Umwelt | Klimawandel

Klimaschutz als Neujahrsvorsatz

Die Klimakonferenz in Katowice ist Geschichte. Was bleibt ist die Gewissheit, dass angestrebte Maßnahmen nicht ausreichen, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten.
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Klimaschutz
Foto: upi

Will man die weltweite Temperaturerhöhung auf erhebliche, jedoch weitaus verträglichere 1,5°C begrenzen, muss nun rasch und im Einvernehmen Aller, konsequent gehandelt werden.

Umweltorganisationen, Vertreter aus Inselstaaten und viele Experten zeigen sich wenig beeindruckt von den Ergebnissen der UN-Weltklimakonferenz. Nachdem man 2015 in Paris übereingekommen war, gemeinsam gegen die Erderwärmung anzukämpfen, wurden nun grob Maßnahmen geschneidert, wie man dies erfolgreich umsetzen möchte. Das Ganze beruht aber am Ende auf Vertrauen und der nötigen Transparenz; Sanktionen für etwaige Verstöße gibt es keine. Auch wenn ab 2020 in regelmäßigen Abständen Rechenschaft abzulegen ist, ob und inwiefern gesteckte Ziele erreicht wurden: wirkliche Verpflichtungen fehlen. 

Der Mensch ist, laut Berichten des Weltklimarates, schon jetzt für eine Erderwärmung von 1°C seit Beginn der Industrialisierung verantwortlich. Momentan steuert man sogar - ohne konkretes Einlenken der Staatengemeinschaft - bis 2100 auf eine weitere Erwärmung von 3-4°C zu. Die Folgen einer derart drastischen Erhöhung sind kaum mit großer Sicherheit absehbar und können durchaus auch graduell eintretend und langfristig sein. Sicher ist, dass es infolge eines Anstieges der weltweiten Durchschnittstemperatur vermehrt zu Wetterextremen kommen wird. Gemeint sind vor allem häufigere und intensivere Hitzewellen und Trockenperioden, sowie seltenere aber dafür stärkere Regenfälle. Einige wenige beispielhafte Konsequenzen sind Muren, Überschwemmungen, großflächige Brände, sowie erhebliche Ernteeinbußen. Letzteres träfe in besonderem Maß weite Teile Afrikas, Südostasiens und Lateinamerikas. Unberechenbare Migrationsbewegungen wären die möglichen Folgeerscheinungen von Hunger und wirtschaftlichem Missstand. Wesentlich dazu beitragen wird auch nicht zuletzt der oft prophezeite Anstieg des Meeresspiegels. 

Wissenschaftler erwarten außerdem einen kritischen Verlust an Biodiversität bei Wirbeltieren, Insekten und Pflanzen, der das Zugrundegehen ganzer Ökosysteme vorantreibt, und wiederum sozialökonomische und gesellschaftliche Kettenreaktionen auslösen könnte. Fischbestände nehmen bereits jetzt aufgrund maßloser Überfischung radikal ab. Mit einem Anstieg der Wassertemperatur (der nicht so drastisch ist wie jener an Land) verstärkt sich dieser Trend zusehends. Angesichts vieler Millionen von Menschen, die auf Fischfang angewiesen sind, verbirgt sich auch hier ein zukünftiger Problemfaktor. Ein weiteres Beispiel sind die vielfältigen Korallenvorkommnisse der Weltmeere, deren Bestände bei einer Erwärmung von 2°C um ca. 99% schrumpfen werden. Sie stehen stellvertretend für viele andere Arten, die aufgrund des Klimawandels – und nicht nur – akut vom Aussterben bedroht sind. 

Angesichts angeführter Aussichten lässt sich der Unmut an der Konferenz teilnehmender Interessensgruppen erklären. Man müsse auf der Stelle handeln und umgehend Maßnahmen ergreifen, um die Erwärmung bei 1,5°C zu beschränken und einen massiveren Anstieg zu vermeiden. Dabei müsste der Ausstoß der bedeutendsten Treibhausgase – insbesondere Kohlenstoffdioxid – bis 2030 weltweit um 45% reduziert werden und bis 2050 gänzlich bei null angelangt sein. Angesichts eines derzeit überschaubaren Kooperationswillens einflussreicher Staaten, wie Russland, den USA oder Brasilien, scheinen diese Bestrebungen wohl wenig aussichtsreich zu sein. Doch auch die Anstrengungen vermeintlich vorbildhafter Wegweiser, wie ein von „Dieselgate“ gebeuteltes Deutschland, wo Kohlekraftwerke weiterhin subventioniert werden, reichen bei Weitem nicht aus, um den Klimawandel gehörig einzudämmen. Zudem sind Unterfangen wie der Umstieg auf erneuerbare Energiequellen, der verstärkten Fokus auf Elektromobilität und die Einführung strikterer Regeln beim Handel mit Emissionszertifikaten allein nicht zielführend. Benötigt wird eine umfangende Sensibilisierung der Bevölkerung.

Wir alle machen Klimapolitik. 

Es muss klargemacht werden, dass Klima- und Umweltschutz auf einer individuellen Ebene beginnen, etwa beim eigenen Konsumverhalten (was esse ich? – wie baue ich? – womit reise ich?). Dass es zweifelsohne nicht einfach wird aber nicht zwangsläufig der Wirtschaft schaden und die Prekarität der Ärmsten verschärfen muss. Es muss - besser früher als später- verständlich gemacht werden, dass es im Grunde um nichts Geringeres geht, als den sicheren und friedvollen Fortbestand unserer Spezies auf dieser Erde. Es geht um keine Nebensächlichkeit. Dem Kampf gegen den Klimawandel muss endlich Priorität eingeräumt werden.