Politik | Goethe-Schule

Rückendeckung für Falkensteiner

Schulamtsleiterin Sigrun Falkensteiner erhält Rückendeckung aus der Bildungsdirektion. Rücktrittsforderungen seien völlig haltlos, so Bildungsdirektor Gustav Tschenett.
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Foto: LPA / Barbara Franzelin
  • Reihenweise trudelten gestern (26. September) in den Redaktionen Pressemitteilungen mit Rücktrittforderungen an Schulamtsleiterin Sigrun Falkensteiner ein. Neben der Süd-Tiroler Freiheit und dem freien Abgeordneten Andreas Leiter-Reber meldete sich auch Otto Mahlknecht, Vize-Obmann der Freiheitlichen, zu Wort. Als Begründung für die Rücktrittsforderung wird das Disziplinarverfahren angeführt, das gegen die Direktorin der Goethe-Schule, Christina Holzer, eingeleitet wurde. Rückendeckung erhält Falkensteiner allerdings aus der Bildungsdirektion. Um 19.38 Uhr gestern Abend leitete der persönliche Referent von Landesrat Philipp Achammer, René Ploner, die Stellungnahme von Bildungsdirektor Gustav Tschenett an die Medien weiter. Wie es in dem Schreiben heißt, habe Sigrun Falkensteiner in ihrer Funktion als Schulamtsleiterin die Pflicht, rechtswidrigen Handlungen, die in ihrem Aufgabenbereich fallen und ihr zur Kenntnis gebracht werden, nachzugehen. „Der Führungskraft der Goethe-Schule wurde bereits im Sommer mitgeteilt, dass eine Klassenbildung, so wie sie sie geplant und dann auch durchgeführt hat, den gegenwärtigen gesetzlichen Bestimmungen widersprechen. Dieser Anweisung wurde nicht nachgekommen und daraufhin wurde die besagte Klassenbildung aufgehoben, mit der Konsequenz, dass ein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde, um alle weiteren Schritte zu klären. Im Disziplinarverfahren wird geklärt, wie weit die Verfehlungen gehen, nicht mehr und nicht weniger. Die Forderung in diesem Kontext, eine Amtsperson soll ihre Funktionen niederlegen, nur weil sie ihre Aufgaben korrekt erfüllt, ist völlig haltlos. Sie widerspricht allen Gepflogenheiten einer Rechtsordnung und spricht auch für die Personen, die diese Forderung stellen“, so Tschenett.

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Profil für Benutzer Katrin Isolde Pschierer
Katrin Isolde … Fr., 27.09.2024 - 10:28

In Südtirol existiert ein gerne verdrängtes Gremium mit dem Namen "Landesschulrat", es sollte die Landesregierung in bildungspolitischen Fragen beraten.
Unter anderem erstellt es Gutachten zu Schulversuchen und didaktischen Neuerungen sowie Richtlinien zur schulischen Integration benachteiligter Kinder.
Ein hoher Anteil an Lehrpersonen, Gewerkschafter, die Direktoren und Inspektorenvertretungen, Eltern und Schülervertretungen, Universität, Schülerheime, Gemeinde etc. liefern ausreichend Expertise aus allen Bereichen und Blickwinkeln der realen Schulwelt um sich der seit langem bekannten Problematik anzunehmen und nach rechtlich möglichen und zielführenden Lösungen zu suchen.
Weder die Landesschuldirektion, noch der zuständige Landesrat, aber auch nicht Frau Holzer als Direktorin hat eine Anfrage an den Landesschulrat gestellt, um ein Gutachten zu diesem Schulversuch zu erhalten, oder Richtlinien zur besseren schulischen Integration von benachteiligten Schülern zu besprechen.
Stattdessen wird von politischer Seite überstürzt eine interne Kommission zum Thema eingerichtet und von Seiten der Direktorin wurden die Medien zur Unterstützung herangezogen.
Das Disziplinarverfahren wird nun von beiden Seiten zum letzten Gemetzel stilisiert.

Wie wärs mit weniger Drama und einer Revitalisierung, demokratischer, deliberativer Organe?

Fr., 27.09.2024 - 10:28 Permalink
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Salto User
Martin Waldner Fr., 27.09.2024 - 13:01

Sehr geehrte Frau Falkensteiner, sehr geehrter Herr Tschenett, sollte das mit der Disziplinarstrafe so stimmen und abgesehen von allen „Sachzwängen“, die Sie ins Feld führen mögen und abgesehen von den „Interventionen des Tagblattes“, möchte ich es mit Verlaub und mit den Worten des Kabarettisten Johann König sagen: „wie doof bzw. hörig kann man als sogenannte Führungskraft sein“?

Fr., 27.09.2024 - 13:01 Permalink
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Profil für Benutzer Josef Prantl
Josef Prantl Fr., 27.09.2024 - 15:40

Es ist erschreckend, wie die Diskussion über den Umgang mit Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund und mangelnden Sprachkenntnissen zunehmend politisiert wird. Insbesondere die Berichterstattung in den Medien ist der Sache nicht dienlich. Den laut gewordenen Rücktrittsforderungen an die Landesschuldirektorin widerspreche ich entschieden. Anstatt nach Lösungen zu suchen und einen konstruktiven öffentlichen Diskurs zu führen, wird die Problematik zum Wahlkampfthema gemacht. Entscheidungsträger und Medien sollten die Diskussion versachlichen und die pädagogische Expertise und die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler in den Vordergrund stellen. Ebenso wichtig ist es jedoch, die notwendigen Ressourcen für einen guten Unterricht in der inklusiven Schule zur Verfügung zu stellen. Vor einem Jahr gab es in Bayern eine ähnliche Debatte, allerdings dort von der AfD losgetreten:

"AfD will Sonderklassen für Kinder, die zu Hause nicht Deutsch sprechen. Die bayerische AfD geht im Landtagswahlkampf mit teilweise radikalen Forderungen auf Stimmenfang. Spitzenkandidat Martin Böhm verlangte bei der Vorstellung des Wahlprogramms am Dienstag in München zum Beispiel einen gesonderten Unterricht für alle Grund- und Mittelschulkinder, die zu Hause nicht Deutsch sprechen.Böhm sprach sich für einen getrennten Unterricht an Grund- und Mittelschulen von Kindern mit Deutsch als Muttersprache und den «anderen Kindern» aus, die nicht oder nicht so gut Deutsch sprechen. Letztere sollten «in ganz besonderen Klassen weitergebildet» werden – «keinesfalls mit Kindern, die die Sprache perfekt beherrschen. Weil immer wenn Sie zwei Flüssigkeiten zusammenschütten, dann erhalten Sie irgendwo eine Mischung.» Und man könne nicht tolerieren, dass Kinder, die hier geboren seien, Schulen besuchen müssten, in denen ihnen Bildung, die sie verdient hätten, aus Rücksicht auf andere nicht zukomme." (Quelle: News4teachers / mit Material der dpa, 18. Juli 2023

Fr., 27.09.2024 - 15:40 Permalink
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Elisabeth Garber Fr., 27.09.2024 - 17:08

Finde die Beiträge vom pensionierten M. Klammer eindeutig wichtiger und vor allem besser.
Herr Prantl dramatisiert m.M.n. ganz im Sinne der Drama-Queen SVP.

Fr., 27.09.2024 - 17:08 Permalink
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Hartmuth Staffler Fr., 27.09.2024 - 18:04

Auch wenn Frau Falkensteiner zurücktreten sollte, dürfte wohl kaum eine vernünftigere Person nachkommen, da die Fäden ja auf höherer Ebene gezogen werden. Der Fisch stinkt vom Kopf, und das biedere Volk stört sich an ein paar lästigen Gräten.

Fr., 27.09.2024 - 18:04 Permalink
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Salto User
nobody Fr., 27.09.2024 - 20:35

So ist es. Achammer kümmert sich lieber um Stundenpläne, die kein Mensch will. Nur um vom eigentlichen Thema abzulenken: Guten Unterricht für die deutschsprachigen Schüler zu gewährleisten. Für die rein italienischsprachigen Schüler ist die italienische Schule zuständig. Dann soll der Deutschunterricht an den italienischen Schulen eben verbessert werden (z.B. Klassen mit Schülern, die wirklich Deutsch lernen wollen und besseren Lernbedingungen). Will man rein italienischsprachige Kinder in der deutschen Schule haben, dann reichen die paar Peanuts, von denen Achammer spricht, bei weitem nicht aus, allen Schülern einen angemessenen Unterricht zu gewährleisten. Wer das Geld für einen Punto ausgibt, bekommt eben keinen Porsche. Allerdings haben die Eltern, die ihre Steurn brav bezahlen, Anrecht auf eine funktionierende Schule.

Fr., 27.09.2024 - 20:35 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Piger
Martin Piger Fr., 27.09.2024 - 22:21

Wenn es nicht zum Plärren wäre, wäre die Situation ja irrsinnig komisch:
Der Kapitän springt von Bord, weil die Situation nicht politisch wäre, und die Schiffsoffiziere massregeln die Matrosen, die beim Versuch das schon halb untergegangene Schiff vor dem endgültigen Absaufen zu retten nicht die vorgeschriebene Prozedur befolgen!
Bloss keine Panik auf der Titanic, wir haben alles im Griff!

Fr., 27.09.2024 - 22:21 Permalink