Gesellschaft | Welfare

Aktives Altern statt sozialer Isolation

14% der über 65-Jährigen in Italien sind von sozialer Isolation bedroht. Sie haben in einer normalen Woche keinerlei Kontakt zu anderen Menschen.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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  • Demgegenüber stellen 29 % der Senioren eine wertvolle Ressource für ihre Familien oder die Gemeinschaft dar. Dies sind die nationalen Daten des „Istituto Nazionale della Sanità“ für den Zeitraum 2023–2024.

    Besondere Aufmerksamkeit gilt der sozialen Isolation, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Neben den Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen gefährdet sie auch alltägliche Aktivitäten und die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse. Um das Risiko sozialer Isolation bei Menschen über 65 Jahren einzuschätzen, werden zwei Faktoren berücksichtigt: zum einen der Besuch von Treff- und Begegnungspunkten wie Seniorenzentren, Pfarreien, Clubs oder kulturellen bzw. politischen Vereinen, zum anderen Gespräche mit anderen Menschen. Als sozial isolationsgefährdet gilt eine Person, die in einer normalen Woche keine dieser Aktivitäten ausgeübt hat. Im Zeitraum 2023–2024 gaben 73 % der Befragten an, keine Begegnungsstätte besucht zu haben. 15 % erklärten, dass sie im Laufe einer normalen Woche keinen Kontakt – nicht einmal telefonisch – zu anderen Menschen hatten. Insgesamt 14 % der Befragten gaben an, weder das eine noch das andere getan zu haben.

    Die Situation sozialer Isolation zeigt kaum geschlechtsspezifische Unterschiede. Das Alter hingegen wirkt sich aus naheliegenden Gründen besonders bei den über 80-Jährigen aus, bei denen die Isolation deutlich zunimmt. Weitere entscheidende Faktoren sind Bildung und wirtschaftliche Verhältnisse. Dennoch ist im Laufe der Zeit ein langsamer, aber kontinuierlicher Rückgang des Anteils der von sozialer Isolation bedrohten Senioren zu beobachten: von 21 % im Jahr 2016 auf 14 % im Jahr 2024. Dieser Rückgang wird jedoch nicht durch einen Anstieg der Teilnahme an gemeinschaftlichen Aktivitäten unterstützt, sondern ist hauptsächlich auf den zunehmenden Anteil der Personen zurückzuführen, die Kontakte auf Distanz aufrechterhalten.

    Unsere Provinz liegt mit 8,1 % Isolation, 9,2 % ohne Gesprächsmöglichkeit und 64,8 % ohne Teilnahme an sozialen Aktivitäten unter dem nationalen Durchschnitt. Dies sind dennoch Zahlen, die zum Nachdenken anregen und angesichts der Zunahme der über 65-Jährigen gezielte Lösungen erfordern. Die größte Sorge gilt der steigenden Zahl der Menschen über 80 Jahren, die von Natur aus fragiler und schwieriger einzubeziehen sind. Gerade sie würden von entsprechenden Maßnahmen am meisten profitieren, da sie aufgrund ihrer geringen gesellschaftlichen Sichtbarkeit die größten Risiken tragen.

    Untersucht wurde auch das Konzept des „Seniors als Ressource“, das die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Nachdruck vertritt. Grundlage ist eine positive Vision der Person in kontinuierlicher Entwicklung, die in der Lage ist, in jeder Lebensphase zum individuellen und kollektiven Wachstum beizutragen. Ein Senior als mögliche Ressource wird als jemand identifiziert, der an Aktivitäten teilnimmt, um die körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten, die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen zu verbessern und die eigene Lebensqualität zu erhöhen. Dadurch wird das Maß an Abhängigkeit von anderen verringert, während gleichzeitig eine Ressource für die Gemeinschaft geschaffen wird.

    Die Untersuchung hat den Mehrwert gemessen, den Menschen über 65 der Gesellschaft bieten, indem sie Unterstützung innerhalb des familiären Kontexts und der Gemeinschaft leisten. Dies erfolgte anhand von Fragen, ob der Befragte in den vorangegangenen 12 Monaten Verwandte oder Freunde betreut oder ihnen geholfen hat. Eine dritte Frage sammelt Informationen über Freiwilligenarbeit zugunsten von Senioren, Kindern oder Menschen mit Behinderungen in Krankenhäusern, Pfarreien, Schulen oder anderswo. Zudem wird die Teilnahme an sozialen Veranstaltungen wie organisierten Ausflügen oder Weiterbildungskursen erfasst.

    Die Ergebnisse zeigen, dass 29 % der befragten Senioren eine Ressource für ihre Familien oder die Gemeinschaft darstellen: 17 % kümmern sich um Angehörige, 15 % um Freunde oder Familienmitglieder außerhalb des eigenen Haushalts, und 6 % nehmen an Freiwilligenaktivitäten teil. Frauen sind stärker eingebunden als Männer, und erwartungsgemäß nimmt dies mit zunehmendem Alter ab. Die Teilnahme an sozialen Veranstaltungen betrifft 23 % der über 65-Jährigen: 19 % haben an organisierten Ausflügen oder Aufenthalten teilgenommen, 5 % besuchen Weiterbildungskurse. Auch hier verringert sich die Teilnahme mit dem Alter und ist deutlich geringer bei Personen mit niedrigem Bildungsniveau sowie bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Eine bezahlte Erwerbstätigkeit auszuüben ist selten (7 %) und betrifft meist Personen mit höherem Bildungsabschluss.

    Auch in diesem Bereich liegt Südtirol über dem nationalen Durchschnitt. Nach den von der Forschung festgelegten Kriterien stellen 34,7 % der über 65-Jährigen eine Ressource dar. 12,8 % gehen einer bezahlten Arbeit nach und 39,4 % haben an sozialen Veranstaltungen teilgenommen. Diese Daten spiegeln eine höhere Lebensqualität und einen stärkeren sozialen Schutz wider als in anderen Regionen.

    Ausgehend von diesen Daten ist es notwendig, den Senioren eine positive Rolle zuzuerkennen – fernab von der Vision des „alten Eisens“ als Last und Nutznießer des Wohlfahrtssystems. Es existieren bereits Gesetze zur Unterstützung nützlicher Projekte zugunsten der Gemeinschaft, die auch als Prävention gegen Isolation dienen. Das Gesetz über aktives Altern kann somit zu einem wichtigen Instrument werden, um unter Einbeziehung von Politik, Sozialpartnern und dem dritten Sektor innovative Wege in diese Richtung zu verwirklichen.

    Ein Beitrag von Alfred Ebner