Nicht alle Badanti sozialversichert

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Im Frühling hat der Landtag auf Vorschlag des Team K mehrheitlich beschlossen, die Einführung eines Verzeichnisses für Hauspflegekräfte zu prüfen. „Wir sind mit verschiedenen Stakeholdern im Austausch, um die Vor- und Nachteile zu eruieren. Es stellt sich allerdings die Frage, ob sich der hohe bürokratische Aufwand für das Verzeichnis lohnt“, erklärt die Landesrätin für Senioren, Rosmarie Pamer (SVP).
Vor einigen Wochen hat sich Pamer erstmals mit sechs von zehn Agenturen in Südtirol getroffen, die Hauspflegekräfte oder sogenannte Badanti an Familien vermitteln. Sie stehen dem Vorschlag eher kritisch gegenüber. Anders ist die Position der Angehörigen, die sich von einem offiziellen Landesverzeichnis mehr Transparenz und Qualität in der Pflege erhoffen.
In Südtirol werden rund 70 Prozent der Pflegebedürftigen in den eigenen vier Wänden gepflegt. Als eine der wenigen Regionen hat Trentino-Südtirol das Pflegegeld eingeführt, das gestaffelt nach den vier Pflegestufen einkommensunabhängig ausbezahlt wird. Nur in Ausnahmefällen wird es bei Verdacht auf Missbrauch in Form von Gutscheinen ausgehändigt.
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Beispiel Trient und Bozen
Der Versuch der Nachbarprovinz Trient, ein Register für Badanti einzuführen, ist allerdings kein Erfolgsmodell. Schätzungsweise sind nur rund zehn Prozent der Hauspflegekräfte in dem Verzeichnis eingetragen, derzeit sind das 128 Personen. Auch beim Treffen mit Landesrätin Pamer und Agenturen wird protokolliert, dass Anreize für die Eintragung geschaffen werden müssen. Da in der Pflege die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Fachkraft und zu pflegender Person im Vordergrund stehe, sei das Feingefühl der Agenturen beim Vermitteln wesentlich. Zudem wechseln die Pflegekräfte immer wieder Arbeitsplatz und sind nicht immer in Südtirol vor Ort.
Die Stadt Bozen will das Modell trotzdem testen. Auf Initiative des ehemaligen Stadtrats Juri Andriollo hat die vorige Stadtregierung den Beschluss gefasst, für die Landeshauptstadt ein solches Register einzuführen. „Wir haben uns in den vergangenen Monaten das Modell in Trient angesehen und werden nun selbst ein Verzeichnis anlegen“, erklärt Rebekka Erlacher, Direktorin des Amtes für Dienste der Hauspflege des Betriebes für Sozialdienste Bozen.
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Während das Verzeichnis im Trentino landesweit gilt, arbeitet die Südtiroler Landeshauptstadt nur auf Gemeindeebene an dem Projekt. „Das soll die Situation für Familien erleichtern, die für die Pflege eines Angehörigen zuhause Unterstützung brauchen“, erklärt Erlacher. Laut Zielvereinbarung wird der Betrieb für Sozialdienste das Verzeichnis bis Ende dieses Jahres einführen.
Wie viele Hauspflegekräfte in Südtirol arbeiten, ist unklar. Laut einer 2024 veröffentlichten Studie der Universität Bozen werden diese derzeit über einen Vertrag der Haushaltshilfe eingestellt – im Jahr 2020 waren das rund 6.600 Personen. Allerdings werde „sogar von offizieller Seite der Verdacht geäußert, dass ein erheblicher Teil“ der Badanti nicht regulär sozialversichert ist, erklärt die Studie.
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Prüfung auf Landesebene
Landesrätin Pamer hat die Prüfung auf Landesebene indessen noch nicht abgeschlossen. In zwei Wochen folgt ein Treffen mit den Bezirksgemeinschaften und allen Trägern der Sozialdienste. „Ich werde ihnen über die bisherigen Rückmeldungen berichten und ihre Einschätzung einholen“, erklärt sie.
Was hingegen bereits feststeht, ist die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Hauspflegekräften und dem ambulanten Betreuungsdienst des Landes. „Wenn Badanti bei der Übergabe von dem Hauspflegedienst über die Situation der gepflegten Person informiert werden, ist das hilfreich für alle“, erklärt Pamer.
Das digitale Landesverzeichnis für Körperschaften von allgemeinem Interesse wird hingegen eingeführt. Das hat der Südtiroler Landtag auf Vorschlag von Pamer gestern in einem eigenen Landesgesetz beschlossen und soll die wichtige Rolle des Ehrenamts in Südtirol stärken.
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