Politik | Europa, bewegt

Women of Scotland

Ja, er gefällt mir, der Gedanke: Wenn Schottland heute, am 21. September 2014, immer noch Teil des UK ist, dann verdanken wir das zu einem stattlichen Teil seinen Frauen.
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Schon in der letzten Vorwahl-Umfrage (15. bis 17.9.) zeichnete sich ab, dass eine weibliche Mehrheit von 57 Prozent gegen die Abspaltung stimmen wollte. Die (sporadischen) Nachwahlbefragungen haben diese Prognose bestätigt. Mir hat das eine kleine Geschichte in Erinnerung gerufen, die mein Vater zu erzählen pflegt, und derzufolge sein Vater einst gern den Verlockungen und Verheißungen der damaligen „Politik“ gefolgt und ausgewandert wäre, in eine – vermeintlich - bessere Zukunft und reichere Heimat. Allein, „di Mueter isch ihm net gongen.“ Die Schottinnen wollten auch nicht „gehen“, vielleicht, weil „es keine Antworten gab“, auf die wichtigen Fragen und Frauen dazu neigen, im Zweifel die Sicherheit dem Wagnis vorzuziehen. Es ist ja dieser nicht der schlechteste aller Wege.

So mancheineR mag sich auch überfordert gefühlt haben, von der Größe der Entscheidung, die zu treffen war, und von ihrer Tragweite. Dieser Gedanke kam mir zum ersten Mal, als sich herausstellte, dass die Wahlbeteiligung nicht ganz so hoch war wie die entsprechenden Prognosen, und zum zweiten Mal, als sie ausgerechnet in der Nationalistenhochburg (!) Glasgow ziemlich weit unter dem Landesdurchschnitt lag. Das ließe doch übrigens durchaus den Verdacht zu, dass seitens der links-progressiv-inklusivistischen National-Sezessionisten vielleicht doch ein gewisser Druck auf die Bevölkerung ausgeübt worden sein könnte, wenn auch ein sehr subtiler, und dass im letzten Moment den einen oder die andere die Nerven verlassen haben könnten.

Denn tatsächlich trug ja jede einzelne der Wählerinnen ganz allein daran, an dieser nicht unbeträchtlichen Bürde, in der Wahlkabine, ohne den „Trost“, dass der gewählte Politiker/die gewählte Partei ja notfalls wieder abgewählt werden könnte, falls die Wahl sich als falsch und ihre Folgen sich als unbequem herausstellen sollten (diese Wahrscheinlichkeit war ja gar nicht so gering im schottischen Abspaltungsszenario). Im Falle der Schottinnen – Schotten natürlich auch – gab es aber niemanden, zum Abwählen und mit-Tomaten-bewerfen, am Tag danach. Und also frage ich mich seither: Wer trägt eigentlich die Verantwortung, für die Folgen, wenn das Volk entscheidet? Alle gemeinsam? Niemand?

Nicht weniger außerordentlich ist, glaube ich, was eine englische Bewohnerin der königlichen Insel in das Mikro des Reporters fragte, ebenso empört wie bestürzt: Wie könne es sein, fragte (sich) die Frau öffentlich, dass eine kleine Minderheit (ca. 4 Millionen Schotten) über ihr – also das der Engländerin - und das Wohl und Wehe der anderen Landeshälfte (mit etwa 40 Millionen Einwohnern), ab- und be-stimmen könne, einfach so, und dass sie selbst und mit ihr die große Mehrheit der Bevölkerung nichts dazu sagen und noch weniger tun kann?!

Ist das Demokratie? Oder ein Problem? Aber auch: Wie sehr dürfen die demokratischen Rechte der einen jene der anderen beeinträchtigen und beschneiden? In Wahrheit, glaube ich, fängt genau hier „Nationalismus“ an, und da ist ganz und gar einerlei, ob er – wie Klaus-Dieter Frankenberger in der FAZ schreibt – (sich) „unter dem Stichwort soziale und historische Gerechtigkeit als progressive Kraft drapiert“, und links daherkommt. Einen sehr unschönen Beigeschmack hat in meinen Augen übrigens auch, dass Alex Salmond keine Skrupel hatte, seiner Bevölkerung Sicherheiten vorzugaukeln, die er selbst keineswegs hatte. Das ist übelster Populismus, wenn nicht Betrug an der eigenen Bevölkerung.

Nichtsdestotrotz stehen wir vor der Erkenntnis, dass ein kleines Völkchen von gerade Mal etwa 5.000.000 Köpfen durchaus die Kraft und die Macht gehabt hätte, Europa nachhaltig zu verändern, im Kollateralschaden-Modus. Bestimmt – es ist nicht gesagt, dass es u. U. Europa nicht hätte zum Besseren verändern können. Das Gegenteil ist aber auch keineswegs gewiss. Wir wissen es nicht, und haben nur Wahrscheinlichkeiten - im bestmöglichen Fall -, oder gar nur Hoffnungen bis Illusionen. Inwiefern ich es durchaus klug fände, dass in solch weit reichenden und schwer wiegenden Belangen lieber mit Filzpantoffeln und Samthandschuhen  hantiert würde, statt mit Elefantenfüßen durch den Porzellanladen zu trampeln. Einerseits.

Andererseits täten Regierungen,  kleine und große, hohe und weniger hohe vermutlich gut daran,  sehr genau hin zu hören und hin zu spüren, was da rumort, in der Bevölkerung, und warum es rumort. Ich denke – bzw. ist, was ich aus dem schottischen Referendum verstanden zu haben glaube - dabei  recht belanglos, ob diese Bevölkerung die „eigene“ ist, oder die des Nachbarn, oder dessen Nachbarn. Wenn also beispielsweise in Spanien die Katalanen ein Sezessions-Referendum erzwingen wollen, dann wäre es durchaus angebracht, dass sich die übrigen europäischen Regierungschefs mit Spaniern und Katalanen zur Besprechung und Lösungsfindung an einen gemeinsamen Tisch setzen. Denn es gibt – auch das kann am schottischen Referendum sehr schön abgelesen werden – keine „nationalen“ Probleme (mehr), in Europa. Es gibt nur europäische Probleme, und europäische Lösungen. Was immer Einer tut, hat Folgen, direkte und indirekte, mehr oder weniger schwer wiegende und weit reichende, für die anderen. Aber das müssen die Menschen Europas ja vielleicht erst lernen und begreifen.

Es dürfte allenfalls schwer werden, zu unterscheiden, was zuerst kam, oder auch:  Wie schaut’s in diesem Falle aus, mit der berühmten Frage nach „Henne oder Ei“? Ist der allenthalben aufkeimende und rasch sich ausbreitende Nationalismus (Regionalismus?) Ursache oder Folge des „diffusen Unbehagens“, das die Menschen erfasst zu haben scheint? Ist dieses Unbehagen etwas Eigenständiges, Nachvollziehbares, Erklärbares und Messbares? Oder wird es nach einem politischen Strickmuster und mit einem politischen Plan von politischen Kräften entfacht, und geschürt? Wo geht es um berechtigte Sorgen und Nöte, und wo um blanken, egoistischen und egozentrischen Nationalismus? Sind nationalistische Strömungen, Bewegungen und Ideologien der Blasebalg für das Feuer sezessionistischer Kräfte - oder ist es umgekehrt?

Und nicht zuletzt: Ist denn grundsätzlich das Denken und Planen nach historischen, sprachlichen, kulturellen Mustern und Vorlagen überhaupt noch zeitgemäß? Sabine Riedel beschreibt es für die NZZ so (http://www.nzz.ch/meinung/debatte/die-eu-muss-sich-mit-dem-separatismus-auseinandersetzen-1.18384834):

„Deshalb werden sich die Staaten Europas auch über die EU hinaus mit den Argumenten des Separatismus auseinanderzusetzen haben. Sie sollten intensiver prüfen, ob Staatsgründungen auf der Basis kultureller, sprachlicher oder historischer Vorbilder tatsächlich ein demokratisches und progressives Anliegen sind, wie die EFA und ihre Mitgliedsorganisation SNP behaupten. Oder verbirgt sich dahinter nicht ein vormodernes Staatsverständnis, das die territoriale Integrität unserer demokratischen Willensnationen untergräbt?
Wer zur heutigen europäischen Friedensordnung steht und die Zusammenarbeit der europäischen Staaten fördern möchte, kann nicht gleichzeitig neue Mauern hochziehen und um deren Standort mit den Nachbarn streiten.“

 

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Harald Knoflach Sa., 20.09.2014 - 21:01

interessanter artikel, silvia. ich kann einiges davon sogar nachvollziehen, würde dich aber doch gerne zu einem gedankenspiel einladen, denn diese von dir zitierte antwort dieser engländerin ist interessant.

angenommen, großbritannien stimmt in zwei jahren über einen austritt aus der EU ab (derartige pläne gibt es ja bereits). wäre besagte engländerin dann dafür, dass ganz europa mitabstimmen darf, da es ja nicht sein kann - wie sie sagt - dass die schotten über etwas alleine bestimmen, was auch die engländer betrifft. ergo - wieso sollten die briten alleine über etwas befinden, was auch ganz europa angeht.
und wie ginge man vor, wenn eine mehrheit der schotten für den verbleib bei der EU wäre (was mit nahezu 100prozentiger wahrscheinlichkeit zu erwarten ist), die mehrheit im rest großbritanniens jedoch für einen austritt stimmt, und die schotten somit "mitnimmt".
oder sollen wir auf immer und ewig einfach alles so lassen, wie es ist, da das risiko der veränderung zu groß ist? hätten wir in der vergangenheit nur entscheidungen getroffen, bei der jede mögliche konsequenz sicher war (wovon ich glaube, dass es gar nicht möglich ist), wo wären wir dann heute?

Sa., 20.09.2014 - 21:01 Permalink
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Sylvia Rier So., 21.09.2014 - 11:03

Antwort auf von Harald Knoflach

Ich weiß jetzt nicht Harald, aber im Falle deines Gedankenspiels will mir doch scheinen, dass zumindest "klassischen" demokratischen Anforderungen/Maßstäben Genüge getan wird (du sagst es ja selbst): Die Mehrheit "siegt" über die Minderheit. Im anderen Falle - also bei einer Abspaltung Schottlands - ist das Gegenteil der Fall. Ob es bei solchen demokratischen Abstimmungen immer und zwingend "Verlierer" geben muss, weiß ich nicht, und frage mich, ob es sein könnte, dass vielleicht gar die "klassischen" demokratischen Instrumente, die uns zur Verfügung stehen, den Anforderungen der modernen Welt und der aufs Engste verflochtenen und verquickten Situation in Europa und der Welt vielleicht gar nicht mehr gewachsen sind? Was meinst du? Vielleicht bräuchte es Mediatoren? Schiedsgerichte? Die in solchen und ähnlichen strittigen Fällen gemeinsam mit den Beteiligten nach Wegen und Lösungen zu suchen, statt dass immer alles auf der Konfrontations-Ebene stattfinden muss? Ich weiß es nicht. Ich find's aber übrigens auch interessant, dass ausgerechnet du hier nicht nach politischer Ausrichtung/Interessenslage, sondern akkurat nach "Nationalitäten" trennst/unterscheidest/vorgehst: Engländer contra Schotten. Denn ich glaube, verstanden zu haben, dass auch in Wales eine ähnliche Interessens-Gemengelage und politische Ausrichtung herrscht wie in Schottland (also vorwiegend links), und - wenn auch in einer Minderheit - in England. Wenn also all diese Kräfte gemeinsam die eigene Richtung wählen, bei dem hypothetischen Referendum in zwei Jahren (und derweil kräftig darauf hinarbeiten, mit dem Engagement, mit dem sie sich für die Abspaltung eingesetzt haben...) dann stehen wahrscheinlich die Chancen gar nicht mal so schlecht, dass auch die Schotten "Europäer" bleiben können... Ja, natürlich braucht es immer auch Wagemutige, die sich aufs offene Meer hinauswagen und riskieren, an dessen Ende in die Tiefe zu stürzen - soviel ich weiß, waren das aber immer kleine(re) Vorhuten und "Kundschafter". Alles andere wäre wohl verantwortungslos.

So., 21.09.2014 - 11:03 Permalink
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Sylvia Rier So., 21.09.2014 - 11:07

Antwort auf von Sylvia Rier

oops sorry, ich sehe grade, da habe ich in meiner Eile etwas (the point...) übersehen. Okay, hast Recht, absolut, aber das war ja auch meine Frage: Ist es richtig, dass eine kleine Minderheit über die Geschicke einer großen Mehrheit entscheidet? Müssen wir vielleicht tatsächlich darüber nachdenken, dass mit ab- und be-stimmen darf, wer bis zu einem gewissen - beträchtlichen - Maße betroffen ist? Ob's vielleicht zu einem rascheren Zusammen-Wachsen der Völker beitragen könnte? Wenn alle sich mehr mit den Belangen der anderen auseinander setzen müssten? Mah.

So., 21.09.2014 - 11:07 Permalink
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Sylvia Rier So., 21.09.2014 - 11:40

Antwort auf von Harald Knoflach

Ja, warum sollte Brüssel nicht können ein paar sach- und fachkompetente Mediatoren "vorhalten", die z. B. zwischen spanischer Zentral- und katalanischer Regionalregierung vermitteln und nach Wegen suchen, wo die Parteien allein nicht weiterkommen und der Prozess auszuarten droht, zum Schaden der Gemeinschaft (allerdings: Wer klärt, was zum Schaden der Gemeinschaft ist? *hm*)?! Die nächste Stufe könnte ein Schiedsgericht sein, und ja, wenn dann immer noch nichts geht, dann könnte ein Prozess nach Art des systemischen Konsensierens angeschoben werden (ich weiß wenig darüber, ahne aber, dass es zu besseren Ergebnissen führen könnte als die aktuelle Praxis, die doch sehr nach "vogel-friss-oder-stirb" riecht?!)

So., 21.09.2014 - 11:40 Permalink
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Bernhard Oberrauch So., 21.09.2014 - 12:39

Antwort auf von Sylvia Rier

genau das wollte ich anregen, das UND statt dem ODER, in der Form des Systemischen Konsensierens.
siehe
http://www.konsensieren.eu/
und auch
http://economia-del-bene-comune.it/de/Kommunikation.php
Ich habe damit schon ein paar sehr gute Erfahrungen gemacht!

Dabei geht es nicht nur um die differenzierten Grautöne, sondern auch um die vielfältigen Möglichkeiten der Kombinationen aus den unterschiedlichen Lösungen.

So., 21.09.2014 - 12:39 Permalink
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gorgias So., 21.09.2014 - 12:32

Das hätte man sich da gleich denken können, dass Frau Rier daraus wieder einer Weibergeschichte bastelt, und toll wie Sie es dabei auch noch schaffen den Bogen zu Option zu spannen!

Und an der Stelle wo Sie von Kollateralschaden sprechen kommt aus Ihnen das alte Mütterchen hervor, die generell Angst vor Veränderungen hat, weil da etwas schlimmes passieren kann.

Sie unterstellen wieder einmal den Sezessionsbewegungen, nationalen Egoismus und Rückwärtsgewandheit, dabei sind es gerade die nationalen Egoismen der aktuellen Nationalstaaten, die eine Föderalisierung Europas und eine gemeinsame Politik im Sinne der europäischen Gemeinschaft verhindern.

So., 21.09.2014 - 12:32 Permalink
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Harald Knoflach So., 21.09.2014 - 12:54

demographie der ja- und nein-sager:

Nein-Sager:
- 55 jahre und älter (66%)
- höheres und mittleres management (die "oberen 25 prozent" der bevölkerung) sowie wenig bis nicht qualifizierte arbeiter (die "unteren 25 prozent" der bevölkerung)
- wähler der konservativen (nur einer von 23 stimmt mit ja) sowie labour und libdems
- weiblich (56 % nein-sagerinnen)

Ja-Sager:
- 16 bis 55 jahre (in dieser altersgruppe erreichen die ja-sager beiderlei geschlechts zusammen 54%)
- angestellte (untere führungsschicht) und facharbeiter (die "mittleren 50 prozent" der bevölkerung)
- wähler von snp, grünen und sozialistischen parteien
- männlich (wenngleich auch insgesamt mehr männer nein als ja gesagt haben - nämlich 53%)

alter, sozialer status und ideologische affinität waren also wesentlichere faktoren als das geschlecht.

So., 21.09.2014 - 12:54 Permalink
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gorgias So., 21.09.2014 - 15:44

Ich glaube das Problem hier ist, dass man versucht eine triviale Lösung für eine Komplexe Lösung zu finden. So wie Frau Rier versucht jegliche Sezessionsbewegung du delegitimieren in dem sie fast schon niedrige Motive unterstellt. Auch ist es trivial und pauschalisierend zu sagen, dass bei einer Abstimmung für eine Sezession beide Gruppen abstimmen müssten, weil das Ergebnis für beide Seiten Auswirkungen hätte, besonders im Falle von Schottland wo die Bevölkerung nur 10% gegenüber der restlichen Bevölkerung ausmacht und somit die Abstimmung ad absurdum führen würde. Hier muss man natürlich jeden Fall konkret ansehen in wie weit eine Sezession für beide Seiten zumutbar sei. Einfach nur eine Sezession auszuschließen, weil es begrenzte Nachteile für eine Seite gibt, wäre eine Pauschalrechtfertigung um fast jedes Sezessionsbestreben abzuwehren. Anstatt dies zu tun sollte man sinnvolle Kriterien festlegen wie die von dir genannte Solidarietät. Was aber nicht ein Kriterium sein kann, wie die verlorengehende Synergieeffekte oder die fehlende finanzielle Unterstützung von einem Teil von einem anderen. Dies ist besonders der Fall, wenn sich ein kleineres Territorium von einem größeren Trennen möchte.

So., 21.09.2014 - 15:44 Permalink
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Sylvia Rier Mo., 22.09.2014 - 07:54

Antwort auf von gorgias

Ich unterstelle nicht (niedrige Motive), ich vermute sie. Das sind zwei Unterschiede. Sie haben's erfasst: "Hier muss man natürlich jeden Fall konkret ansehen in wie weit eine Sezession für beide Seiten zumutbar sei". Sie haben's erfasst. Ich würde allenfalls noch ein bisschen weiter gehen, und "konkret ansehen, wie weit eine Sezession für alle (bis zu einem bedeutsamen Maß beteiligten) Seiten zumutbar wäre." Eine Frage hätte ich noch: Wohin würden sie die von ihnen genannte "Solidarität" ausrichten, im Falle von - um beim Beispiel zu bleiben - Schottland, wenn es denn unabhängig geworden wäre? Nach England ("Wiedergutmachung" für die vielen Jahrzehnte und Jahrhunderte der Subvention?!)? Oder nach Brüssel, für die unterstützungsbedürftigen dieser Gemeinschaft? Nach beiden Seiten?

Mo., 22.09.2014 - 07:54 Permalink
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gorgias Mo., 22.09.2014 - 10:29

Antwort auf von Sylvia Rier

>Ich unterstelle nicht (niedrige Motive)<
Sie haben bis jetzt immer wieder bahauptet dass Sezessonsbewegungen auf Ressentiments und Egoismus aufbaucen. Oder?

Wiedergutmachung für Subventionen? Was sind das Kriegsreparationen? Sowas habe ich noch nie gehört. England hat genauso von der Union profitiert wie Schottland. Von Wiedergutmachung habe ich weder von den Schotten noch von den Engländern im Laufe der Debatte gehört.
Dass Schottland im Falle einer EU-Mitgliedschaft Netto-Zahler wird aufgrund seines Pro-Kopf-Einkommen ist wohl selbstverständlich.
Ich verstehe nicht was sie hier polemisieren wollen.

Mo., 22.09.2014 - 10:29 Permalink
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gorgias Mo., 22.09.2014 - 14:54

Antwort auf von Sylvia Rier

Dann erleutern Sie doch mal ihr Konzept von Wiedergutmachung in aller Klarheit und ohne Ausschweifungen. Würde mich interessieren denn im Zusammenhang mit Sezessionsbewegungen ist das ein neuer Gedanke.

Seien Sie nicht so scheu, das bin ich von Ihnen nicht gewöhnt.

Mo., 22.09.2014 - 14:54 Permalink
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Sylvia Rier Di., 23.09.2014 - 07:43

Antwort auf von gorgias

(huch, dieser Charme!) Schauen sie doch mal genau hin: Der Satz geht so: "Wohin würden sie die von ihnen genannte "Solidarität" ausrichten, im Falle von - um beim Beispiel zu bleiben - Schottland, wenn es denn unabhängig geworden wäre? Nach England? Oder nach Brüssel, für die unterstützungsbedürftigen dieser Gemeinschaft? Nach beiden Seiten?" Der eingeschobene, in Klammern gesetzte Zusatz hingegen und an dem sie sich reiben, "("Wiedergutmachung" für die vielen Jahrzehnte und Jahrhunderte der Subvention?!")" ist also durchaus nicht die Hauptsache/-frage, und sowieso leicht spöttisch untermalt. Ob sie das wirklich nicht verstanden haben sollten?!// /btw @Menschärgeredichnicht: Das war nur so ein Gedanke (obwohl: warum nicht?), weil offensichtlich die Politiker, deren Aufgabe die Lösung solcher und ähnlicher Probleme wäre, nicht immer mit recht viel "Geschick" gesegnet sind. Weshalb ich übrigens langsam zur Überzeugung gelange, dass keineswegs der Nationalstaat an und für sich das Problemkind ist, sondern eher der schlecht geführte und regierte Nationalstaat. /// btw @ Harald: Noch was: Wenn ich bedenke, dass die YES-Seite die um so vieles sympathischere Kampagne ge führt hatte, dass sie ein "Positivum" verkaufen konnte, dass die NO-Seite sich jahrelang so gut wie gar nicht um diese Sache im Norden kümmerte, dass sie eine dröge Kampagne führte, ein "Negativum" verkaufen musste, überhaupt und in vielerlei Belangen eher "unsympathisch" daherkam... wenn ich all das und noch ein bisschen was mehr zusammen rechne - dann steht unter dem Strich für die Abspaltungs-Seite nicht nur ein (leichter) Verlust, sondern eine herbe herbe Schlappe.

Di., 23.09.2014 - 07:43 Permalink
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gorgias Di., 23.09.2014 - 12:41

Antwort auf von Sylvia Rier

>Der eingeschobene, in Klammern gesetzte Zusatz hingegen und an dem sie sich reiben, "("Wiedergutmachung" für die vielen Jahrzehnte und Jahrhunderte der Subvention?!")" ist also durchaus nicht die Hauptsache/-frage, und sowieso leicht spöttisch untermalt.<

Ist das die billige Art, wie Sie sich herausreden, wenn jemand Sie jemand beim Wort nimmt und auf eine klare Argumentation besteht und am Ende herauskommt, dass Sie die halbe Zeit nur ein Blödsinn herplappern um Ihr gegenüber unter dem Tisch zu reden? Sie haben keine Position, die auf Argumente aufbaut, denn diese tauschen Sie oportunistisch aus um die Position des gegenüber anzugreifen so lange bis Sie sich selbst wiedersprechen.

Ihnen geht es kaum um die Inhalte, sondern darum einen Wirbel zu verursachen und im Rampenlicht zu stehen!

Di., 23.09.2014 - 12:41 Permalink
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Sylvia Rier Di., 23.09.2014 - 12:56

Antwort auf von gorgias

Keine Ahnung wovon sie reden und was sie wollen. Hier nochmal das Original, und wenn sie's dann immer noch verstanden haben (wollen) ist ihnen wohl nicht zu helfen.
(Zitat Anfang) "Eine Frage hätte ich noch: Wohin würden sie die von ihnen genannte "Solidarität" ausrichten, im Falle von - um beim Beispiel zu bleiben - Schottland, wenn es denn unabhängig geworden wäre? Nach England ("Wiedergutmachung" für die vielen Jahrzehnte und Jahrhunderte der Subvention?!)" (Zitat Ende).
Also dann.

Di., 23.09.2014 - 12:56 Permalink
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Harald Knoflach Mo., 22.09.2014 - 06:40

noch etwas: warum "verdanken" wir den verbleib schottlands zu einem stattlichen teil seinen frauen, wenn auch die männer mit 53%-iger mehrheit für den verbleib gestimmt haben?

Mo., 22.09.2014 - 06:40 Permalink
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Sylvia Rier Mo., 22.09.2014 - 07:42

Antwort auf von Harald Knoflach

Also, es gab keine (offizielle) Nachwahlbefragung, so viel ich weiß, und so richtig wissen kann man also gar nichts. Aber aus dem, was man weiß, scheint klar zu sein, dass 1.) Frauen und 2.) "ältere" Menschen mehrheitlich für den Verbleib gestimmt hatten (die letzte yougov-Befragung sagte das ja schon vorher). Ich hab's in einem der Berichte vom Tag danach gelesen, habe jetzt aber nicht die Zeit, die alle nochmal nach diesem Satz zu durchsuchen. Im Übrigen glaube, wäre bei solchen Zahlenspielen die Bevölkerungsstruktur auch zu berücksichtigen, denn Zahlen, die so für sich allein in der Gegend rumstehen, sind ja eher wenig aussagekräftig. Wenn ich richtig informiert bin, hat Schottland z. B. ein Überalterungsproblem (von daher auch die EU-Ausländer-Freundlichkeit), was ja wohl bedeuten müsste, dass ältere Menschen in diesem Referendum ein eher überproportionales Gewicht hatten...

Mo., 22.09.2014 - 07:42 Permalink
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Sylvia Rier Mo., 22.09.2014 - 07:35

Darf ich's witzig finden, dass ausgerechnet du über strikte Regeln referierst? Aber die Schotten dürfen, sogar als De-Facto-"Minderheit", "entscheiden", über das Schicksal Englands (und, in weiterem Rahmen, über das der EU), bzw. die Briten über das Schicksal der EU? Verstehe ich jetzt nicht. Kollektivismus? Verstehe ich auch nicht. Weil ich frage, ob es u. U. sinnvoll sein könnte, die vorhersehbaren/wahrscheinlichen Auswirkungen von Handlungen einer "kleinen" "Gemeinschaft" auf die nächstgrößere "Gemeinschaft" zu bedenken? Und zu berücksichtigen? Mah. Mag sein, du hast Recht, die Engländer hätten den Schotten (also den Menschen, die auf schottischem Grund und Boden leben) ein "Angebot zur Zusammenarbeit" unterbreiten können/sollen, und haben das unterlassen; ob Alex Salmond auf diesem Ohr einen Hörkanal gehabt hät(te), wage ich zu bezweifeln, eben WEIL es nicht (nur) um Sachthemen ging...

Mo., 22.09.2014 - 07:35 Permalink