Altes gegen Neues – der "Krieg" beginnt

Auf der einen Seite immer die Gleichen, auf der anderen die komplett Radikalen? Eine, zugegeben sehr persönliche und intime, Analyse des politischen Herbst 2013 in Südtirol. Und ein Plädoyer für eine ganz bestimmte Partei.

In Italien hat eine Partei mit extrem lauter Stimme 25% erreicht, die Grillini sind ein wichtiger Faktor geworden. Wie weit Sie extremistisch sind und den Zorn der Menschen in Gewalt kanalisieren werden unterliegt den Spekulationen und will ich auch nicht weiter thematisieren. Die Hoffnung bleibt, dass sie genau den richtigen und nötigen Druck ausüben um eine Veränderung herbei zu führen. Doch was passiert in Südtirol? Wen haben wir zur Wahl im Herbst? Wie „laut“ wird es werden? Was kann uns blühen?
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Zurzeit beschäftigt sich in Südtirol alles mit den Vorwahlen der SVP und ihrem Spitzenkandidaten. Dieser soll, wenn es nach dem Wunsch der Partei geht, die Spitze anführen und hoffentlich auch am meisten Vorzugsstimmen bekommen. Dann geht die Rechnung auf und die SVP kann ihn zum Landeshauptmann vorschlagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies gelingt, ist sehr hoch.

Diesen Herbst gibt es, neben den altbewährten Parteien, aber auch wahrscheinlich mindestens zwei, wenn nicht drei neuantretenden Gruppierungen: die Grillini sind so gut wie fix dabei, die Piraten kämpfen noch intern um genügend Kraft und eine neue soziale Partei bastelt anscheinend auch noch an ihrer Struktur, fest davon überzeugt, das soziale Gewicht im Oktober in die Waagschale zu werfen.

Welche Wahl haben wir also im Herbst? Um bei den „deutschen Parteien“ zu bleiben, damit es nicht zu kompliziert wird, haben wir also dieses Mal wahrscheinlich wirklich mehr Auswahl als sonst. Wobei die neuen Gruppierung noch zu verstehen sind, bei den alten bewährten Parteien tun wir uns leicht. Oder stimmt das vielleicht auch nicht?

Beginnen wir mit der größten Partei. Was ist denn mit der SVP zurzeit los? Krampfhaft versucht sie mit allen Mitteln ihr Image als System-Partei abzulegen. Sie machen einen auf Erneuerung, sprechen sogar von 3. Autonomiestatut für alle Sprachgruppen. Doch wie soll das gehen, wenn sie schon statutarisch verpflichtet sind, „nur das Beste“ für die Deutschsprachigen und Ladinischsprachigen heraus zu holen? Und was ist mit dem Aufbrechen des Systems? Werden mit einem eventuellen Einzug Kompatschers alle SVP-Funktionäre, SVP-Bürgermeister und SVP-Wirtschafts-Seilbahn-Miniherrscher in den Tälern entlassen? Das System verändert sich nicht, wenn an der Spitze der Eine oder die Andere ausgetauscht wird. Auch, und das möchte ich betonen, wenn ich glaube, dass die „neuen“ Damen und Herren wirklich persönlich daran glauben. Das kauf ich ihnen ab. Nur wird’s meiner Meinung nach nichts nutzen. Das Geflecht ist zu stark um das die gleiche Partei wirklich aufräumen kann.

Wobei wir bei den vier anderen deutschen Parteien wären. Die Freiheitlichen machen einen auf noch extremer mit radikaler Frontfrau. Den einen oder die andere werden sie zwar verschrecken, aber wenn sie es nicht zu falsch anstellen, werden sie sogar noch dazu gewinnen. Ich befürchte nur, dass die Rhetorik schärfer werden wird, speziell wenn es neue politische Konkurrenz mit anderen Gruppierungen für die gleiche Wählerschicht geben wird.

Bei der Südtiroler Freiheit wird das altbekannte Thema ihnen mit jedem Tag wo Italien tiefer in die Rezession schlittert mehr Auftrieb verleihen. Die strategisch und zeitlich perfekt anberaumte Referendumsfrage zur Selbstbestimmung wird ihr übriges tun. Schließlich sind sie das Original. Ich warte schon auf die kryptischen Aussagen einiger SVP-ler wenn die Umfragen einen gesteigerten starken Sympathiebonus der STF bekannt geben werden. Dann werden die SVP Kandidaten das Wort Selbstbestimmung sicherlich wieder anders interpretieren als in den Jahren zwischen den Wahlen. Ich wette sogar Karl Zeller wird den einen oder anderen Konjunktiv benutzen. Ist irgendwie wie die Überetscher Bahn. Rechtzeitig vor den Wahlen wird sie aus dem Keller geholt um nachher wieder in der Versenkung zu verschwinden.

Auf die Bürger Union gehe ich jetzt gar nicht ein. Ohne Restmandat wird sich Herr Pöder nach einer neuen Arbeit umsehen müssen. Aber vielleicht stellen ihn die Grillini als Marktschreier ein. (Verzeihen Sie Herr Pöder, das Wort „Marktschreier“  war jetzt vielleicht unter der Gürtellinie. Aber ihre Reden überschreiten sehr oft die ethisch-rhetorische Grenze, abgesehen von den billigen Vergleichen, und ihre Reden sind auch viel zu lang) Und was das Einstellen als Marktschreier betrifft. Wahrscheinlich wird das auch nicht klappen, wenn Herr Köllensperger bei den Grillini weiterhin etwas zu sagen hat. Und das ist auch gut so.

So, wer fehlt dann noch. Ach ja, da gibt es doch noch die Grünen-Verdi-Verc. Erst kürzlich fragt mich wieder mal einer: „ja für was stehen die Grünen eigentlich? Ist doch irgendwie alles nur mehr Wischi-Waschi. Sicherlich, Hans Heiss ist ja ein netter Kerl, aber sonst…“
Tja, und hier verstehe ich die Welt echt nicht mehr. Was die Grünen sind? Sie sind die, die seit Jahrzehnten den aktuellen Zustand unseres maroden Wirtschaftssystem voraus sagten. Sie sind die, die das Wort Nachhaltigkeit und Gemeinwohl schon prägten, als andere es noch gar nicht kannten. Sie sind die, die den Schutz der Umwelt forderten, als es Nachrichtensprechern noch verboten war von Klimawandel zu sprechen, den gäbe es nämlich anscheinend nicht. Ich könnte jetzt noch endlos so weiter machen, aber jeder der ein bisschen genauer einige Jahre zurück denkt, wird merken, dass die Grünen doch die wahren Propheten geworden sind. Egal wie man dann über Einzelthemen, Einzeldiskussionen unterschiedlicher Meinung sein kann, das was wir heute in Südtirol, in Italien, in Europa, in der Welt erleben, haben die Grünen uns schon lange gesagt. Nur wollten wir nicht hören. Wir glaubten den Versprechungen der schönen, glitzernden Welt die uns jetzt gerade um die Ohren fliegt. Den Grünen wird zu viel Gutmenschentum vorgeworfen. Ihnen wird fehlende Wirtschaftskompetenz vorgeworfen. Ihnen wird vorgeworfen nur zu diskutieren und nicht zu handeln. Hätten wir doch in den letzten 30 Jahren ein bisschen mehr diskutiert als uns von Goldman Sachs und Co. deren Handeln aufdrängen lassen. Wir, die mitten im Leben stehen, müssen schauen irgendwie noch über die Runden zu kommen und das kriegen wir vielleicht auch noch hin, doch was ist mit den Jungen? Was ist mit den Millionen 20ig Jährigen in Europa die uns beschuldigen sie vergessen zu haben?

Im Herbst haben wir drei Möglichkeiten: Entweder glauben wir (schon wieder), dass sich ein kaputtes System selbst ändern kann, oder wir wählen die, die alles in Stücke hauen möchten oder wir entscheiden uns endlich für die, die es uns schon lange gesagt haben und deren Menschenbild einen friedlichen Wechsel ermöglichen wird und muss. Auf das wirkliche Nachhaltigkeit auch unseren Kindern noch ein würdiges Leben ermöglichen kann.