Bedeckte Ermittlungen

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„Wir bedauern die momentane Lage wirklich sehr, da wir unsere Museen für einen wichtigen außerschulischen Lernort halten und entsprechend große Anstrengungen unternehmen, um den Schulklassen hochwertige didaktische Angebote machen zu können“, schreiben Elisabeth Vallazza, Direktorin des Südtiroler Archäologiemuseums, und David Gruber, Direktor des Naturmuseums Südtirol, in einem gemeinsamen Statement und auf Nachfrage von SALTO an die beiden großen Museen in der Landeshauptstadt sowie an Angelika Fleckinger, Direktorin der Landesmuseen. Man warte „auf eine baldige Lösung – auch im Sinne der Qualität des Bildungswesens – und auf eine absehbare Rückkehr der Schulklassen in unsere Museen.“
Die vielfältige und facettenreiche Museumslandschaft in Südtirol besteht aber nicht nur aus den großen Landesmuseen. Insgesamt gibt es rund 150 Museen, die Sammlungen beherbergen und immer wieder auch für Schulen Bezugspunkte bieten. Die kleineren Museen des Landes sind im Museumsverband Südtirol zusammengeschlossen. Sabine Unterholzner, Leiterin des Südtiroler Obstbaumuseums und Präsidentin des Museumsverbandes, möchte sich zur Missstimmung der Lehrerinnen und Lehrer im Land, sowie zu den ausfallenden Museumsbesuchen derzeit nicht äußern. Wer schweigt, stimmt zu? Oder ist doch dagegen? Nichts Genaues weiß man nicht.
Die großen und kleinen Museen scheinen dem zuständigen Landesrat nicht in den Rücken fallen zu wollen. Auf Kosten von wem?
Ob kleines Museum oder großes Haus: Die schulischen Einschnitte in die Kultur- und Museumslandschaft, die durch die Protestmaßnahmen in den kommenden Monaten landesweit entstehen, gehen vor allem auf Kosten besonderer außerschulischer Erlebnisse für Schülerinnen und Schüler – aber natürlich auch klar auf die Besucherzahlen der einzelnen Einrichtungen. „Die derzeitigen Protestmaßnahmen der Südtiroler Lehrpersonen beeinträchtigen den Ablauf des Archäologiemuseums und des Naturmuseums in begrenztem Maße“, erklären dazu die Verantwortlichen, der beiden vom Tourismus stark frequentierten Häuser, Vallazza und Gruber. „Unsere Museen verzeichnen aktuell weniger Besuche von einheimischen Schulklassen – die für uns eine wichtige Zielgruppe darstellen –, doch können wir diese Ausfälle teilweise durch Anfragen anderer Gruppen, wie etwa Kindergärten, Vereine oder ausländische Schulklassen, kompensieren“. Optimistisch oder verschwiegen. Die großen und kleinen Museen scheinen dem zuständigen Landesrat nicht in den Rücken fallen zu wollen. Auf wessen Kosten? -
Nix mit „Kino und Schule“ in diesem Schuljahr?: „Wir finden es schade, dass Schülerinnen und Schüler momentan nicht die Möglichkeit haben, solche Filme kennenzulernen.“ Foto: Foto: Filmclub
„Natürlich wirken sich die Ausfälle der Schülerinnen und Schüler auch auf die gesamten Besucherzahlen aus“, meint Raimund Obkircher vom Filmclub Bozen. Details zum Medienprojekt Kino und Schule liefert die Verantwortliche Helene Christanell: „Im Schuljahr 2025/2026 begehen wir die 20. Auflage des Projekts. Es ist über die Jahre hinweg zu einem festen Bestandteil der Medienerziehung geworden“.
Bereits im Frühjahr wurde überlegt, wie mit der sich zuspitzenden Situation umzugehen sei. „Gar kein Angebot zu machen, wäre aber auch nicht das richtige Zeichen“, findet Christanell, auch wenn nun die Anmeldungen ausbleiben. Sie betont den wichtigen cineastischen Auftrag für die Schulen. „Unser Anliegen ist es nach wie vor, Filme zu zeigen, die die Persönlichkeitsentwicklung und die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler stärken. Ebenso wichtig ist es uns, aktuelle gesellschaftliche Themen aufzugreifen und über die Filme eine aktive und kritische Auseinandersetzung anzustoßen. Die angebotenen Filme sind keine Mainstream-Produktionen, sondern besondere Kinder- und Jugendfilme, die im gängigen Kinoprogramm kaum Platz finden. Wir finden es schade, dass Schülerinnen und Schüler momentan nicht die Möglichkeit haben, solche Filme kennenzulernen“.
Wenn die Politik nicht endlich die Hebel für höhere Gehälter in Bewegung setzt, könnte die außerschulische Tätigkeit zum Wohle der Schülerinnen und Schüler an den Eltern hängenbleiben. Dass es am Ende sie sein sollten, die die bestreikten Ausflüge retten, hofft laut einer taufrischen Meldung von heute früh auf RAI Südtirol Silvia Cadamuro, Vorsitzende des Landeselternbeirats, selbst Mutter und Lehrerin. Doch die Lust und Bereitschaft vieler Eltern – auch nach den zahlreichen Stunden, Tagen und Monaten ehrenamtlichen Unterrichts von zuhause während der Corona-Zeit – ist mittlerweile bei vielen auf dem Tiefpunkt.Weitere Artikel zum Thema
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Genau. Wieso nicht…
Genau. Wieso nicht freiwillige Begleitung oder professionelle Anbieter einbinden, wenn man als Bildungsfachkraft nicht Natur und Kultur gemeinsam mit seinen Schülern und Schülerinnen entdecken, erleben, feiern möchte?
Voraussetzung, damit Lehrausgänge und -ausflüge aber überhaupt stattfinden können, ist bekanntlich aber ein Beschluss des Klassenrates, zu denen ja auch Eltern- und Schützenschafsvertretung gehört.