Wirtschaft | Baubranche

CO2-neutraler Beton – geht das?

Das weltweit meist genutzte Baumaterial verursacht 7 Prozent der CO2-Emissionen. Die EU macht nun Druck auf die Branche, Südtirols Unternehmen sehen das soweit gelassen – sie leisten bereits Vorarbeit.
Kusstatscher, Auer, Ploner, Grünfelder;
Foto: massiv gut - forte per natura
  • Werner Kusstatscher und Christian Grünfelder von der Südtiroler Beton Vereinigung Concrete haben an einem verregneten Freitagvormittag Zeit, um im Videocall über Nachhaltigkeit in ihrer Branche zu sprechen. Sie wissen, dass das Thema für viele Menschen außerhalb ihrer Branche weder sonderlich spannend noch verständlich ist. 

     

    „Bis spätestens 2045 sollte die Zementproduktion größtenteils klimaneutral sein.“

     

    Verbrennungsprozesse, Transportwege, Emissionshandel der Europäischen Union (EU) oder Materialunterschiede – wie die Baubranche einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, hängt mit vielen Faktoren zusammen und füllt Tausende Seiten Fachliteratur. Nicht ohne Grund: Der Gebäudesektor verursacht weltweit 37 Prozent der Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO2), so die Einschätzung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Dazu tragen nicht nur die Bauarbeiten bei, sondern auch der Energieverbrauch im fertig gebauten Haus, etwa Heizung und elektrische Geräte. Dennoch ist die Baubranche ein wichtiger Player bei der Umstellung auf nachhaltiges Wirtschaften. 

    Ein Fokus liegt hier auf dem weltweit meist genutzten Baumaterial: Beton. Südtirol ist hier keine Ausnahme, bestätigt Concrete-Präsident Werner Kusstatscher von Beton Eisack. Weltweit ist die Betonproduktion für 7 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Zum Vergleich: Der Flugverkehr trägt laut Studien mit rund 4 Prozent zur globalen Erderwärmung bei. Christian Grünfelder, von Beton Lana und Concrete-Vizepräsident, prognostiziert: „Bis spätestens 2045 sollte die Zementproduktion größtenteils klimaneutral sein.“

  • Gebäudesektor: Er verursacht weltweit rund 37 Prozent der CO2-Emissionen, hier im Bild die Stadt Bozen. Foto: Boznerluft
  • CO2-Handel

    Bereits heute ist die Zement-Produktion als Teil der energieintensiven Industrie dem Emissionshandel der EU unterworfen. Der an der Börse gehandelte CO2-Preis pro Tonne wird beim Verkauf von Zement miteinberechnet. Abnehmer ist auch die Südtiroler Betonindustrie. „Rund 90 Prozent der CO2-Emissionen beim Beton kommen aus der Zementproduktion“, so Kusstatscher. In Südtirol selbst gibt es keine Zementproduktion. Dieser wird mit LKW aus den Zementwerken nördlich oder südlich der Alpen angeliefert. 

    Dass sich der Emissionshandel für den Klimaschutz auszahlt, zeigt eine Analyse des deutschen Umwelbundesamts: Seit Einführung der CO2-Bepreisung im Jahr 2005 sanken die Emissionen in den betroffenen Wirtschaftssektoren – europaweit rund 9.000 Anlagen der Energiewirtschaft und der energieintensiven Industrie – um 48 Prozent. Seit 2012 ist auch der innereuropäische Luftverkehr und seit 2024 der Seeverkehr Teil des Emissionshandels. Ab 2027 will die EU im Verkehr- und Gebäudesektor den CO2-Preis einführen. 

  • Foto: Alin Sellemond/SALTO/UNEP

    Kusstatscher und Grünfelder sehen dieser Entwicklung soweit gelassen entgegen: Um Klimaschutz komme ein Unternehmen früher oder später nicht mehr herum. In Deutschland existieren bereits erste Projekte, um CO2 aus den Abgasen der Industrie einzufangen und zu komprimieren. „Für die Zementproduktion würde das eine große CO2-Einsparung bedeuten und somit auch den CO2-Fussabdruck für Beton stark reduzieren“, sagt Grünfelder. 

    Derzeit werden erste CO2-arme Zemente auf dem Markt gebracht, welche mit alternativen Füllstoffen wie Flugaschen, Kalksteinmehl oder Hochofenschlacken vermischt werden und so einen geringeren CO2-Fußabdruck je Tonne aufweisen. Auch die Verwendung von Recyclingschotter reduziert den CO2-Fußabdruck des Betons. Die nachhaltigere Produktion erhöht allerdings auch die Kosten, Grünfelder geht von einer Kostensteigerung um das Doppelte aus – ein Prozess, der mehrere Jahre in Anspruch nehmen dürfte. 

    In der Zwischenzeit arbeitet Concrete mit der Agentur für Bevölkerungsschutz an einem Pilotprojekt in Ulten: Beim Bau von Schutzdämmen im Auftrag der Wildbachverbauung soll CO2-armer Zement verwendet werden, die Ausschreibung für den Auftrag sei in Vorbereitung. „Leider sind viele Bauherrn da noch zurückhaltend, deshalb muss die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorausgehen und mit Pilotprojekten zeigen, dass es möglich ist, heute schon durch die richtige Auswahl des Betons bis zu 30 Prozent des CO2 einzusparen“, sagen Kusstatscher und Grünfelder. 

    Anfang des Jahres hat Concrete außerdem mit dem Baukollegium, den Konsortium Bau.recycle und dem Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister lvh die Kampagne „massiv gut – forte per natura“ gestartet. „Im Vergleich zu Holz bietet die Massivbauweise mit Beton eine sehr hohe Lebensdauer“, erklärt Kusstatscher. Auch wenn beim Holzabbau keine so hohen CO2-Emissionen anfallen wie beim Beton, sei der Waldbestand, etwa auch in Südtirol, zu klein, um die Nachfrage nach Baumaterial alleine mit Holz zu bedienen. 

    Das Umweltschutzprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) empfiehlt der Baubranche, weniger und besser zu bauen, dabei wenn möglich nachwachsende Rohstoffe wie Holz oder Bambus zu verwenden und den CO2-Ausstoß bei anderen Baumaterialien wie Zement, Stahl und Aluminium zu reduzieren.  

Alles schön und gut…..
Aber sollte die Firma PROGRESS tatsächlich den Brixner Auwald für ihr neues Betriebsgebäude zur Unterbringung von 3D-BETON-Druckern roden, hat die Südtiroler Beton Vereinigung Concrete sowieso jede Glaubwürdigkeit verloren!
Grund: man kann für diese sehr klimaschädliche Produktionsweise doch nicht einen so wertvollen Auwald zerstören, welcher ja diesen freigesetzten Kohlenstoff (CO2) speichert und somit verhindert, dass dieser wiederum zur Erderwärmung beiträgt…..
Das was die Herren Kusstatscher und Grünfelder im obigen Artikel so von sich geben klingt meiner Meinung nach ziemlich nach GREENWASHING…..

Sa., 05.10.2024 - 21:29 Permalink

Alles schön und gut…..
Aber sollte die Firma PROGRESS tatsächlich den Brixner Auwald für ihr neues Betriebsgebäude zur Unterbringung von 3D-BETON-Druckern roden, hat die Südtiroler Beton Vereinigung Concrete sowieso jede Glaubwürdigkeit verloren!
Grund: man kann für diese sehr klimaschädliche Produktionsweise doch nicht einen so wertvollen Auwald zerstören, welcher ja diesen freigesetzten Kohlenstoff (CO2) speichert und somit verhindert, dass dieser wiederum zur Erderwärmung beiträgt…..
Das was die Herren Kusstatscher und Grünfelder im obigen Artikel so von sich geben klingt meiner Meinung nach ziemlich nach GREENWASHING…..

Sa., 05.10.2024 - 21:29 Permalink

Man kann ALLES schön reden + auf dem Papier KLIMA-neutral rechnen ...
Ob die Natur aber die SORG-lose Verschwendung der -f o s s i l e n- Energie noch weiterhin schlucken kann, ist auf Grund der pysikalischen Grundlagen nicht möglich ...

Di., 08.10.2024 - 07:40 Permalink