Umwelt | Podcast | Ep 56

„Wir bauen keine Hochhäuser im Wald“

SVP-Gemeindereferent Stefan Vorhauser, Gottfried Niedermair (Konsortium Vinschgau) und Martin Thalheimer (Laimburg) diskutieren den Bau der Speicherbecken in Kaltern.
Gottfried Niedermair, Martin Thalheimer, Stefan Vorhauser
Foto: Andy Odierno/SALTO
  • Der Protest gegen die geplanten Speicherbecken im Altenburger und Montiggler Wald ist groß, Anfang März demonstrierten Hunderte Menschen auf dem Marktplatz der Gemeinde. Stefan VorhauserObmann des Ortsbauernrats Kaltern und SVP-Gemeindereferent, erklärt im Podcast die Hintergründe zum Projekt. Die Arbeitsgruppe der Gemeinde prüfe Alternativen und werde die Ergebnisse in einer Bürgerversammlung vorstellen. 

  • Martin Thalheimer: „Das Wasser wird aufgrund des Klimawandels, aber auch aufgrund der steigenden Ansprüche in allen Bereichen der Gesellschaft noch knapper.“ Foto: Andy Odierno/SALTO
  • Durch den Klimawandel werden Extremwetter wie Hitzeperioden und Starkregen häufiger und darauf will sich die Südtiroler Landwirtschaft vorbereiten. Im Überetsch sollen für zukünftige Wasserspeicher auch Becken im Wald entstehen. „Ich bin oft und gerne in der Natur unterwegs und habe großes Verständnis für die vielen Menschen, die dem Projekt gegenüber Skepsis zeigen“, erklärt Martin Thalheimer von der Laimburg, er forscht dort zu Bewässerungsmethoden, Düngung und Bodenbeschaffenheit.

  • Gottfried Niedermair: „Die großen Einsparpotentiale wurden mit der Umstellung auf die Tropfbewässerung bereits durchgeführt.“ Foto: Andy Odierno/SALTO
  • Gottfried Niedermair leitet das größte Bewässerungskonsortium im Land, für ihn ist ein solcher Konflikt nichts Neues. Das Konsortium versorgt im Vinschgau rund 7.700 Hektar landwirtschaftliche Fläche mit Wasser. Insgesamt sei im Obst- und Weinbau in den letzten 15 Jahren mit der Umstellung auf die Tropfbewässerung sehr viel unternommen worden, um Wasser einzusparen. „Dieses Projekt würde darüber hinaus sicherstellen, dass auch in herausfordernden Zeiten genügend Wasser vorhanden ist“, sagt Gemeindereferent Vorhauser.

  • Stefan Vorhauser: „Das Speichervolumen würde im August und September für die Beregnung genutzt werden.“ Foto: Andy Odierno/SALTO
  • Dass dafür Wald gerodet wird, sei vor allem aus finanziellen Gründen notwendig. „Wenn ich unterirdische Becken baue, ist das mit einem horrenden Mehraufwand verbunden“, stellt der Obmann des Ortsbauernrats von Kaltern klar. Der Bau ist nicht nur viel kostspieliger, sondern im Gegensatz zu oberirdischen Becken braucht es große Mengen an Beton. Vorteilhaft bei den unterirdischen Becken sei aber, dass es keine hohe Verdunstung in der prallen Sonne gibt und die Wartungsarbeiten niedriger seien, hält Thalheimer dagegen. Laut aktueller Planung soll im Überetsch sowohl unterirdisch als auch oberirdisch gebaut werden. 

    Die Vor- und Nachteile des Projekts diskutieren unsere Gäste in der Streitergasse: 

    Stefan Vorhauser, SVP-Gemeindereferent für Forstwirtschaft in Kaltern

    Gottfried Niedermair, Direktor vom Bonifizierungskonsortium Vinschgau

    Martin Thalheimer, Institut für Obst- und Weinbau der Laimburg

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    In der Streitergasse - Die aktuelle Debatte auf SALTO

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Martin Sitzmann Do., 31.07.2025 - 16:23

Das alles trifft nicht des Pudels Kern:
Warum sollen privatwirtschaftlich genutzte Strukturen auf öffentlichem Grund errichtet werden, der der Allgemeinheit gehört und ökologisch wertvoll ist? Womöglich wären auch noch die Baukosten zum Großteil durch Steuergelder/Beiträge finanziert.
Ganz nach dem Mantra des neoliberalen Raubkapitalismus: Gewinne privatisieren, Kosten/Nachteile/Risiken/Verluste sozialisieren.
Und kommt mir nicht mit dem Löschwasser im Brandfall: Dafür bräuchte es nicht diese Anzahl und diese Größe an Becken. Es geht rein um die zuverlässige Beregnung der Obstwiesen und Weinberge, also um das Partikularinteresse der Bauernlobby.
Das Land gehört allen, nicht nur euch Turbobauern!

Do., 31.07.2025 - 16:23 Permalink
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Salto User
Josef Fulterer Fr., 01.08.2025 - 06:24

Speicherbecken, die bei trockenen Perioden zur Bewässerung entleert werden, "geben mit ihren sich vergrößernden nackten Ufern, ein recht armseliges Bild ab."
"Sie passen nicht in einen Wald, in dem sich Menschen erholen wollen!"

Fr., 01.08.2025 - 06:24 Permalink
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Herta Abram Fr., 01.08.2025 - 08:02

Eine Gefahr besteht darin, dass Anpassungsmaßnahmen zu einer Rechtfertigung für weitere Ausbeutung werden könnten, insbesondere wenn sie sich auf bestimmte Wirtschaftszweige konzentrieren, ohne die zugrunde liegenden Ursachen des Klimawandels anzugehen!
Beispielsweise könnte ein wenig durchdachter Bau von Speicherbecken zwar kurzfristig helfen, aber langfristig die Zerstörung von Ökosystemen fördern, wenn nicht gleichzeitig der Klimawandel bekämpft wird.
Fazit:
Anpassungsmaßnahmen sollten immer im Kontext des Klimaschutzes betrachtet und so gestaltet werden, dass sie zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Es ist wichtig, dass Anpassungsstrategien sowohl soziale als auch ökologische Aspekte berücksichtigen und Synergien zwischen beiden Bereichen fördern! Nur so kann eine Klimaanpassung erfolgen, die nicht zu weiteren Ausbeutungsmechanismen führt.

No go ist, ein einseitig gedachtes EigeninteressenSpeicherbecken und gleich weiter tun mit dem industriellen Anbau und damit zu weiteren Umweltproblemen führen.
Und weiterhin keine nachhaltigen Bewirtschaftungsmethoden anwenden.
Noch was an uns alle:
Wer profitiert (von unsrem Steuergeld), muss beitragen. Diese Verantwortung lässt sich definitiv nicht outsourcen und muss zu einer klimafreundlichen und gerechten Gesellschaft beitragen!

Dieses Bewußtsein fehlt mir bei den Protagonisten!

Fr., 01.08.2025 - 08:02 Permalink
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Peter Gasser Fr., 01.08.2025 - 08:34

Antwort auf von Herta Abram

Zitat: “... weiterhin keine nachhaltigen Bewirtschaftungsmethoden”: das ist alles richtig und gut.
Aber: wir alle und alle unsere Berufe sind spezialisiert und arbeiten gleichsam “mit dem industriellen Anbau”.
Jeder und jeder Beruf. Überall Spezialisierung, Optimierung, Maximierung.

Kaum eine Ware, auch nicht in der Apotheke, kein Beruf wird anders als durch Spezialisierung, Optimierung, Maximierung erzeugt bzw. durchgeführt; nicht einmal der einfachste Büroarbeitsplatz - fährt mit Dieselbus zur Arbeit, sitzt auf industriell hergestelltem Stuhl, arbeitet an industriell hergestelltem Computer in mit Gas beheiztem Büro, ißt im Restaurant industriell verarbeitete Nahrung —> und schimpft über den Landwirt: geht es zynischer, verlogener, abartiger?

Auf Salto einzig in diesbezüglicher Kritik immer die Landwirtschaft.

Fr., 01.08.2025 - 08:34 Permalink
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Peter Gasser Fr., 01.08.2025 - 08:49

Antwort auf von Peter Gasser

Nachtrag zur “Nachhaltigkeit”:

eine Mindesanzahl der benötigten Becken unter größtmöglicher Schonung von wertvollen Waldflächen und nester Einbindung in die Landschaft dort, wo ein Maximunm des überschüssig abfließenden Wassers ohne Energieaufwand gespeichert werden kann und möglichst ohne Energieaufwand dorthin fließt, wo es gebraucht wird. Wird doch zu schaffen sein?

Vergessen wir nicht: genau dieses Wassermanagement war/ist seit Jahrtausenden Grundlage vieler Hochkulturen, angefangen in Mesopotamien über z.B China, Indien, Peru, Lateinamerika bis herauf in unsere Zeit.
Wassermanagement in der Landwirtschaft ist Grundlage der menschlichen Kultur.

Fr., 01.08.2025 - 08:49 Permalink
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Herta Abram Fr., 01.08.2025 - 09:19

Antwort auf von Peter Gasser

Sie sagen es, Herr Gasser! Das Klimaschutzbewusstsein muss in allen Bereichen der Gesellschaft verankert sein, von der Politik über die Wirtschaft bis hin zu jedem einzelnen Bürger. Es ist wichtig, ein Bewusstsein für die Auswirkungen des eigenen Handelns auf das Klima zu schaffen und nachhaltige Entscheidungen zu treffen, sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Umfeld.

Fr., 01.08.2025 - 09:19 Permalink
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Peter Gasser Fr., 01.08.2025 - 11:53

Antwort auf von Herta Abram

Ja, und leider hat sich die Fragerin im podcast nicht an Generelles gewagt, sondern ist weitgehend im bautechnisch-technischen hängengeblieben.
Meiner Meinung nach haben die Fragen die Diskussion, die Becken, das Wassermanagement, den Weinbau nicht ausreichend in die Ebene der Gesellschaft eingebettet, die Metaebene, die übergeordnete Sichtweise wurde von der Fragerin gar nicht berührt, am ehesten von Martin Thalheimer eingebracht.

Fr., 01.08.2025 - 11:53 Permalink
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Factum Est Fr., 01.08.2025 - 23:17

Antwort auf von Peter Gasser

Wen wunderts? Es sind Immer die Grossgrundbesitzer welche in ihrem Sinne die Produktion ihrer Lebensmittel sichern wollen. Die Frage ist wieweit die Apfelüberproduktion( denn Wo in der Landwirtschaft kommt es vor dass die Hälfte der Traglast des Baums frühzeitig ausgedünnt wird um die andere Hälfte für die Ernte einigermassen gut aussehen für den Verkauf und den Profit zu machen) noch hinführen soll.? Dann wird lamentiert dass jedes Jahr weniger Milch produziert wird aber Jeder weiss dass auf Apfelproduktion umgestellt wird und hierfür der Wasserverbrauch steigen muss.

Fr., 01.08.2025 - 23:17 Permalink
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Peter Gasser Sa., 02.08.2025 - 08:24

Antwort auf von Factum Est

Darf ich 2 Dinge richtig stellen:
- 95% der Obst- und Weinbauern sind KEINE “Großgrundbesitzer”, das ist schlicht faktenfern. Zudem “sichert” jeder Beruf seine Produkte.
- Zur “Ausdünnung”: jeder, der arbeitet, macht “Profit”, das ist per se gut. Ohne Ausdünnung wäre das Obst meist gar nicht verkäuflich —> liegt aber am Konsumenten, nicht am Produzenten. Bestenfalls auch am Händler. Ist eigentlich Allgemeinwissen.
- Zum “Wasserverbrauch”: Im Beitrag wurde berichtet, dass durch die Tropf-Beregnung der Wasserbrauch zurückgegangen ist.
Hintergrundwissen: nicht der Obstbauer verbraucht das Wasser, sondern der Konsument, der den Apfel ist. Es ist ja auch nicht der Gas-Konzern, der Gas verbraucht, sondern der Südtiroler in seinem Büro und in seiner Wohnung.

Sa., 02.08.2025 - 08:24 Permalink
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Stefan S Sa., 02.08.2025 - 16:43

Antwort auf von Peter Gasser

"95% der Obst- und Weinbauern sind KEINE “Großgrundbesitzer”,"
Hmmm, wenig aussagekräftig,
Wie definiert sich Großgrundbesitzer?
Wieviel Anteil haben die 95% an der Gesamtfläche?
Wieviel von den 95% sind in einer Genossenschaft?
Welchen Einfluss haben die Genossenschaften?
"nicht der Obstbauer verbraucht das Wasser, sondern der Konsument,"
Ich als Konsument bezahle über die Steuern einen erheblichen Anteil an dieser Art der Agrarwirtschaft und bin so gar nicht damit einverstanden. Wenn man den Umfragen in Europa folgt ist der Wunsch nach Veränderung in der Agrarwirtschaft deutlich abzulesen was dann ja auch mit dem Green Deal umgesetzt werden sollte. Dieser Deal wurde aber von den Bauern bzw. Lobby abgelehnt. Sehr eigenartig. Wer bezahlt bestellt auch. Als EU Bürger kann ich damit nicht einverstanden sein.

Sa., 02.08.2025 - 16:43 Permalink
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Peter Kasal Fr., 01.08.2025 - 08:38

Jede Landschaft hat naturgegebene Grenzen hinsichtlich der Ressourcen, die für wirtschaftliche Aktivität nutzbar sind. Man kann so gut wie alles immer weiter nach den - vermeintlichen - Bedürfnissen „optimieren“. Aber der Preis, den wir alle dafür zahlen, wird dabei immer höher. Der wunderbare Altenburger Wald ist ganz einfach zu wertvoll, um ihn für ein paar Fuhren mehr seines Zaubers und seiner Unberührtheit zu berauben.

Fr., 01.08.2025 - 08:38 Permalink
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Bruna Corteletti Fr., 01.08.2025 - 09:31

Einige Aussagen von den Verantwortlichen zum Bau der Speicherbecken im Altenburger Wald sind erschreckend! Der Wald gehört uns allen! Habt ihr keine Kinder oder nach euch die Sintflut....? Bruna Corteletti HPV Bezirk Überetsch - Unterland

Fr., 01.08.2025 - 09:31 Permalink
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Karl Gudauner Fr., 01.08.2025 - 09:52

Das übliche Herumlavieren der Gemeindeverwaltung ohne klar zu sagen, was umgesetzt werden soll. Es ist beschämend, wenn nach wie vor davon geredet wird, dass es "nur" eine Projektstudie gibt, während durchklingt, dass die darin vorgesehenen Speicherbecken mit geringen Standortabweichungen für die Gemeindeverwaltung die angestrebte Lösung darstellen. Leider wird in diesem Diskussionsformat auch keine unabhängige technische Expertise zum aktuellen Planungskonzept geboten.

Fr., 01.08.2025 - 09:52 Permalink
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Anna Ramoser Sa., 02.08.2025 - 09:56

Macht es überhaupt Sinn Geld auszugeben für die Planung von Bauwerken (Speicherbecken für die Bewässerung der Landwirtschaft), ohne die vorherige Zustimmung der nutzungsberechtigten Bevölkerung (Grundeigentümer des Waldes) einzuholen?
Können wir es uns in Zeiten des Klimawandels überhaupt noch leisten gesunden Naturwald zu roden (gegen den Rat der Klimaexperten)?
Wer übernimmt die Kosten für die vorhersehbaren und die noch nicht vorhersehbaren Schäden für die Rodung von gesundem Wald, die die ganze Gesellschaft treffen werden?
Was werden wohl unsere Kinder zur Rodung von gesundem Wald (trotz Klimakrise) einmal sagen?

Sa., 02.08.2025 - 09:56 Permalink
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Franz Pattis Sa., 02.08.2025 - 12:15

Antwort auf von Anna Ramoser

Wie recht Sie haben Frau Ramoser!
Und die Bevölkerung hat ja bereits am 8. März dieses Jahres anlässlich der Demo in Kaltern mit Hunderten von Teilnehmern eindeutig NEIN GESAGT zu diesen gewaltigen Waldrodungen für Speicherbecken!!
Die Politik bzw. die Lobby der Obstbauern muss auf diese Stimmen horchen und die Speicherbecken anstatt in so wertvollen Wäldern auf bereits erschlossenen landwirtschaftlichen Gründen bauen!
Wie sagte doch bereits vor Jahren der international anerkannte Südtiroler Klimaforscher Georg Kaser: „zur Verringerung der Hitzeperioden müssen im Unterland und im Etschtal Auwälder gepflanzt werden“!
Da kann man jetzt doch nicht hergehen und auch noch Wälder für Speicherbecken opfern?!

Sa., 02.08.2025 - 12:15 Permalink