Politik | Appell

Walcher bekommt Post von den Oldies

Die „Oldies for future“ fordern von den Landesräten für Landwirtschaft und Umwelt mehr Engagement für Nachhaltigkeit – auch der Bauernbund soll ordentlich nachlegen.
Walcher Luis
Foto: Facebook
  • Die „Oldies for future“ richten sich in einem offenen Brief an die Landesräte für Landwirtschaft und Umwelt, Luis Walcher (SVP) und Parteikollege Peter Brunner, sowie an den neuen Bauernbundobmann Daniel Gasser. Sie fordern die Einhaltung des Strategiepapiers „LandWIRTschaft 2030“. Walchers Vorgänger Arnold Schuler hat es als Landwirtschaftslandesrat letztes Jahr im Herbst vorgelegt. Dieser Plan adressiere essenzielle umweltrelevante Maßnahmen, darunter Klimaneutralität, Erhalt der Artenvielfalt sowie Boden- und Wasserschutz.

    Wie bekannt musste Schuler bei der Bildung der neuen Landesregierung als Landwirtschaftslandesrat abtreten, um den Wunschkandidaten des Bauernbunds den Vortritt zu lassen – dagegen konnte auch Landeshauptmann Arno Kompatscher nichts ausrichten. Dass ausgerechnet Walcher das ambitionierte Strategiepapier für eine nachhaltigere Landwirtschaft umsetzen wird, scheint deshalb unwahrscheinlich zu sein. 

  • Eine Aktion von Oldies for future am Waltherplatz in Bozen: Gemeinsam mit Fridays for Future fordern sie rasche Schritte für mehr Klimaschutz ein. Foto: Oldies for future

    Viel wahrscheinlicher ist es, dass das Papier in der Schublade verschwindet und Arnold Schuler als Landtagspräsident der konservativen Politik von Walcher tatenlos zusehen muss. Genau das wollen die „Oldies for future“ verhindern. „Wir sehen mit Sorge, wie Monokulturen, exzessiver Pestizideinsatz und nicht nachhaltige Viehdichten unsere natürlichen Ressourcen gefährden und die Biodiversität erheblich mindern“, schreibt Klauspeter Dissinger in Vertretung der Klimaschutzorganisation.

    Es sei die Pflicht der Empfänger dieses offenen Briefs, „aktive Schritte zur Umsetzung des Strategieplans zu ergreifen und sicherzustellen, dass alle Landwirte diesen Richtlinien folgen“. Eine sinnlose Bitte? Der ehemalige Vizebürgermeister von Bozen ist nicht dafür bekannt, auf Medien oder Organisationen anderer Weltanschauung offen zuzugehen. Stattdessen pflegt er sein Nahverhältnis zum Bauernbund: Eine seiner ersten Amtshandlungen als Landwirtschaftslandesrat war es, Ulrich Höllrigl, den bisherigen Vizedirektor des Bauernbundes, zu seinem Ressortdirektor zu ernennen. 

    Walcher selbst wurde als Kandidat des Bauernbundes letztes Jahr in den Landtag gewählt, mit 10.121 Stimmen hat er 1.781 Vorzugsstimmen mehr als Schuler erhalten. Jener hatte sich in Vergangenheit geweigert, als Kandidat für die Vorwahlen innerhalb des Bauernbundes zur Verfügung zu stehen. Er bemühte sich um Distanz zwischen der Landtagspolitik und einem der wichtigsten und einflussreichsten Lobbyorganisationen der Provinz. Seine Vision für Südtirol und seine Dialogbereitschaft – für alle Seiten – sind ihm zum Verhängnis geworden. Das zeigt leider eben auch, wie weit entfernt hierzulande die Umweltbewegung und der Bauernbund (noch) voneinander sind.