Politik | Austritt

Bye, Bye Grüne

Sigmund Kripp nutzt den Tag der Befreiung, um seine Partei zu verlassen. Und Obfrau Brigitte Foppa offen anzugreifen.

Polternder Abschied am Tag der Befreiung: Sigmund Kripp, Partschinser Baron und Landwirt, verlässt nach mehr als 12 Jahren seine Partei. „Nach längerer Überlegung bin ich mit heutigem Datum von der Mitgliedschaft bei den Grünen-Verdi-Verc Südtirol zurückgetreten“, teilte der Biobauer am Samstag Abend der Presse mit. Damit verbunden auch das Niederlegen seines Amtes im Führungsgremium der Partei, dem Grünen Rat. 

Die Begründung für seinen Schritt ist eine offene Kritik an der Entwicklung der Grünen – und allem voran an Co-Vorsitzender Brigitte Foppa, deren Führungsstil Sigmund Kripp als „eher ausgrenzend statt inkludierend“ bezeichnet. Ganz klar herauszulesen ist aus seinem Rücktrittschreiben auch, dass er mit der Geschlechtergerechtigkeit seine lieben Probleme hat – die bekanntlich ebenfalls maßgeblich von der Obfrau vorangetrieben wird. So kritisiert Kripp noch einmal offen die erzwungene geschlechtergerechte Zweitstimme im Rahmen der Vorwahlen zu den Landtagswahlen 2013. „Gleichberechtigung auf den Listen Ja; aber die Freiheit der Wahl muss erhalten bleiben!“, so sein Credo. Doch auch darüber hinaus unterstellt er seiner bisherigen Partei die Emanzipation falsch zu verstehen: „Es hilft der Beziehung unter den Geschlechtern nichts, wenn Emanzipation nur die mit umgekehrtem Vorzeichen durchgeboxte Version von Machismo ist.“

Ein weiterer, seit längerem bekannter Zankapfel zwischen dem Baron und den Grünen ist das Thema Sezession. Bereits im Jänner 2014 hatte es Kripp auf dem Blog Brennerbasisdemokratie als „unverständlich und auch politisch unlogisch“ bezeichnet, dass seine Partei „so wild“ gegen die Selbstbestimmungsbefragung der Südtiroler Freiheit war.

„Die Grünen treten weltweit und speziell in Europa als die Partei der direkten Demokratie auf, unterstützen auch, wo immer es geht, Minderheiten bzw. indigene Völker, treten für die Schwachen ein und nicht für die Mächtigen, treten für das Regionale ein und nicht für das Globale, treten in der EU für die Stärkung der Regionen — also kleiner Regierungsbezirke — ein, setzen sich für das Wohl und die Sorgen der Menschen, und nicht für die Interessen der Großkonzerne ein. Aber hier wird so getan, als würde ein zusätzlicher Staat in Europa der EU den Garaus machen, als würde Italien ohne Südtirol nicht leben können, als wäre es ein Sakrileg, über Grenzverschiebungen nachzudenken.“

Gedanken, die Sigmund Kripp nun auch im Rahmen seines Austritts wiederholt. Wie kann es sein, dass eine Partei, die so viele Tabus brechen will, die Sezession zum absoluten Tabu erklärt, fragt er nochmal. "Die alleinige Fixierung auf die Autonomie mit einem höchst unzuverlässigen Staat Italien kann nicht das Ende der Entwicklung Südtirols sein." Als wären das nicht genügend Differenzen für mehr als 12 gemeinsame Jahre, kritisiert er auch die Konzentration der Grünen auf neue und urbane Wählerschichten. „Zu diesen Gemeinderatswahlen kandidieren Grüne oder grün-nahe Listen fast nur mehr in den Städten“, bohrt Kripp in zweifelsohne offene Wunden. Verloren gingen damit nicht nur die vielen ökologischen Listen in den Dörfern, sondern auch eine „offene bürgerliche Liberalität“, so Kripp. Also jene Färbung, mit der er sich als Grüner identifizieren konnte. Bis zu seiner Befreiung.