Mahlerische Akademie

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Seit einigen Tagen laufen sie auf Hochtouren: die Kurse der Gustav Mahler Academy. Das vom Cellisten und Dirigenten Philipp von Steinaecker im Auftrag der Stiftung Busoni-Mahler kuratierte Programm erstreckt sich über zwei Jahre. In diesem Zeitraum erarbeiten ausgewählte Kandidatinnen und Kandidaten unterschiedliche Repertoires. Im ersten Jahr – also aktuell – widmen sich die Studierenden (noch bis zum 10. August) gemeinsam mit herausragenden Musikerinnen und Musikern dem russischen Kammermusikrepertoire und vertiefen zugleich die Verbindung zu einem zentralen Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts: Jean Sibelius (1865-1957). Im kommenden Jahr stehen dann erneut Gustav Mahler und das Originalklang-Projekt im Mittelpunkt. Die fünfzig Studierenden der Akademie werden dann wie bereits gehabt Werke von Gustav Mahler (und Alban Berg) auf historischen Instrumenten aus der Zeit um 1900 aufführen. Die musikalische Leitung übernimmt erneut Philipp von Steinaecker. Er saß heute – auch wenn nur kurz – neben dem Star der Pressevorstellung: Sir John Eliot Gardiner.
Wenn man zusammen Musik spielt, ist das eine wundervolle Sache
[Sir John Eliot Gardiner] -
Meister am Dirigentenpult: Sir John Eliot Gardiner gastiert morgen und übermorgen in Toblach und in Bozen. Foto: Bolzano Festival Bozen
Sir John Eliot Gardiner, Jahrgang 1943, begann bereits im zarten Alter von 15 Jahren zu dirigieren. Später gründete bedeutende Ensembles der neueren Musikgeschichte wie den Monteverdi Choir, die English Baroque Soloists und das Orchestre Révolutionnaire et Romantique. Er dirigierte renommierte Orchester und nahm über 250 Tonträger auf. In Bozen verließ er den PR-Reigen rasch nach einem kurzen Statement über Disziplin und Freude an der Musik. „Wenn man zusammen Musik spielt, ist das eine wundervolle Sache“, meinte der Stardirigent überzeugt – besonders in Zeiten, in denen viele Menschen in einer „sehr empfindlichen Welt“ manchmal „völlig kraftlos und frustriert“ seien. Apropos Empfindlichkeit und Frustration: Vor zwei Jahren sorgte Gardiner – fast im Stile des Dirigenten-Kollegen Gustav Kuhn – für einen Eklat, als ihm 2023 hinter einer Konzertbühne die Hand ausrutschte. Nach der Aufführung der Berlioz-Oper Les Troyens im französischen La Côte-Saint-André hatte Gardiner dem Sänger William Thomas eine Ohrfeige verpasst, da dieser auf der „falschen“ Seite vom Podium abgegangen war. Der große Meister zeigte sich anschließend tief betroffen, entschuldigte sich umgehend für den peinlichen Vorfall und sagte einige Konzerte ab, um statt zu konzertieren sich auf seine mentale Gesundheit zu konzentrieren.
Unter Gardiners Leitung wird das Mahler Chamber Orchestra die 2. Sinfonie op. 43 von Jean Sibelius aufführen – am morgigen 5. August im Kulturzentrum in Toblach, am darauffolgenden Tag im Konservatorium Monteverdi in Bozen. Der Konzertabend wird jeweils mit fünf Rückert-Liedern Mahlers eröffnet. Gustav Mahler vertonte sie nach Gedichten von Friedrich Rückert zwischen 1901 und 1904 – also zeitnah zum Aufenthalt in Rapallo von Sibelius, wo dieser einst diese Sinfonie konzipierte.Mit der Academy Voice 2025 öffnet sich die Mahler Academy auch dem Gesang. Im Rahmen eines speziell zugeschnittenen Programms erhalten junge Sängerinnen und Sänger – ebenfalls in Zusammenarbeit mit Sir John Eliot Gardiner – die Möglichkeit zur Weiterbildung. Teil der Academy ist ein Lied-Coaching mit Pauliina Tukiainen sowie eine Meisterklasse bei der international renommierten Sopranistin Camilla Tilling. Die jungen Gesangstalente werden mit den Rückert-Liedern im Sinfoniekonzert sowie mit weiteren Werken von Mahler und Sibelius bei Kammerkonzerten im Merkantilgebäude zu erleben sein – begleitet von Pauliina Tukiainen. Der Abschluss der Mahler Academy ist ab dem 8. August ganz der Kammermusik gewidmet. Auf dem Programm stehen unter anderem Werke von Carl Nielsen, Alexander Borodin und Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. Am 9. August findet abschließend eine Matinee statt, die ganz dem Werk von Jean Sibelius gewidmet ist.
Der populär gestaltete Abend wird ganz im Zeichen der Filmmusik stehen
Freundinnen und Freunde der gehobenen Unterhaltungsmusik sollten hingegen bei der morgigen Eröffnung des Bolzano Festival Bozen voll auf ihre Kosten kommen. Beim traditionellen kostenlosen Freiluftkonzert im Semirurali-Park in Bozen spielt das Haydn Orchester unter der Leitung des wiederholt geladenen Dirigenten Roberto Molinelli. Der populär gestaltete Abend wird ganz im Zeichen der Filmmusik stehen – von Harry Potter über Disney, Gladiator, James Bond, La vita è bella bis zu Star Wars und einem Pirates of the Caribbean-Medley.Programm und TicketsWeitere Artikel zum Thema
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