Kultur | Theater

Am Ende bleibt der Mensch

Zum 30. Todesjahr von Alexander Langer inszeniert Regisseur Peter Stuppner für die Dekadenz ein Stück, das den Menschen hinter dem Namen Alexander Langer zeigen will. "Himmelfahrtsrisse. Bilder zu Alexander Langer" ist kurzweilig - und ein gelungenes Debüt.
"Himmelfahrtsrisse"
Foto: Andreas Tauber (flipflopcollective)
  • Mit gestreiftem Hemd, Turnschuhen und eckiger Brille steht Alexander Langer auf der Bühne im Keller der Dekadenz und blickt ins Publikum. Zum 30. Todesjahr des Südtiroler Politikers und Aktivisten, vor allem aber in Erinnerung an den Menschen dahinter, lässt Peter Stuppner in seinem Stück "Himmelfahrtsrisse. Bilder zu Alexander Langer" den im Juli 1995 verstorbenen Langer wieder auferstehen. Nicht als Politiker oder Aktivisten, nicht als Pazifist, Lehrer, Journalist oder Übersetzer, den es biografisch zu umreißen gilt, sondern als Menschen.
     

    Szenen und Personen gehen ineinander über, ebenso wie die Dialekte, die sie prägen...


    Der 29-jährige Regisseur aus Bozen, der in Innsbruck und Wales Literatur und Theater studiert und in Rostock am Theater gearbeitet hat, inszeniert mit “Himmelfahrtsrisse” erstmals in Südtirol. In seinem Stück nähert er sich Alexander Langer über Episoden und Erinnerungen - und über die Menschen, die sie erzählen.
    Dafür schlüpfen Peter Schorn, Viktoria Obermarzoner und Helga Pedross, die Haupt- und Nebendarsteller:innen zugleich sind, von einer Rolle in die andere, vom linken Fabrikarbeiter in die deutsche Touristin, von Alexander Langer in den Heiligen Christophorus und zurück. Jede Szene, die anekdotisch an Momente im Leben Langers erinnert, sieht die drei Schauspieler:innen in einer neuen Konstellation, einmal wird Langer von dem einen, einmal von der anderen gespielt. Szenen und Personen gehen ineinander über, ebenso wie die Dialekte, die sie prägen: So wird vom Deutschen ins Italienische gewechselt, vom Brixner Dialekt zur Berliner Schnauze. Vor allem Peter Schorn beeindruckt mit unzähligen Färbungen und Nuancen, die er in seine Stimme packt und zwischen denen er beliebig hin und her springen kann. 

  • Streikende Fabrikarbeiter: Helga Pedross, Viktoria Obermarzoner und Peter Schorn Foto: Andreas Tauber (flipflopcollective)
  • Wer ist Alexander Langer?

    Trotz der vielen Wechsel und Übergänge bleibt das Stück zugänglich - auch oder gerade für jene, die Langer nur vom Hörensagen kennen. "Wer ist dieser Alexander Langer?, wird im Stück wieder und wieder gefragt und immer wieder neu beantwortet: “Do bui va do Opiteggarin”, heißt es da, oder ”a lästigo Seckl, oano der wos in die Deitschn und in die Italiena auf die Nervn gongen isch”.

    In Gedanken spricht Langer mit dem Heiligen Christophorus, mit Gott - oder mit N. C. Kaser, der aus dem Grab zu ihm spricht, der die Heimat, die Menschen nicht mehr “derpackt” hat. Und er selbst? “Ich derpacks”, sagt der Langer. Er schafft es, die Leute abzuholen. Und wirklich: Er sitzt ihnen gegenüber, nimmt sich deren Probleme an, verspricht “ein paar Zeilen” für Die Zeitung, hört zu. Auch dann, wenn man ihm vorschlägt, sich dafür einzusetzen, dass die für die Ukraine bestimmte Munition den Schützen für den nächsten Kirchtag überlassen werden soll. 

  • Der Schorn-Langer (links):: "Vielleicht kann ich mir das mal näher anschauen". Foto: Andreas Tauber (flipflopcollective)
  • Platte Witze, überspitzte Interpretationen und komische Momente verleihen dem Stück Klarheit und Einfachheit. Eigenschaften, die sich auch im Bühnenbild von Mirjam Falkensteiner widerspiegeln. Und auch Regisseur Stuppner scheint nach einem einfachen, klaren Zugang zu Langer gesucht zu haben, wenn er im Programmheft erklärt, sein Lieblingszitat von Alexander Langer sei: “Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein”.
    Trotz aller heiteren Momente und der kurzweiligen Interpretation - oder vielleicht gerade deswegen - ist es das Ernsthafte, das Tragische an Langer, das immer wieder an die Oberfläche drängt: der Mensch, der es "derpackt", Mensch zu sein.

  • Am morgigen 22. Februar würde Alexander Langer seinen 79.  Geburtstag feiern. Er verstarb Anfang Juli vor 30 Jahren.
    Der Abendtermin zu Langers Geburtstag ist bereits ausverkauft. Für weitere Termine gibt es noch Tickets. 12. / 13. / 14. / 15. März, jeweils um 20 Uhr. Und am 16. März um 18 Uhr.

    Info: Dekadenz

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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Sa., 22.02.2025 - 06:54

Langer war ein paar Jahrzehnte zu früh ...,
..., würde jetzt dringend ..., um der ... Gesellschaft den Spiegel vor zu halten!

Sa., 22.02.2025 - 06:54 Permalink