Replik eines Rückkehrers
"Warum sollten wir zurückkehren“, haben zu Beginn der Woche mehr als 150 Medizinstudierende in einem offenen Brief an Landesrätin Martha Stocker und Sanitäts-Generaldirektor Thomas Schael gefragt. Nach zahlreichreichen Reaktionen von politischer Seite beantwortet nun auch ein Rückkehrer selbst die Kritik der angehenden Ärzte: Lorenz Larcher, der im vergangenem Frühjahr nach seiner Facharztausbildung in Österreich als ärztlicher Leiter des landesweiten Dienstes für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie im Südtiroler Sanitätsbetrieb in seine Heimat zurückkehrt ist. In seinem nachfolgenden offenen Brief kritisiert der plastische Chirurg viele der Positionen der angehenden Ärzte scharf.
Ich muss zugeben, dass ich mit relativ großem Interesse den offenen Brief der Medizinstudentin Elisa Reiterer, weiterer 152 Studierender der Humanmedizin und von sechs Ärzten auf salto.bz und das entsprechende Interview am Tag darauf in der Tageszeitung Dolomiten gelesen habe. Als Rückkehrer (Mai 2016), ehemaliger Ausbildungsarzt in Österreich, einer der habilitierten ärztlichen Leiter im Südtiroler Sanitätsbetrieb mit Ordination in Bozen und Salzburg, sehe ich mich befähigt, aber mehr noch verpflichtet, an dieser Stelle Frau Reiterer und den eventuell zukünftigen Kollegen zu antworten.
Fangen wir gleich an, wo es weh tut: Bei der EU-Arbeitszeitschutzregelung, von der ich als diensthabender Arzt in meiner Zeit in Österreich direkt betroffen war: Dieses Problem hat Österreich im Gegensatz zu Südtirol immer noch nicht so im Griff, wie es sein soll. Südtirol hatte bereits vor Einführung der Arbeitszeitschutzregelung diese Situation im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten geregelt. Viele Kliniken in Österreich setzen bis auf weiteres auf die „Opt out“-Option, also eine Umgehung der bestehenden Arbeitszeitregelungen, die mit 2021 endgültig greifen werden. Mich erstaunt und ich bedaure sehr, dass eine angehende Ärztin bereits vor Ihrem ersten Arbeitstag von einer 40-Stunden-Woche spricht, die sie durchsetzen will, und so zum Ausdruck bringt, dass sie weniger arbeiten will. Leider leidet die Ausbildung überall in der EU sehr unter dieser Zeitbegrenzung und Sie werden persönlich merken, dass der obligate Dienst nach Vorschrift Ihre Ausbildung negativ beeinflussen wird, da in den Spitälern sehr vieles nach 15 Uhr passiert – also dann, wenn der Dienst nach Pflicht getan wurde, der Arzt bereits ausgestempelt hat und am Baggersee oder sonst wo liegt.
Südtirol unterliegt im Unterschied zu Österreich einer Zweisprachigkeitsverordnung, und Sie wissen, wie wichtig diese für die Bevölkerung ist, die eben zwei- bzw. mehrsprachig ist. Sie können nicht Äpfel mit Birnen vergleichen und folglich ist der Vergleich Südtirols mit Österreich nicht zulässig. Denn hier wird ein steuerfinanziertes, mehrsprachiges Gesundheitssystems einem einsprachigen, krankenkassenfinanzierten System mit mehreren Universitätskliniken gegenübergestellt. Außerdem sollte Ihnen bekannt sein, dass es 8.699.730 Österreicher (Stand 1.1.2016) und 523.446 Südtiroler (Stand 30.09.2016) gibt.
"Daher haben Sie, mit Verlaub, in diesem Punkt unrecht"
Zum Thema der Anerkennung des österreichischen Facharztdiploms in Südtirol kann ich meine persönlichen Erfahrungen beisteuern: Ich habe die gesammelten Dokumente meiner österreichischen Facharztausbildung und Facharztprüfung im Jahr 2015 in der Ärztekammer der Provinz Bozen eingereicht. Diese Dokumente wurden daraufhin von der Ärztekammer autonom übersetzt und direkt ins Gesundheitsministerium nach Rom weitergeleitet. Nach rund zwei Monaten war mein Facharzttitel in Italien anerkannt, daher haben Sie, mit Verlaub, in diesem Punkt unrecht.
Die anmaßende Aussage, das Südtiroler Gesundheitssystem wäre für Elitestudenten, wie Sie es offensichtlich zu sein glauben, und jeden, der sich hier zu Höherem berufen fühlt, zu schlecht, gibt mir doch sehr zu denken. Ihre perfekte Zweisprachigkeit lassen Sie bitte, wie wir alle, von den entsprechenden Kommissionen beurteilen. Ganz einfach: Sie wollen im „wahnsinnig schönen Südtirol“ (Zitat aus Ihrem salto-Artikel) arbeiten, dann kommen Sie und bringen Sie die Voraussetzungen hierfür mit. Kein Mensch sagt, Sie sollen vorher nicht in anderen Kliniken und Ländern Ihren Horizont erweitern. Doch sehen Sie auch, was Sie hier erhalten. Und noch eines: Ihre Angst, die Sie in einem Ihrer früheren Interviews geäußert haben, eine „überqualifizierte Sekretärin, Kaffeetassenträgerin und Infusionsmagd” zu sein, sollten Sie überdenken und anderen Berufsgruppen im Krankenhaus von vornhinein mehr Respekt zollen, bevor Sie eben solchen für sich selbst einfordern.
Ich kann Ihnen auch sagen, dass das aktuelle Problem der Nichtanrechenbarkeit der Südtiroler Ausbildungszeiten in Wien und Rom liegt und eben nicht in Südtirol. Man ist hier auch von ärztlicher Seite mehr als bestrebt, das Problem der Nichtanrechenbarkeit der Ausbildungszeiten mit allen möglichen diplomatischen und politischen Mitteln zu lösen. Das neu eingeführte und viel diskutierte und kritisierte Ausbildungssystem in Österreich ist überdies alles andere als optimal. Zu Ihrer Information: Ausbildungen, die vor Mai 2015 begonnen wurden, werden sehr wohl anerkannt, denn mit diesem Zeitpunkt wurde in Österreich die neue Ausbildung eingeführt. Wir haben in Südtirol weiterhin mehrere von habilitierten Ärzten geleitete Strukturen, die Lehrkrankenhäuser Österreichischer Universitäten sind, so wurde erst kürzlich Prof. Armin Pycha von der Urologie in Bozen zum Ordinarius in Wien berufen.
"Sie sollten sich hier, und dazu lade ich Sie herzlich ein, einmal persönlich von der Qualität überzeugen, die in der Gesundheitsversorgung erbracht wird, statt von außen und oben zu urteilen."
Sie sagen im Dolomiten-Interview, das Niveau der Ausbildung und Patientenversorgung sei schlecht und ist auf dem Stand von vor 15 Jahren. Sie behaupten, es wird wie vor 15 Jahren operiert und man entwickelt sich nicht weiter, Sie maßen sich an, als angehende Ärztin bestausgebildeten Chirurgen wie zum Beispiel Günther Sitzmann, Leiter der Chirurgie am Krankenhaus Bruneck, dessen Lehrer kein Geringerer als Prof. Alfred Königsrainer in Thübigen war, und unzähligen anderen die Chirurgie zu lehren. Mit Verlaub, ich bin über Ihr Selbstbewusstsein erstaunt.
Ich kenne kein Sanitätssystem, das Ärzten in diesem Ausmaß Fortbildungen und die Kostenübernahme derselben ermöglicht wie jenes in Südtirol. Weiters gibt es im Südtiroler Sanitätsbetrieb viele sehr erfahrene und bemühte Ärzte, ausgezeichnete Chirurgen und hervorragende Primarii und habilitierte Professoren mit langer klinischer Erfahrung, die sehr gute klinische Abteilungen führen. Sie tun diesen Kolleginnen und Kollegen unrecht, indem Sie ein System diskreditieren und dabei das wichtigste vergessen: den Patienten! Er bzw. sie, durch eine oft lebensverändernde Krankheit, einen Unfall oder Schicksalsschlag bereits tief getroffen, wird durch die ständigen negativen Meldungen zusätzlich verunsichert. Sie sollten sich hier, und dazu lade ich Sie herzlich ein, einmal persönlich von der Qualität überzeugen, die in der Gesundheitsversorgung erbracht wird, statt von außen und oben zu urteilen. Als Leiter des landesweiten Dienstes für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie sind wir in nahezu allen Südtiroler Krankenhäusern tätig, Sie dürfen uns gerne begleiten.
Mit kollegialen Grüßen,
Doz. Dr. med. Lorenz Larcher, MRM
Ärztlicher Leiter des landesweiten Dienstes für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie im Südtiroler Sanitätsbetrieb
Diese Replik sitzt (viel mehr
Diese Replik sitzt (viel mehr als jene vom LH). Ich muss sagen ich war und bin mit dem Landesgesundheitsdienst zufrieden, aber eben besorgt über politische und verwaltungstechnische Entscheidungen die die Ärzte in ihrem Patientendienst direkt und negativ beeinflussen.
Der Beitrag kann nur von
Der Beitrag kann nur von einem Arzt geschrieben sein, denn er ist an Prepotenz nicht zu überbieten und gleichzeit noch schreiben: "statt von außen und oben zu urteilen", das sollen die Studierenden wohl unterlassen, denn ganz oben stehen nur solche wie Lorenz Larcher oder Landespolitker.
Allein diese Prepotenz ist schon ein Grund nicht nach Südtirol zurückzukehren.
Antwort auf Der Beitrag kann nur von von DervomBerge Tratzer
Also der Ton hier scheint mir
Also der Ton hier scheint mir nicht präpotent oder arrogant. Auf jeden Fall wird mindestens zum Teil konkret auf die Punkte des offenen Briefes eingegangen. Zu guter letzt müsste auch auf den Berg der Spruch "wer austeilt muss auch einstecken können" wohl bekannt sein, oder?
Antwort auf Also der Ton hier scheint mir von Mensch Ärgerdi…
Hier auf dem Berg geht es
Hier auf dem Berg geht es nicht um vorschulalterliches "wie du mir so ich dir" sondern darum sein Gegenüber Ernst zu nehmen und dann die Fakten nüchtern zu betrachten, zu reflektieren und einer Grundeinstellung der Verbesserung zu folgen.
Wenn 158 Leute einen Brief unterschreiben, dann besteht ein Problem, dann muss man überlegen wieso besteht dieses Problem und was könnte man daran ändern und nicht hergehen sein Gegenüber als zu unwissend und zu unerfahren zu bezeichnen, wie Lorenz Larcher es in diesem Artikel tut.
Ein Beispiel:
Von den Unterzeichnern wird eine mangelnde medizinische Forschung in Südtirol bemängelt. Tatsache ist, dass Südtirol um die 0,6 % seines BIP`s in die Forschung investiert. Andere Länder wie Skandinavien, Schweiz etc. investieren um die 3 %, dieser Vergleich zeigt, dass generell in Südtirol der Forschungsetat angehoben werden könnte. Mehr Forschung im medizinischen Bereich wäre sicher auch im Sinne von Lorenz Larcher und der gesamten Bevölkerung Südtirols.
Daher könnte die Bemängelung mangelnder Forschung der Unterzeichner doch als Anstoß verwendet werden mehr in die Forschung zu investieren, immerhin liefern sie doch schon einen politischen Rückhalt für die Entscheidungsträger. Ich würde eher so ansetzen, anstatt zu sagen "ihr versteht eh nichts, strengt euch mal an" was aus meiner Sicht der Grundton des Artikels von Lorenz Larcher ist.
Danke für diese
Danke für diese Argumentationen "von innen".
Ich persönlich hatte auch schon bei öffentlichen Frustäußerungen von Studenten aus dem Wirtschaftsbereich einen ähnlichen Eindruck: Junge Menschen, die sich dem ganzen Prozess eines Studiums unterziehen, entwickeln zeitgleich teilweise die Haltung, dass sie ja brav alles durchlaufen, was "die Gesellschaft" von ihnen verlangt und dafür soll ihnen dann auch bitteschön im Gegenzug das perfekte Leben und perfekte Rahmenbedingungen im „wahnsinnig schönen Südtirol“ auf dem Silbertablett serviert werden. Es passt auch der Begriff von Prof. Dr. Gerald Hüther: brave Pflichterfüller. Ich habe in so Momentan das Gefühl, dass ein Teil der Persönlichkeitsbildung hier einfach auf der Strecke und unreif bleibt. Ein Hauch von "verzogenen Kindern", die in vielen anderen Aspekten des Lebens, des Gesellschaftsgefüges und den aktuell globalen Herausforderungen wenig Erfahrung haben, schwingt da mit.
Die Formatierungen haben sich
Die Formatierungen haben sich seit dem Relaunch verschlechtert, ist mir auch aufgefallen. Man muss quasi mit HTML Tags arbeiten und ein paarmal ein "BR" (als HTML Tag) eingeben wenn man Abstände haben will usw... Darum wohl der "Vorschau" Button um zumindest zu sehen was man denn da so macht.
Ein Unding, eigentlich, aber geschenktem Gaul....
Nach mir müsste bei der Kommentarfunktion zumindest die "Markdown" Syntax/Technik unterstützt werden. Ist Standard, kennen die meisten, und wäre gut. Hilft dir jetzt aber nicht weiter, sorry...
Ich kann nicht nachvollziehen
Ich kann nicht nachvollziehen, wo Dr. Lorenz Larcher präpotent gewesen wäre oder von er oben herab geurteilt hätte. Die Stellungnahme ist sehr sachlich und korrekt. Jemand wird wohl das Recht haben auf eine veröffentlichte Stellungnahme Position zu ergreifen. Es wird in unserem Gesundheitssystem sicherlich nicht alles perfekt sein, aber das ein Medizinstudent der noch nicht einmal einen Abschluss hat sich anmaßt das Niveau der Ausbildung zu kritisieren und schon in dieser Phase die 40 Stunden Woche aufs Korn nimmt ist schlechthin die Höhe. Und wir sollten uns dann diesen Ärzten anvertrauen um Leben zu retten und uns in schwierigen Situationen unseres Lebens auf sie verlassen, obwohl sie jetzt schon keine Lust haben zu arbeiten??? Ich glaube dass sie ihre Aussagen etwas überdenken und beginnen sollten sich auf die Realität des Lebens vorzubereiten!!!!!
Antwort auf Ich kann nicht nachvollziehen von Josef Dalpunt
„Kommen Sie und bringen Sie
„Kommen Sie und bringen Sie die Voraussetzungen mit“ als Beispiel...
....außerdem sollten viele
....außerdem sollten viele Studenten anstatt immer nur zu fordern auch einmal dankbar sein, dass wir ihnen mit unseren Steuern die Stipendien finanzieren, die einigen das Studium überhaupt ermöglicht!!
Antwort auf ....außerdem sollten viele von Josef Dalpunt
Welche Stipendien? Die
Welche Stipendien? Die Leistungsstipendien? Ja gibt es einige aber nicht der Rede Wert. Dann gibt es die Stipendien für Kinder aus einkommensschwachen Familien, aber glauben Sie mir die meisten studieren OHNE Stipendien.
Im Gegensatz zu den österreichischen StaatsbürgerInnen die bis zum 26. Lebensjahr Kindergeld bekommen mit dem ein bescheidenes Leben möglich ist.
Und wir sind schon dankbar aber den österreichischem Steurzahler gegenüber der uns einen freien Universitätszugang ermöglicht und danach viel höhere Löhne als in Südtirol bietet. Im Gegensatz kurbelt das die Wirtschaft an und es entsteht Exzellenz und Know-How
Antwort auf Welche Stipendien? Die von DervomBerge Tratzer
Es ist schon traurig, dass
Es ist schon traurig, dass sich hier jemand auf diese Art und Weise äußert und nicht einmal die "Schneit" hat seinen richtigen Namen zu nennen. Schämen sie sich sie sind ein Feigling!!!
Also der Artikel ist so
Also der Artikel ist so nichtssagend und typisch Südtirol geschrieben. Immer dasselbe die hoch ausgebildeten Auswanderer machen einen Punkt und dann kommt der Südtiroler und versucht zu erklären, dass im heiligen Lande alles super ist und kommt mit einem Ausnahmebeispiel... (Das ist nicht nur bei Ärzten so).
Es ist einfach so, dass viele hoch ausgebildete Ärzte und andere nicht nach Südtirol zurückkehren wollen, weil die Ausbildungplaetze einfach nicht genug vorhanden sind oder das Gehalt einfach nicht annähernd mit einem normalem EU Gehalt mithalten kann. Und es ist einfach sinnlos wenn dann Südtiroler herkommen und gleich dagegen reden und einen Kampf auslösen Egal ob die Vorwürfe alle richtig oder falsch sind, aber wenn über 150 angehende Ärzte einen Brief schreiben, dann ist es sinnvoller auf die einzelnen Punkte mit ihnen einzugehen und diese zu diskutieren, anstatt einen Artikel zu schreiben wo diesen vorgeworfen wird einfach keine Ahnung zu haben...
Südtirolist keine Insel der Seeligen mehr und das beste der nächsten Generation wird nicht nach Suedtirol zurückkommen, wenn Sie im Ausland einfach bessere Chancen haben. Die Zeiten in der man in der Heimat blieb sind einfach vorbei.
Ich finde es grundsätzlich
Ich finde es grundsätzlich gut, dass auf Missstände öffentlich hingewiesen wird. Die Notstandsverordnung war der Auslöser für diesen Brief und dass diese kritisiert wird, ist durchaus nachvollziehbar. Die Doppelsprachigkeit bei Ärzten in Südtirol sollte nicht optional sein. Das Arzt-Patientengespräch ist etwas vom wichtigsten in der Medizin, weit wichtiger wie jedes Röntgen oder Labortest. Direktor Schael hat gesagt: "Gesundheit geht vor Doppelsprachigkeit". Mit solchen Sprüchen ist keinem Patienten geholfen und genau solche Aussagen gehören kritisiert, weil es einfach falsch ist.
Zum Anrechnen des Facharzttitels ist zu sagen, dass es durchaus Fälle gibt, die nicht innerhalb von 2 Monaten bearbeitet werden. Ich kenne persönlich Ärzte bei denen es Jahre gedauert hat.
Ausserdem gibt es einige Spezialisierungen die viel problematischer sind als plastische Chirurgie. Kardiologie zum Beispiel ist in Österreich gekoppelt an den Facharzt für Innere Medizin. In Italien hingegen ist Kardiologie ein eigener Facharzt. Ein Kardiologe, mit österreichischem Facharztdiplom, kann -meines Wissens- nicht einfach nach Südtirol gehen und auf einer kardiologischen Station arbeiten, da ihm der Facharzt für Kardiologie in Italien nicht anerkannt wird, sondern nur der für Innere Medizin.
Dr. Larcher kritisert weiters, dass man Südtirol nicht mit Österreich vergleichen darf, da Österreich grösser ist als Südtirol und Universitätskliniken besitzt. Ich finde es hingegen extrem wichtig, dass man beide miteinander vergleicht. Der Vergleich mit anderen Regionen bzw. Ländern ist extrem wichtig um etwas zu verbessern. Weiters spricht Dr. Larcher von der Übernahme von Fortbildungskosten und dass das in Südtirol besser sei als in Österreich. Dazu ist zu sagen, dass das jedes Krankenhaus in Österreich andere Angebote für die eigenen Ärzte hat. In Österreich werden ( in den Krankenhäusern in denen ich gearbeitet habe) vor allem die Jungärzte unterstützt. Das macht auch Sinn da sich ein Oberarzt die Fortbildung leichter leisten kann.
Grundsätzlich hat Frau Reiterer durchaus Recht, dass es für Südtirol interessant wäre, die Südtiroler Studenten zurück nach Südtirol zu locken - nicht nur wegen der Zweisprachigkeit. Das geht aber nur effektiv, wenn ich den jungen Ärzten Facharztstellen anbieten kann. Die Facharztausbildung dauert ca 6 Jahr nach dem Studium. Wenn ich als Arzt 6 Jahre an einem Ort arbeite, dort eventuell heirate und eine Familie gründe, ist eher wahrscheinlich, dass ich dann dort bleibe anstatt den Wohnort zu ändern.
Es gibt allgemein im gesamten Alpenraum zu wenig Ärzte und um einen Mangel zu vermeiden muss ich die Bedingungen so verbessern, dass ich als Region attraktiv werde. Andere Regionen haben auf dieses Problem reagiert. Die Vorarlberger Spitäler schreiben den Medizin Studenten, die noch nicht mal das Studium abgeschlossen haben bereits Briefe und locken die Jungärzte so ins "Ländle" und zahlen auch dann bereits den Jungärzten überdurchschnittlich viel. In der Schweiz gibt es noch höhere Gehälter.
Wenn man die Ärzte im eigenen Land ausbildet, kostet das weniger als wenn fertig ausgebildete Ärzte abgeworben werden müssen.
Es ist schon traurig, dass
Es ist schon traurig, dass sich hier jemand auf diese Art und Weise äußert und nicht einmal die "Schneit" hat seinen richtigen Namen zu nennen. Schämen sie sich sie sind ein Feigling!!!
Ärzte fühlen sich entweder
Ärzte fühlen sich entweder mehr zum Wissen hingezogen oder zur Empathie, dann werden daraus eben Wissenschaftler oder Spital- und Hausärzte. Eines aber haben alle gemeinsam: sie sind der Universität in Dankbarkeit verbunden, an der sie eine Ausbildung genossen. Die Institution, die sie dabei finanziell unterstützt, ist selbstlos. Eltern können das, zu geben, ohne etwas zurückzufordern.
Ein Medizinstudium ist voll von Entbehrungen und der zukünftige Arzt ist nach dem Studium frei. Frei zum Entscheiden, wo er hin muß. Das ist er sich und der Universität schuldig.
Eine andere Schuld entsteht, wenn Südtirol fordert, die meisten (oder gar alle?) Töchter und Söhne sollen zurückkommen. In das Land der Eltern, der früheren Ernährer. Wir müssen es den 158 zumuten, die Güter "Wissenschaft" und "Empathie" auch irgendwo anderes weiterzubetreiben! Das werden die Eltern der 158 auch sagen (können): liebes Kind, ich mute es dir zu, irgendwo auf der Welt deinen Platz zu finden. Welche Verzerrung, ihre Rückkehr zu fordern. Solche Forderungen nähren die meisten Gründe, nicht mehr in die Heimat zu kommen! Gemeint zu haben, den Kindern das Arbeitsplatzl gerichtet zu haben!
Wahrscheinlich muß dieses Land wieder mehr leiden, daß unsere jungen Ärzte wieder kommen. Damit meine ich das Leiden der Entscheidungsträger, nämlich die hochrangigen Verwalter des Gesundheitsdienstes, Dr. Stocker, Dr. Schäl um nur die Spitze zu nennen. Und diesem Leiden steht die Beweihräucherung der tollen "Sanität" im Wege, die einen unverhältnismäßig großen Verwaltungsapparat mitschleift, und an Selbstlob grenzt. Es müssen die Ärzte in ihrer Leidensfähigkeit erkannt werden, und danach muß deren Verwaltung sich ausrichten.
Wenn solches uns Südtiroler Ärzten widerfahren würde, eine demütige, das heißt zurückhaltend starke Verwaltung, dann würde die Humanmedizin (nicht Sanität!) in Südtirol florieren. Motivation kommt von oben. Wir Ärzte nähren unsere Motivation sogar aus Kriegszeiten. Das liegt in der Natur unseres Könnens. Da erst bekommen wir unsere volle Anerkennung. Wir sind nur dem großen Leid etwas schuldig. Und der Wissenschaft.
Ich habe den Eindruck, dass
Ich habe den Eindruck, dass Lorenz Larcher den Brief von Elisa Reiterer gar nicht richtig gelesen hat. Einen großen Teil der Punkte, die er hier kritisiert, konnte ich darin nämlich gar nicht finden.
Wo steht z.B., dass die Unterzeichner nur 40 Stunden pro Woche arbeiten wollen?
Oder wo bezeichnen Sie sich als Elitestudenten oder zeigen mangelnden Respekt anderen Berufsgruppen gegenüber?
Auch seine Gegenargumente hinken leider großteils.
Österreich unterliegt nicht der Zweisprachigkeitsverordnung, aber warum kann man deshalb die Gesundheitssysteme von Südtirol und Österreich überhaupt nicht vergleichen? Einen Äpfel und Birnen Vergleich sehe ich da eher beim Argument mit den 8.699.730 Einwohnern von Österreicher versus 523.446 Einwohnern in Südtirol. Da müsste man eher einzelne Bundesländer von Österreich mit Südtirol vergleichen und würde damit wieder bei ähnlichen Einwohnerzahlen und Voraussetzungen landen. In jedem Bundesland von Österreich werden Ärzte ausgebildet. So gibt es z.B. im Bezirkskrankenhaus Lienz eine ganze Reihe von Turnusärzten und Assistenzärzten (darunter auch einige Südtiroler), obwohl Osttirol noch deutlich kleiner ist als Südtirol. Warum also sollte das in Südtirol nicht möglich sein?
Was die viel zitierte Passage mit dem „zu niedrigen Niveau“ anbelangt: Das ist aus meiner Sicht eine sehr unglückliche Formulierung, die von den Zuständigen in Südtirol nun eifrig genutzt wird, um die Verfasser des Briefes in den Dreck zu ziehen und von den eigentlichen Problemen abzulenken. Das Problem sind die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen, die eine Ausbildung derzeit nicht möglich machen. Ich kann mir schwer vorstellen, dass Elisa Reiterer wirklich sagen wollte, dass das Niveau der Südtiroler Ärzte zu niedrig sei (zumal ihre eigenen Eltern da dazugehören).