Libellen mögen keine Speicherbecken

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Künstlich angelegte Süßgewässer in einer Höhe ab 1.600 Metern können nicht von alpinen Libellenarten als Lebensraum genutzt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Eurac Research, die in der renommierten Zeitschrift Global Ecology and Conservation erschienen ist.
Die Studienergebnisse widersprechen damit der landläufigen Meinung, künstlich angelegte Gewässer – wie etwa Speicherbecken –, könnten einen Beitrag zur Biodiversität leisten, weil sie Ersatzlebensräume für verschiedene Tierarten seien.
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Zur Studie
Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit dem Biodiversitätsmonitoring Südtirol und untersuchte die Libellenfauna an natürlichen und künstlichen Gewässern in verschiedenen Höhenlagen. Die Autoren der Studie plädieren dafür, die Anstrengungen zum Schutz der natürlichen alpinen Süßwasser-Lebensräume zu verstärken. An der Untersuchung waren Forscher von Eurac Research sowie der Universitäten Wien, Würzburg und Marburg beteiligt. Hier können Sie die in der Zeitschrift Global Ecology and Conservation veröffentlichte Studie nachlesen.
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Keine Libellen, keine Amphibien, keine Eintagsfliegen
Interessant ist das Ergebnis deswegen, weil die untersuchten Libellenarten als Bio-Indikatoren für stehende Süßgewässer gelten. Sehr vereinfacht formulier: wenn die Libellen die künstlichen Gewässer nicht nutzen, dann tun das andere Arten, wie Amphibien und Eintagsfliegen, vermutlich auch nicht.
Gründe dafür, dass die Libellen sich nicht in den künstlichen Gewässern ansiedeln gibt es drei: die Pegelstände in künstlichen Gewässern schwanken unnatürlich stark, je nachdem wie viel Wasser vom Menschen für Bewässerung, Löschwasser oder Schneeproduktion entnommen wird. Das Wasser in Beton oder Kieswannen hat andere Charakteristika als Teiche, die Schlamm oder Erde enthalten und die Uferzonen an natürlichen Teichen und Seen sind so beschaffen, dass sich Libellen dort pudelwohl fühlen.
Uferzonen sind für die Entwicklung der Libellen – von der Larve bis zum erwachsenen Tier – die Grundvoraussetzung.
„Uferzonen bestehen im Wasser aus Wasserpflanzen, aus Pflanzen, die aus dem Wasser herauswachsen und der natürlichen Ufervegetation“, erklärt Eurac-Forscher Elia Guariento gegenüber SALTO. Diese Uferzonen seien für die Entwicklung der Libellen – von der Larve bis zum erwachsenen Tier – die Grundvoraussetzung. Viele künstliche Gewässer haben keine derart beschaffenen Uferzonen und das ist für die alpinen Libellen ein Problem.
Anders formuliert: würden künstliche Gewässer über 1.600 Meter Höhe über Schlammböden, und entsprechende Uferzonen verfügen, wäre die Chance, dass sich dort alpine Libellenarten ansiedeln, um einiges größer. Problem bliebe dann nur noch die großen Pegelschwankungen, die sich aufgrund der Nutzung durch den Menschen allerdings schwer vermeiden lassen.
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Rasen, Lehm, Schotter
Jürgen Schäfer, Ingenieur vom Amt für Hydrologie erklärt, dass der Damm eines Speicherbeckens nur mit Rasen bepflanzt werden dürfe, gibt aber auch zu bedenken, dass es durchaus Speicherbecken gebe, die mit natürlichen Materialien – wie etwa Lehm - abgedichtet seien. Auch eine Schotterschicht ließe durchaus einen gewissen Pflanzenbewuchs auf dem Boden des Beckens zu. „Allerdings“, so der Ingenieur, „ist der Pflanzenbewuchs von Seiten der Betreiber nicht unbedingt erwünscht und würde wohl beseitigt werden.“
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Frage: was passiert dann mit den zahlreichen Speicherbecken hierzulande?