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Das Netz zieht sich zu

Haftstrafe bei Diffamierung auf Facebook. Prozess wegen Beschimpfung auf Twitter. Italien wirft ein waches Auge auf Online-Kommentare. In Bozen gibt es dazu eine Tagung.

Vor kurzem sprach das römische Kassationsgericht ein Urteil, nach dem manch einer wohl zwei Mal überlegen wird, ob er in die Tasten hauen will. Die Geschichte geht auf 2010 zurück. Eine Frau beschuldigt ihren Ex-Mann, diffamierende Posts und Kommentare auf Facebook veröffentlicht zu haben. Der Fall landet vor dem Friedensrichter. Dieser sieht sich dafür nicht zuständig, leitet ihn an das Gericht in Rom weiter. Dieses wiederum übergibt die Causa an das Kassationsgericht. Dort hat man nun festgestellt: Bei Diffamierung auf Facebook kommt der erschwerende Umstand hinzu, dass es sich bei der sozialen Plattform um ein öffentlich einsehbares Medium (“mezzo di pubblicità”) handelt. Und im Fall einer solchen erschwerten Diffamierung droht eine Hafststrafe von sechs Monaten bis drei Jahren.

Ein anderer Fall, hoch aktuell und immer aus der Reihe “böse Kommentare in sozialen Netzwerken”: Im August 2013 schreibt der Forza-Italia-Senator Maurizio Gasparri auf Twitter: “Eingebildeter Ignorant, du bist zum Kotzen”. Gerichtet ist die Beschimpfung an Riccardo Puglisi, Forscher an der Universität Padua. Gasparri wird sich nun vor dem Friedensrichter für seine Wortwahl verantworten müssen. Es wird dies der erste Prozess sein, der in Italien wegen Beschimpfungen auf Twitter vor Gericht landet.

Welche Folgen Kommentare auch in Nachrichtenportalen haben können, darüber wird am Mittwoch in Bozen diskutiert. Unter dem Titel “Meiner Meinung nach…” findet am 27. Mai eine Tagung statt. “Was bringt Menschen dazu, sich auf einer solchen Plattformen zu äußern? Welche Mechanismen sind am Werk, wenn vor allem negative Kommentare überhandnehmen? Wie können Rechtsverletzungen geahndet werden?”. Diese sind nur einige Fragen, die die Refernten beantworten werden.

Beginn der Veranstaltung ist um 10 Uhr, im Innenhof des Landhaus 1, Silvius-Magnago-Platz 1 in Bozen. Der Eintritt ist für alle Interessierten frei. Das Programm kann hier eingesehen werden.