Fa male

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Südtiroler Leitkultur
Herbst 2023, kurz vor der Landtagswahl. „I bin jo koan Fan von dor Meloni, ober seit sie isch sein alloan vier Durchführungsbestimmungen zur Autonomie durchgongen! Des sein eben die Fakten“, meinte ein Bekannter.
Heute dürfte er sich bestätigt fühlen. Noch immer eigentlich kein Fan von Meloni – aber: Auch bei der Autonomiereform hat sie Wort gehalten. Fakten, eben. Und die werden fleißig unters Volk gebracht.
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Dieses Foto zeigt, was Opportunismus, mit der Überschrift Realpolitik (das Wort gehört verboten), angerichtet hat. Auf einem Camion tourt Meloni-Werbung durch Südtirol, zweisprachig mit fiamma tricolore. Neuerdings dürfen sich Postfaschisten und Ultranationalisten mit den gepflückten Blumen, mit unserem Autonomiestatut schmücken. Das ist kein Erfolg. Kein Verhandlungsgeschick, oder gar Zähmung der Rechten und Rechteren. Sondern ein realer Schaden an der Autonomie.
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Dell’Autonomia
Capire lo Statuto d’Autonomia è piuttosto semplice. È la legge costituzionale che ci permette l'autogoverno. Di avere un consiglio provinciale, un Landeshauptmann. Definisce in particolare le competenze della Provincia, cioè le materie che possiamo disciplinare in modo autonomo, derogando alla legge statale.
Più complicata la storia dello Statuto. È nato dopo anni di conflitto, per trovare una soluzione pacifica alle ferite del nazionalismo e del nazifascismo. È nato per tutelare le minoranze, per creare una società e una convivenza basata sul rispetto reciproco delle differenze. E proprio per questo trova fondamento nella nostra Costituzione repubblicana, di chiara ispirazione antifascista.
Due mesi dopo le elezioni provinciali del 2023 eravamo costretti a scendere in piazza, per sfogare la nostra rabbia e delusione su quello che stava accadendo. Come potevamo accettare che lo Statuto venisse riscritto anche da chi non ne condivide le basi storiche?
Per giustificare la scelta il Landeshauptmann diceva di tutto: dall'essere garante alla grande riforma. Si parlava di un’occasione storica per ripristinare l’autonomia, per renderla più forte.
Ovviamente la tentazione c’è. L’Autonomia mi riguarda come cittadino altoatesino, come figlio di due genitori di lingua tedesca, ma anche come persona che, da adolescente, ha trovato amici e casa nel mondo italiano. Essere interetnico per scelta mi lega ancora di più a questa terra e alla sua piccola costituzione.
Quindi ne vale la pena?
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Wer was will
Meloni und ihre Partei werden sich fortan nicht nur in Südtirol als verlässlich und autonomiefreundlich feiern lassen. Sondern auch in Europa werden sie die Reform geschickt für sich nutzen, um ihr Image aufzupolieren: Wer sprachlichen Minderheiten Zugeständnisse macht, kann doch unmöglich dem Faschismus nachhängen.
Das ist kein Kollateralschaden, für den die SVP blind ist. Sie weiß um ihn, nutzt ihn aktiv aus. Ihr gebt uns die Reform, wir euch unser Gütesiegel. Qualitätszeichen Südtirol™ heißt: Ihr seid nicht rechts. Nicht nationalistisch. Nicht postfaschistisch. Sondern: verlässlich, moderat, minderheitenfreundlich.
Genau deshalb ist die Autonomiereform kein klug ausgehandeltes und Rom hart abgerungenes Zugeständnis. Melonis Regierung hat aktives Interesse daran, nach außen moderat zu wirken – mit minimalem Aufwand. Dementsprechend ist die Reform nicht der große Wurf, den viele erhofft und vor allem einer versprochen hatte.
Die SVP bemüht sich, ihre Basis zu überzeugen und sieht sich genötigt, kritische Stimmen aus den eigenen Reihen zu ersticken. Selbstbewusstsein sieht anders aus. Fratelli d’Italia aber verkauft die Reform öffentlichkeitswirksam als eigenen Erfolg: Meloni für Südtirol. Sie hält ihr Wort. Nicht nationalistisch, sondern minderheitenfreundlich.
Dabei stapeln sich sowohl in Rom als auch in Bozen die Beweise für das Gegenteil. Homosexuelle Paare werden drangsaliert. Abtreibungen sollen stigmatisiert und schwieriger gemacht werden. Gerichte, die rechtswidrige Handlungen der Regierung stoppen, werden öffentlich beschimpft. Das DDL Sicurezza, vor dem der Europarat warnt, will mit drastischen Strafen politischen Dissens unterdrücken. VIze-LH Galateo hetzt gegen Regenbogenfahnen und suspendiert zwei Lehrer, weil ihm ihr politischer Aktivismus nicht passt. Nichts daran ist moderat. Randgruppen kommen dabei nie gut weg.
Außer die Deutsch- und Ladinischsprachigen. Da vergisst man die eigene Geschichte als entrechtete Minderheit und lässt sich gerne benutzen, solange man irgendwas für sich selbst rausschlagen kann.
Heute ist Sonderlandtag, der nächste Schritt in diese Richtung. Das Autonomiestatut wird vom Bollwerk gegen Nationalisten zu deren Werkzeug.
Um im Magnago-Sprech zu bleiben: Die SVP pflückt die Blumen am Wegesrand gierig und drückt sie denen in die Hand, die die Wiesen anderer in Flammen aufgehen lassen. So wird unser Autonomiestatut zum Brandbeschleuniger. Es tut weh, das mit ansehen zu müssen.
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Messerscharfe Analyse! Danke…
Messerscharfe Analyse! Danke! Leider deprimierend. Und trotzdem völlig nebensächlich für ein feist gewordenes Volk, dass den Rachen noch immer nicht voll kriegen kann...
Zu dieser guten Analyse…
Zu dieser guten Analyse könnte man noch hinzufügen, dass die SVP, und noch mehr die zum Steigbügelhalter der Faschisten in Südtirol verkommen Freiheitlichen, den Polizeipräsidenten (Quästor) in den Himmel loben, der sich in undemokratischer Form zum Richter aufspielt.
Danke für diesen Beitrag…
Danke für diesen Beitrag. Vielen macht es Angst mit anzusehen, wie sich sehr rechtes Gedankengut in unserer Gesellschaft immer weiter ausbreitet, und unter dem Deckmantel der Schafes der Wolf immer präsenter wird, während zu viele noch immer nur das Schaf sehen. Und wir Schafe nehmen es einfach hin, dass mitten unter uns der Wolf auf den richtigen Moment wartet, mit der Überzeugung, dass es doch einen anderen erwischen wird. Denn ich passe eh nicht in das Beuteschema, ich bin ja kein Ausländer, bin nicht schwul oder queer, bin nicht links oder grün, ja was bin ich denn?
Herr Gufler, ich kann Ihren…
Herr Gufler, ich kann Ihren Frust nachvollziehen, aber such ich halte Ihre Analyse für nebensächlich . Die Gefahr für unsere Gesellschaft geht nicht von Landesrat Galateo oder Ministerpräsidentin Meloni aus die mir ziemlich moderat erscheinen. Die aktuellen Nachrichten sagen was anders: Die eigentliche Bedrohung kommt von Menschen wie Jürgen Wirth Anderlan, Sven Knoll oder Casapound – allen gemeinsam ist eine rassistische, zutiefst menschenverachtende Ideologie, verbunden mit billigem Populismus.
Nebenbei bemerkt glaube ich nicht, dass Frau Meloni das Endorsement der SVP braucht, um sich in Europa als Politikerin zu behaupten. Wir sind leider nicht der Nabel der Welt.
Antwort auf Herr Gufler, ich kann Ihren… von richter a
Eine kluge Wahlwerbung für…
Eine kluge Wahlwerbung für Frau Meloni. Kompliment 👍🏻
Antwort auf Eine kluge Wahlwerbung für… von Evelin Grenier
Warum versuchen Sie, Herrn…
Warum versuchen Sie, Herrn Richter zu diskreditieren, indem Sie ihm Falschaussagen unterstellen, obwohl er genau das Gegenteil gesagt hat?
Antwort auf Warum versuchen Sie, Herrn… von m.gaismayr
Weil ma überall nur eines…
Weil ma überall nur eines hört, wie brav und gut Frau Meloni und ihre Partei ist. Es werden bald keine andere Parteien bleiben. Wenn dann nur formell, denn alle scheinen in diese Partei verliebt zu sein.
Es war eine Feststellung, keine diskreditierung.
Auch Salto, auf einer Seite verzichten sie auf einen Beitrag, um nicht den Pluralismus zu schaden, auf der anderen die einzige Partei für die sie Werbung machen ist die Fdi. Hoffe dass sie mindestens eine Runde Summe kassiert haben und so den Verlust ausgeglichen.
Antwort auf Weil ma überall nur eines… von Evelin Grenier
Ich kann natürlich nicht für…
Ich kann natürlich nicht für Herrn Richter antworten, aber es ist klar, was er meint. Und es geht sicher nicht darum, Frau Meloni und ihre Partei zu loben.
Wenn sie ihm das fälschlicherweise vorwirft, indem sie auf einen seiner Kommentare antwortet, dann will sie ihn diskreditieren.
Leider sieht die Südtiroler…
Leider sieht die Südtiroler Gemeinschaft, wie Herr Richter sehr gut dargelegt hat, nur das Übel von außen und nicht das von innen. Und es ist klar, dass die wirkliche Gefahr von innen kommt.
Schließlich lassen sich fast achtzig Jahre Propaganda nicht einfach auslöschen. Ich habe das Konzept bereits in einem anderen Kommentar erläutert, es lohnt sich, den Text auch hier zu zitieren:
"Es gibt ein weit verbreitetes Übel, das fast alle „sehr wichtigen“ Kommentatoren von Salto betrifft. Ein Übel, dessen erste Klage auf das Evangelium Matthäus 7,3-23 zurückgeht: „Was siehst du aber den Splitter (Faschist) im Auge deines Bruders, und den Balken (Nazi) in deinem Auge bemerkst du nicht?“
Damit will ich überhaupt nicht sagen, dass sie Nazis sind, das würde ich nie wagen. Das Problem ist, dass sie einen Südtiroler Balken nicht sehen würden, selbst wenn er ihnen direkt auf den Kopf fallen würde."
Bei unvoreingenommener Betrachtung der jeweiligen ideologischen Positionen fällt sofort auf, dass die Werte der FdI von einem sehr großen Teil der Südtiroler Bevölkerung geteilt werden. Schaut man sich die Positionen von JWA/Anderlan und STF/Knoll an, so erscheinen sie geradezu moderat. Ich verstehe immer noch nicht, dass sich manche Leute über das Regierungsbündnis zwischen SVP und FdI wundern: Sie sehen aus wie Zwillinge, die bei der Geburt getrennt wurden.
"Bei unvoreingenommener…
"Bei unvoreingenommener Betrachtung der jeweiligen ideologischen Positionen fällt sofort auf, dass die Werte der FdI von einem sehr großen Teil der Südtiroler Bevölkerung geteilt werden. "
Ich kann es nicht beweisen, wie Sie übrigens auch nicht, aber ich hoffe sehr, dass Sie da falsch liegen. Ich kann nicht glauben, dass 50+% der Südtiroler sehr weit rechts bis rechtsradikal denken.
Ein sehr großer Teil ist…
Ein sehr großer Teil ist nicht die Hälfte. Aber denken Sie an die Zusammensetzung des Landtages, Herr Gasser. Wenn Sie JWA, STF und die Freiheitlichen zusammenzählen, kommen Sie schon auf 8 von 30 deutschen Abgeordneten, das sind 27 Prozent. Halten Sie diese Leute für weniger rechts als die FdI? Ich glaube, sie sind weiter rechts.
Wer hat diese Leute gewählt?
Antwort auf Ein sehr großer Teil ist… von m.gaismayr
Dieser Annahme darf man…
Dieser Annahme darf man zustimmen, entspricht es doch ungefähr den 30% welche Politikwissenschaftler als rechtsextremes Wählerpotenzial in Ihren Analysen, Studien und Umfragen regelmäßig in Europa ermitteln. Entspricht übrigens auch dem Potenzial der Faschisten und Nationalsozialiten zu Anfang des vorigen Jahrhundert.
Gefährlich wird es dann wenn es durch geschickte Öffentlichkeitsarbeit, auch Populismus und Probaganda genannt, die 1/3 Mehrheit überschritten wird und gewisse Sperrminoritäten damit verbunden sind. Oder aber, wie jetzt bei Meloni, 2/3 Mehrheiten für Verfassungsänderungen zugunsten von mehr Machtkonzentration für die Selbige, gesucht werden. Dafür lohnt es sich auch einem Südtirol Honig um den Mund zu schmieren. Zum Glück gibt es ja noch Stimmen, auch aus Südtirol, im römischen Parlament welche sehr glaubwürdig und eindrucksvoll davor warnen.