Gesellschaft | Meran

“Unglaubwürdig und fadenscheinig”

Nun erhebt der Ex-Präsident des Ost West Club, Besay Mayer, seine Stimme. Er wirft der Grünen Cristina Kury vor, auf dem Rücken des Vereins Vorwahlkampf zu betreiben.
Ost West Club in der Passeirergasse
Foto: Salto.bz

Dass das letzte Wort in der Causa “Bersaglio” noch lange nicht gesprochen ist, zeigen nicht nur die Diskussionen in den sozialen Medien. Kurz vor Weihnachten wurde bekannt, dass die Verhandlungen um die Zukunft des Gebäudes nahe des Meraner Lidos geplatzt sind. Der Plan war gewesen, unter der gemeinsamen Führung des Kulturvereins Ost West Club und des Sportclub Meran (SCM) eine sprachgruppenübergreifende und interkulturelle Begegnungsstätte für Kultur und Sport zu schaffen.

Seit der Ost West Club seinen Rückzug aus dem Projekt und Bürgermeister Paul Rösch die Verhandlungen zwischen den involvierten Sportclubs SCM und ASM für gescheitert erklärt hat, gehen die Wogen hoch. Auf Facebook melden sich Meraner Gemeinderäte zu Wort, zahlreiche enttäuschte Vereinsmitglieder. Über die Medien schieben sich die Koalitionspartner in der Meraner Stadtregierung, SVP und Liste Rösch/Grüne, gegenseitig den schwarzen Peter zu. Nun erhebt noch jemand seine Stimme: Besay Mayer, langjähriger Präsident des Ost West Clubs. Er fordert von der Politik – und inbesondere den Grünen – eine “ernstzunehmende Unterstützung” statt das Weiterführen von ”Grabenkämpfen”.

Von 2011 bis 2015 stand Mayer dem Verein vor bevor er beschloss, in die Politik zu wechseln. 2015 trat Mayer bei den Gemeinderatswahlen für die SVP an, derzeit ist er Vize-Obmann des SVP-Ortsausschuss Obermais, aber auch Leiter des Jugendzentrums Jungle (seit Anfang 2017).
In seiner Stellungnahme, die Besay Mayer am Freitag Abend verschickt, zeichnet er die Odyssee des Ost West Clubs nach – und geht hart mit den Grünen bzw. Cristina Kury ins Gericht. Als Fraktionssprecherin der Liste Rösch/Grünne hatte Kury Anfang der Woche ihrerseits die SVP angegriffen.

“Nicht als Mitglied der SVP, sondern vor allem und ausschließlich nur als ehemaliger Präsident und eingeschriebenes Mitglied des Ost West Clubs”, schreibt Besay Mayer folgende Zeilen:

“In meiner Funktion als ehemaliger Präsident und Vorstandsmitglied des Ost West Clubs, habe ich die Entwicklung des Kulturvereins aus nächster Nähe für viele Jahre selbst und aus dem Innersten heraus beobachten können. In unzähligen ehrenamtlichen Stunden haben wir schon vor sieben Jahren alles Mögliche unternommen, um die nötige Unterstützung der Gemeinde Meran zu erhalten.

Im Laufe dieses Prozesses ist die Anzahl der Mitglieder und der kulturellen Veranstaltungen kontinuierlich nach oben gegangen. Der Ost West Club wurde zu einem Treffpunkt für Jung und Alt und für die verschiedenen Sprachgruppen und Menschen unserer Stadt Meran. Trotz erheblicher Bemühungen von Seiten des Vorstandes, der Mitglieder und der vielen ehrenamtlichen Helfer die ordentliche Tätigkeit, samt einem funktionierenden Verwaltungsapparat (Programm, Buchhaltung usw.) auf ein stabiles und transparentes Fundament zu stellen, muss ich nun zu meiner Verwunderung feststellen, dass Ende des Jahres 2018 die Unterstützung in Bezug auf die Beitragsvergabe und die Zur-Verfügung-Stellung einer entsprechend neuen, großen Vereinsstruktur immer noch nicht realisiert werden konnte. Wenn Frau Cristina Kury, nachdem die Grünen/Liste Rösch, die nun seit fast vier Jahren Teil der Meraner Stadtregierung ist, sich anscheinend lieber immer noch in Grabenkämpfen mit der SVP bzw. dem Koalitionspartner aufreibt, anstatt mit dem entsprechenden Nachdruck eine wirklich glaubhafte Unterstützung des Ost West Clubs voranzutreiben, muss ich mich darüber schon sehr verwundert zeigen.

(...) auf dem Rücken eines mittlerweile für große Wählerschichten in Meran interessanten Vereins Vorwahlkampf zu betreiben

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass wir schon damals mehrmals bei den Grünen um einen Tausch in der Bürogemeinschaft in den Lauben gebeten hatten, diese aber immer wieder abgelehnt wurde. Mehrere Mitarbeiter des Ost West Clubs müssen, Stand Ende 2018, immer noch in einem kleinen dunklen Raum ohne Sonnenlicht tagtäglich ihrem Brotberuf nachgehen und dort mehrere Stunden verbringen, während die deutlich größere Räumlichkeit der Grünen/Liste Rösch Richtung Laubengasse sonnendurchflutet ist, aber so gut wie nie und meistens nur in den Abendstunden genutzt wird. Es wäre schon damals ein sichtbares und deutliches Zeichen der Unterstützung an den Ost West Club gewesen, die vielfältige und schweißtreibende Arbeit der Angestellten des Vereins wertzuschätzen, welcher ganz nebenbei auch die Verwaltung der Bürogemeinschaft, u.a. für die führende politische Partei der Stadt Meran abwickeln muss..
Statt solche und ähnliche konkrete Unterstützungsmaßen in die Tat umzusetzen, haben sich Frau Kury und ihre Partei in der Vergangenheit und auch in letzter Zeit nur dadurch hervorgetan, den schwarzen Peter dem Koalitionspartner zuzuschieben.

Es enttäuscht mich außerdem über alle Maßen, dass es die Gemeinde Meran immer noch nicht geschafft hat, einen angemessenen kulturellen Beitrag für die ordentliche Tätigkeit des größten Kulturvereins der Stadt mit nahezu 7000 Mitgliedern und über 250 Veranstaltungen im Jahr, zur Verfügung zu stellen. Letztlich und überhaupt konnte der rührige Verein in der Meraner Passeirergasse, lediglich aufgrund erheblicher finanzieller Bemühungen und Unterstützungen von Seiten der Provinz Bozen überleben. Und dies sage ich nicht als Mitglied der SVP, sondern vor allem und ausschließlich nur als ehemaliger Präsident und eingeschriebenes Mitglied des Ost West Clubs.

Die Gemeinde Meran hätte nun endlich die Chance, substantielle und nachhaltige Unterstützungsformen für den Ost West Club anzudenken und in der Folge zeitnahe und rasch zu realisieren.

Auch wenn gerade und vor allem während des Gemeinderatswahlkampfes 2015 alle möglichen Versprechungen und Verheißungen gemacht wurden und teilweise der Ost West Club zum Wahlkampfthema Nr. 1 gemacht wurde, scheint es mir, als wären knapp vier Jahre später nicht sehr viele Erfolgserlebnisse verbucht worden und, dass wir uns knapp vier Jahre später weiterhin im Kreis drehen.

Wenn ich mir dann vor Augen halte, dass die Grünen gerade in ihrer Oppositionsrolle immer wieder die anscheinend nicht vorhandene Unterstützung des Ost West Clubs öffentlich gemacht bzw. der SVP angekreidet haben und zu jener Zeit großmundig einen ‘neuen Wind’ und eine substantielle Veränderung in Meran angekündigt hatten, und ich mir nun die aktuelle Situation vor Augen halte, scheint dies alles doch recht unglaubwürdig und fadenscheinig gewesen zu sein.

Gerade Frau Kury, die sich in der Vergangenheit nicht unbedingt als große Unterstützerin der Jugend- und Ausgehkultur in Meran hervorgetan hat, sollte sich vielleicht nun endlich mehr damit beschäftigen, wirklich ernstzunehmende Lösungsmodelle und praktikable Unterstützungsformen zu entwickeln.
Die von ihr kürzlich vorgebrachten Lösungsvorschläge in Bezug auf das ehemalige Bersaglio Gebäude wirken wenig glaubhaft und substantiell und scheinen nur ein weiterer Versuch zu sein, auf dem Rücken eines mittlerweile für große Wählerschichten in Meran interessanten Vereins Vorwahlkampf zu betreiben.

(...) lieber immer noch in Grabenkämpfen mit der SVP bzw. dem Koalitionspartner aufreibt, muss ich mich darüber schon sehr verwundert zeigen

Gerade jetzt und in der aktuell schwierigen Phase und nach dem erneuten Rückschlag in Bezug auf den Umzug in eine neue Struktur hätte die Gemeinde Meran nun endlich die Chance, substantielle und nachhaltige Unterstützungsformen für den Ost West Club anzudenken und in der Folge zeitnahe und rasch zu realisieren.
Die Meraner Gemeindepolitik lässt nach wie vor eine ernstzunehmende und wirklich spürbare Unterstützung für einen Verein vermissen, der mittlerweile über die Südtiroler Landesgrenzen hinaus zu einem Modell für die freie Jugend- und Kulturszene geworden ist.

Interessanterweise ist es aber nicht nur der Ost West Club, der in seiner tagtäglichen Arbeit von der Gemeinde Meran gegängelt und ignoriert wird, sondern auch viele andere Vereine unserer Stadt müssen sich tagtäglich mit einem verstaubten Verwaltungsapparat, einer kaum handlungsfähigen Politik und einem grundsätzlichen Desinteresse für Jugendkulturthemen herumschlagen.”