Umwelt | E-Mobilität

EU: Milliarden für Batteriezellen

Noch importieren Europas Auto-Hersteller den Großteil der Batteriezellen aus Asien, doch schon bald sollen die Batterien für die E-Autos in EU-Ländern hergestellt werden
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Die Batteriezelle ist eine Schlüsselkomponente und das teuerste Bauteil der Elektroautos. Bis zu 40% der gesamten Wertschöpfung bei der Herstellung von Fahrzeugen mit Elektromotor entfällt auf den Akku. Der Markt für Batteriezellen ist schon jetzt groß und wird in den nächsten Jahren weiter stark wachsen. Chinesische, südkoreanische und japanische Unternehmen dominieren den weltweiten Markt für Lithium-Ionen-Batterien und erweitern ihre Produktions-Kapazitäten auch in Europa und in den USA. Im Jahr 2020 machten chinesische und südkoreanische Firmen je 37% der weltweiten Batterieherstellung aus, japanische Unternehmen kamen auf einen Anteil von 18%.

Die EU-Länder wollen in Zukunft die Batterien für ihre E-Autos selbst herstellen, um so ihre strategische Autonomie zu steigern. Die Corona-Krise hat deutlich gemacht, wie schnell internationale Lieferketten ins Stocken geraten können. Der Transport der schweren Batteriezellen aus Asien ist zudem teuer und CO2-intensiv.

2017 wurde die EU-Batterieallianz (EBA) von der EU-Kommission und den EU-Ländern gegründet, um die Batteriezellenproduktion zu fördern und aufzubauen. Der Allianz gehören 14 EU-Mitgliedstaaten, die Europäische Investitionsbank sowie 500 Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen an, die sich am Aufbau einer Batterie-Industrie beteiligen. Bis 2025 sollen in den EU-Ländern Batteriezellen für sieben bis acht Millionen Elektroautos im Jahr produziert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sind Investitionen in Milliardenhöhe nötig.

Ein wichtiger Aspekt beim Ausbau dieses Industriezweiges ist auch die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen, bis Ende dieses Jahrzehnts sollen 70.000 neue Jobs in der europäischen Stromspeicherbranche entstehen*. Bei einem Treffen der EU-Batterieallianz im Frühjahr 2021 unterstrich Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire, dass Europas Unabhängigkeit bei der Elektromobilität immer wichtiger werde. "Wir müssen investieren, um mit China und den USA mithalten zu können und um auch im 21. Jahrhundert eine Wirtschaftsmacht zu bleiben“. Um die Rohstoffversorgung für die Batterien besser zu gewährleisten will die EU einerseits den Ausbau der Recyclinginfrastruktur für Lithium-Ionen-Batterien stark fördern und andererseits auch in Europa nach Möglichkeit wertvolle Rohstoffe abbauen **.

Batterieherstellung der deutschen Autoproduzenten

Deutschland will bei der Batteriezellen-Herstellung zusammen mit seinen europäischen Partnern zukünftig eine wirtschaftliche und technologische Vorreiterrolle einnehmen. Das EU-Land mit der größten Autoindustrie will durch den Ausbau der Batteriezellenfertigung die strategische Bedeutung für den Industrie- und Technologiestandort Deutschland sichern. Zahlreiche Forschungszentren arbeiten an der Weiterentwicklung der Batterietechnologie und den dazugehörigen Produktionsverfahren, dabei geht es sowohl um aktuelle Verfahren als auch um zukünftige Konzepte, wie Festkörperbatterien***, sowie um Forschungsansätze der Post-Lithium-Ära. Die Forschung bezieht sich auch auf die effiziente Nutzung der Rohstoffe sowie die Nachnutzung der Batterien und das Recycling der Rohstoffe.

Volkswagen plant sechs Batteriezellen-Fabriken für den Eigenbedarf zusammen mit dem schwedischen Unternehmen Northvolt in Europa. Bis 2030 sollen die selbst entwickelten Batteriezellen in bis zu 80 % aller E-Fahrzeuge des VW-Konzerns**** eingebaut werden. In Zukunft will VW auch Feststoffbatterien entwickeln und herstellen. Das VW-Konzern Tochterunternehmen Porsche plant gemeinsam mit der Firma Customcells eine Batteriezellenfabrik in Tübingen.

Daimler plant acht Batterie-Fabriken, vier davon sollen in Europa, teilweise in Partnerschaften mit anderen Unternehmen entstehen, eine in Amerika und drei in Asien. Laut Daimler Chef Ola Källenius werde die eigene Entwicklung und Produktion von Batterien zusammen mit Partnern dazu beitragen, dass „Europa auch im Elektrozeitalter ein Zentrum der Autoindustrie bleibt“. Daimler will Qualität und Leistung bieten, wobei Energiedichte, Ladetempo, Sicherheit, Reichweite, Lebensdauer, aber auch Wiederverwertbarkeit relevant sein soll.

BMW produziert bereits an drei Standorten in Deutschland Batteriemodule für E-Autos.  BMW investiert auch in die Entwicklung der Feststoff-Batterie und will laut Entwicklungsvorstand Frank Weber "bis zum Ende des Jahrzehnts eine Feststoffbatterie für den Serieneinsatz produzieren“. Feststoffbatterien sollen eine höhere Reichweite erreichen und rascheres Aufladen ermöglichen.

Tesla will zukünftig neben seiner E-Auto Fabrik in Berlin-Brandenburg auch eine Anlage zur Herstellung von Batteriezellen errichten.

Auch Varta wird in die Produktion von Elektroauto-Akkus einsteigen, kündigte das Unternehmen im Frühjahr 2021 an, bis 2024 sollen 100 bis 200 Millionen Batteriezellen pro Jahr hergestellt werden.

Batterieherstellung in anderen EU-Ländern

Die PSA Gruppe (Citroën, DS, Opel, Peugeot und Vauxhall), der Energie-Konzern TOTAL und der französische Batteriehersteller Saft S.A. haben das Joint Venture Unternehmen Automotive Cells Company-ACC gegründet und planen Batterie-Fabriken in Frankreich und Deutschland. Die Projekte werden mit Milliarden Fördergeldern beider Länder unterstützt.

Renault plant zusammen mit dem französischen Unternehmen Verkor und dem chinesisch-japanischen Konzern Envision-AESC in Nordfrankreich eine Batterie-Fabrik.

Der Autoriese Stellantis, der aus der Fusionierung des italienisch-amerikanischen Fiat-Chrysler-Konzerns mit der französisch-multinationalen PSA-Gruppe***** entstanden ist, plant eine Batteriefabrik in Frankreich und Deutschland und verhandelt auch mit der Regierung in Rom über eine Batteriefertigung in Italien.

Volvo und Northvolt planen ein Batteriezellen-Werk in Schweden. Weitere Batteriezellenwerke plant Italvolt in Italien, Basquevolt-Nabatt in Spanien, Britishvolt im Vereinigten Königreich und Freyr in Norwegen.

Neben den oben angeführten Beispielen gibt es noch eine Vielzahl von Unternehmen und Forschungszentren in Europa, die bei der Planung und Produktion von Batteriezellen mitwirken.

Fazit

Nachdem die europäischen Autohersteller im Bereich Elektro-Mobilität stark aufgeholt haben und jetzt ganz vorne mit dabei sind, werden sie in den kommenden Jahren auch bei der Herstellung von Batteriezellen eine wichtige Rolle spielen, gerade noch rechtzeitig, bevor die Elektromobilität in Europa richtig durchstartet. Somit muss das wichtigste und teuerste Teil der E-Autos nicht mehr importiert werden und die Lieferketten-Sicherheit ist besser gewährleistet, auch wenn die für die Herstellung der Akkus wichtigen Rohstoffe, wie Lithium und Kobalt zum größten Teil auch weiterhin aus dem Ausland importiert werden müssen.

* Diese Zahlen wurden laut einer Studie des deutschen Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung im Auftrag des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) errechnet.

** Um die Abhängigkeit von globalen Rohstoff-Importen zu reduzieren, fördert die EU-Kommission den Lithiumabbau in Europa. Die größten Lithium-Vorkommen in Europa gibt es in Portugal, wo schon jetzt Lithium abgebaut wird. Auch in Deutschland, Österreich, Tschechien und Finnland könnte in Zukunft Lithium abgebaut werden.

*** Feststoffbatterien oder Festkörperbatterien sollen der E-Mobilität endgültig zum Durchbruch verhelfen, da sie viel leistungsfähiger als herkömmliche Batterien sind. Sie sind kleiner und leichter, erhöhen die Reichweite, verkürzen die Ladezeiten und sind sicherer. Bei einer Feststoffbatterie bestehen die Elektroden und auch der Elektrolyt aus festem Material. Toyota will im Jahr 2025 Serienfahrzeuge mit Feststoffbatterien anbieten. 

****Zwölf Marken aus sieben europäischen Ländern gehören zum VW-Konzern: Volkswagen, Audi, SEAT, ŠKODA, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Porsche, Ducati, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Scania und MAN.

***** Peugeot, Citroën, DS, Opel, Vauxhall