste Spiel überhaupt in der Serie B ging damals zum Auftakt gegen Brescia 3:0 verloren. In der Rückrunde überraschte der damalige Trainer Bisoli alle mit einer aggressiveren Herangehensweise: Mit hohem Pressing wurde Brescia im heimischen Drusus Stadion besiegt.

    Auch das erste Aufeinandertreffen in dieser Saison hatte es in sich: Brescia - über 45 Minuten in Unterzahl - konnte sich ein 1:1-Unentschieden erkämpfen. Für Südtirol kam dieses Remis einer Niederlage gleich. Nun, war angesichts dieser Vorgeschichte ja alles angerichtet - möchte man meinen.

  • Laaaaangweilig...

    Tatsächlich war das heute in Brescia ein sehr müdes Gekicke. Valente formierte seine Mannschaft - wie zuletzt - im 3-5-2, brachte für Merkaj Pecorino in die Startelf, Neuzugang Arrigoni startete neben Tait (und Casiraghi). Sonst blieb alles gleich: Gegnerdruck erst in der eigenen Hälfte, Cagnano (linker Flügelläufer) und Ciervo (rechter Flügelläufer) ließen sich früh in die eigene Abwehrreihe zurückfallen - also: 5er-Kette.

    Brescia verteidigte ebenfalls sehr passiv, attackierte ebenfalls erst ab der Mittelinie und begnügte sich ebenfalls dmit, die Passwege ins Zentrum zu verschließen und den FCS nach außen zu drängen. Aus einer 4-4-2-Rautenformation verteidigten die Gastgeber im 4-3-1-2, was durchaus gut funktionierte, weil Südtirol den rechten Flügel nur einfach (d. h. mit einem Spieler) besetzt hatte, den dann entweder Jallow oder Mangraviti aufnehmen konnten. Auf der linken Südtiroler Seite bildeten Cagnano und Casiraghi phasenweise oft ein Angriffspaar, das in erster Linie von Dickmann im Verbund mit dem sehr fleißigen Bisoli verteidigt wurde. 

  • Brescia gegen den Ball: Erst auf Höhe der Mittellinie wurde gepresst. Hier gut zu sehen die Raute der Gastgeber (blau). Sobald sie sich tiefer in die eigene Hälfte zurückzogen, wurde die Formation flacher. Foto: SALTO
  • Der FCS baute wieder in einer 3er-Reihe (Kofler-Scaglia-Masiello) auf, schob sich dann meistens den Ball in dieser 3er-Reihe hin und her, ehe (meistens) Masiello Casiraghi bzw. Cagnano versuchte, anzuspielen. Die Zuspiele kamen oft auch an, viel daraus machen konnten die beiden nicht. Weil das zu eindimensional, zu vorhersehbar war. Casiraghi (Rechtsfuß) versucht immer, nach innen zu ziehen, dann zu das Spiel zu verlagern oder zu flanken. Cagnano (reiner Linksfuß) versuchte nahezu immer, eine Flanke in den Strafraum zu spielen. Einer, der öfter flankt, als das Spiel zu verlagern, und einer, der immerzu flankt - die Rechnung ist gleich gelöst: In der Mehrzahl gab es viele Flankenbälle in den Strafraum von Brescia.

  • Angriffsmuster des FCS: Cagnano im Ballbesitz wird gleich eine Flanke in Richtung Strafraum schlagen. Dort sind die FCS-Angreifer aber in Unterzahl (4-zu-2). Foto: SALTO
  • Nun ist Flügelspiel mit vielen Flanken ein durchaus legitimes Mittel, v. a. wenn man wuchtige Stürmer, wie Merkaj, Odogwu oder Pecorino, in seinem Kader hat. Allerdings war dieser Plan dieses Mal von Vornhinein wenig erfolgsversprechend. Problem: Die Flanken kamen meistens schon sehr früh (und aus dem Halbfeld: siehe Bild oben), so dass die zwei Südtiroler Angreifer im Strafraum immer in einer 4-zu-2-Unterzahl waren. Aus dem Mittelfeld konnten wegen dieser frühen Zuspiele ebenso wenig Spieler nachrücken. Die Angriffe versandeten, wirklich gefährlich wurde es für Brescias Hintermannschaft nicht.

  • FC Südtirol defensiv: Meistens verteidigte der FCS im 5-3-2. Erst ab der Mittelinie wurde der Ballführende angelaufen. Foto: SALTO
  • Wenn sonst nichts geht - Standards!

    Brescia baute ebenfalls in einer 3er-Reihe auf, konnte aber genauso wenig Angriffe zu Ende spielen. Sehr selten kamen die Gastgeber überhaupt geordnet ins Angriffsdrittel. Die Zentrumsspieler aus der Raute wichen immer wieder auf den Flügel aus oder ließen sich tief in die eigene Hälfte zurückfallen. Dadurch negierten sie aber alle strukturellen Vorteile der Rautenformation - das Spiel wurde zäh, unansehnlich und langweilig.

    Wie so oft in solchen Spielen entscheiden dann Standardsitutionen die Spiele - oder: eben nicht! Sowohl Südtirol (65. Minute - Eckball, Tor Pecorino), als auch Brescia (81. Minute - Elfmeter Borelli) kamen durch "ruhende Bälle" zu ihren Toren. Gewiss, Brescia spielte in der zweiten Hablzeit wesentlich dominanter (was v. a. mit der Einwechslung van der Loois unD seiner Positionierung vor der eigenen Abwehr zusammenhing) und hatte auch 1-2 gute Chancen, aber in Summe müssen wir festhalten: ein sehr gerechtes Unentschieden

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Am Pere Mo., 22.01.2024 - 08:09

Wieviel Zuseher aus Südtirol waren dieses Mal in Brescia? Wieder die üblichen 300-400, davon 200 von der faschistischen Gradinata Nord?
Ein erbärmliches Schauspiel, das Ganze. Man liegt in der Zuschauerstatistik auf dem vorletzten Platz (https://www.stadiapostcards.com/B22-23.htm), Dorfvereine haben oft mehr Zuseher.
Zum Vergleich, Elversberg in der 2. Bundesliga ist letzter in der Zuschauerstatistik, hat aber doppelt so viele Zuseher wie FC Südtirol.

Mo., 22.01.2024 - 08:09 Permalink
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Am Pere Mo., 22.01.2024 - 11:40

Antwort auf von SALTO Communit…

Ich äußere mich kritisch zum Verein FC Südtirol und hinterlege dies mit Fakten (geringe Zuschauerzahlen, geringe Identifikation in Südtirol, Spieler von auswärts, faschistische Fangruppen usw.). Sollte Ihnen die Thematik nicht ins Konzept passen, weil Sie - aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann - positiv über den Verein berichten wollen, dann können Sie mich gerne sperren.
Wenn Sie hingegen Kritik erlauben und einen kritischen, aber korrekten Stil pflegen, dann müssten Sie mein Gegenüber sperren.
Hat zwar mit Demokratie nichts zu tun, aber so funktionieren nun mal Systeme.

Mo., 22.01.2024 - 11:40 Permalink