Wirtschaft | Milchwirtschaft

Produktion herunter fahren?

Der Auszahlungspreis ist gestiegen, die Menge sinkt – was Landesrat Walcher über Zukäufe, Absatzmengen und Bauern denkt, die ihre Milch ins Trentino liefern.
Milch
Foto: Othmar Seehauser
  • Im Rahmen der heutigen Vorstellung des Agrar- und Forstberichts des Jahres 2023 kam Landesrat Luis Walcher unter anderem auch auf die Milchwirtschaft zu sprechen. Dank der guten Zusammenarbeit der Südtiroler Milchhöfe sei man imstande gewesen, durch eine geschickte Vermarktung den Milchpreis anzuheben. Allerdings müsse man auch feststellen, dass die Betriebe in den vergangenen zwei Jahren um zehn Prozent geschrumpft seien - entsprechend ist auch die Milchmenge gesunken. „Das muss uns nachdenklich stimmen“, sagte Walcher, denn derzeit produziere Südtirol gerade jene Milchmenge, die „es brauche“. Zu bestimmten Zeiten müsse jedoch Milch zugekauft werden. 

  • Milchproduktion in Südtirol: Während der vergangenen Jahre sank die Milchproduktion, was die Genossenschaften nun vor großen Herausforderungen stellt. Foto: Autonome Provinz Bozen
  • Wie Walcher auf Nachfrage mitteilte, bereite diese Entwicklung zunehmend Sorgen: Maschinen in den verarbeitenden Betrieben müssten ausgelastet werden und Probleme würden sich auch daraus ergeben, wenn der Markt nicht mehr mit dem geforderten Produkt versorgt werden könnte.

  • Landesrat Luis Walcher: „Bei einigen sind wir davon nicht mehr weit entfernt – am Statut und Genossenschaftsrecht wollen wir jedoch nicht rütteln.“ Foto: LPA/Greta Stuefer

    „Für zukünftige Investitionen ist das kein guter Berater“, so der Landwirtschaftslandesrat. Walcher sprach damit auch das grundsätzliche Problem der Genossenschaften an: die hohen Zukaufsmengen. Laut Genossenschaftsrecht müssen nämlich mehr als 50 Prozent der Milch von den Mitgliedern geliefert werden. Bereits in der Vergangenheit befanden sich nach Informationen von SALTO einige Genossenschaften hart an der Grenze zu dieser Marke. „Bei einigen sind wir davon nicht mehr weit entfernt – am Statut und Genossenschaftsrecht wollen wir jedoch nicht rütteln“, erklärt Walcher. Auf die Frage, ob dies nicht einfach dadurch umgangen werden könne, indem ein Zulieferer als Mitglied aufgenommen wird, erklärt der Landwirtschaftslandesrat, dass sich in einem solchen Falle die Frage stelle, ob man das Markenzeichen Südtirol noch verwenden solle bzw. dürfe. „Erfolge wie die Heu- oder Bio-Milch müssen fortgesetzt werden“, so Walcher, der betonte, dass man die Qualität, auf die man bisher stolz war, halten müsse – auch wenn man damit Gefahr laufe, „dass der Markt nicht mehr im vollen Umfang beliefert werden kann. Und vielleicht liebäugelt doch der eine oder andere Bauer, der zurzeit seine Milch ins Trentino liefert, mit der Vorstellung, wieder an einen Südtiroler Abnhemer zu liefern“. Wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl ins Wipptal, wo acht Bauern sich vor zwei Jahren im Streit vom Milchhof Sterzing getrennt haben.