„Fantasie und Feinfühligkeit“
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SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?
Elisabeth Alber: Ich habe als Kind einige Buchreihen verschlungen. Zum Beispiel Hanni und Nanni von Enid Blyton, auch Meister Eder und sein Pumuckl von Ellis Kaut. Michael Endes Märchen-Roman Momo hat mich aber am meisten geprägt. Die Geschichte eines Waisenmädchens, das Menschen wirklich zuhört, ihnen Zeit schenkt. Mithilfe von Meister Hora und der Schildkröte Kassiopeia entzieht Momo den Zeitdieben, „den grauen Herren“, deren Macht. Wer sich Momo hingibt, dessen Zeitbewusstsein wird in Obhut genommen; auch dessen Fantasie und Feinfühligkeit. Momo lehrt uns, dass die Zeit das Potential hat, unser Leben unendlich zu bereichern.
Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?
Kein letzter Satz. Ein ganzes Buch bzw. viele Sätze im Buch Veronika beschließt zu sterben von Paulo Coelho. Sicherlich, ein Buch mit gewöhnungsbedürftiger Erzähltechnik. Wenn ich trotzdem einen Satz wählen soll, dann ist es dieser: „Je glücklicher die Menschen sein können, desto unglücklicher werden sie“. Aber es gäbe noch einige andere Sätze, auch in anderen Büchern von Paulo Coelho oder in Homo Faber von Max Frisch.
Da gäbe es mehrere. Unvergessen von Franz Thaler gehört auf jeden Fall dazu.
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Buchvorstellung am Euregio-Sitz in Trient: Mit der Vorstellung des Buchs „Demokratie in Südtirol und im Trentino”, einer Studie von Elisabeth Alber und Günther Pallaver, ist am Dienstag 2. Dezember die Serie der Euregio-Dienstage des Jahres 2025 in der Casa Moggioli (Büro der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino in Trient) zu Ende gegangen. Foto: Euregio/Nicole ZambaniniReimen ist doof, Schleimen ist noch doofer… Auf welches – anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?
Schnee von Orhan Pamuk und Schlafes Bruder von Robert Schneider. Aber manchmal ist für gewisse Bücher auch einfach der falsche Zeitpunkt. Ich sollte diesen Büchern vielleicht noch eine Chance geben.
Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?
Lokalkrimis sind nicht mein Ding. Krimis auch nicht. Eine Ausnahme mache ich bei Krimis, die soziopolitische Gegebenheiten mit aufarbeiten.
Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?
Uneingeschränkt nicht, aber ich freue mich sehr über jeden Buchtipp und lese mich zumindest ein. Buchtipps von Kolleginnen am Eurac Research, meiner internationalen Lesegruppe auf WhatsApp und zufälligen Reisebekanntschaften schätze ich am meisten; aber auch durch Stöbern in Buchhandlungen stößt man auf einige Werke, die eigentlich besser bekannt sein müssten.
Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?
Bücher würde ich nur zurücklassen, wenn es einen Büchertauschschrank gibt.
Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?
Mein E-Book-Reader liegt sein Langem unberührt in der Schublade. Bücher hingegen nicht.
Welches Buch zu Südtirol oder eines/einer Autors/Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen?
Da gäbe es mehrere. Unvergessen von Franz Thaler gehört auf jeden Fall dazu.
Demokratie in Südtirol und im Trentino. Probleme, Entwicklungen, PerspektivenElisabeth Alber und Günther Pallaver betten die untersuchten Demokratieformen – repräsentative, direkte und dialogisch-partizipative – in weltweite Diskurse zur Krisenhaftigkeit liberaler Demokratien ein und zeigen auf, wie sehr Demokratie und Beteiligung eng miteinander verbundene Konzepte sind, die sich gegenseitig bedingen. Demokratie ohne Beteiligung höhlt sich selbst aus und erkrankt unter Führungen, die die Macht schleichend an sich reißen und über Fragen der Ungleichheiten und Umverteilung allein bestimmen.
In Bezug auf die repräsentative Demokratie untersuchen Alber und Pallaver Wahlsysteme und Wahlbeteiligung, Landtag und Landesregierung, Gemeinden sowie die Rolle der Frau in der Politik. Bei der direkten Demokratie stehen die Referenden im Mittelpunkt. Hier werden die Gemeinde- und die Landesebene näher betrachtet. In der Analyse der dialogisch-partizipativen Demokratie gehen Autorin und Autor auf demokratische Innovationen ein auf Gemeinde-, Landes- und euroregionaler Ebene ein. Sie stellen fest, dass die Demokratie in Südtirol und im Trentino an Strahlkraft verloren hat und Reformen notwendig sind.
Das Buch, in leicht verständlicher Sprache geschrieben, konzentriert sich bewusst auf das Wesentliche, um eine breite Leserinnen- und Leserschaft und vor allem junge Menschen anzusprechen. Es ist ein Buch, das Ausgangspunkt für die politische Bildung ist. Und es ist ein Buch, das dazu anregt, sich mit Demokratie und Partizipation zu beschäftigen.
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