Fische im Trockenen

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Ich bin ein Fisch,
der aus dem Wasser gezogen wurde,
weil ihn die Sonne blendete
[Eva Koťátková]
Ein liegender Fisch im Trockenen bei der poetischen Performance zur Eröffnung oder ein Fisch im Trockenen, mitten auf der Wiese im Innenhof des Klosters Allerengelberg in Karthaus. Es sind seltsame Bilder die sich da im kleinen Schnalser Dorf in den Bergen auftun. Sind die Fische tatsächlich im Trockenen oder vielleicht nur Unteroberwasser? -
Trockene Anpassung: "Ein Fisch ist auf dem Trockenen gelande. Er muss sich an das Leben auf dem Land anpassen, muss lernen, neu zu atmen und sich anders zu bewegen." Foto: Seehauserfoto
So nennt sich jedenfalls die diesjährige Schau im Rahmen von Kunst in der Kartause. Die Kuratorinnen Lisa Mazza und Simone Mair versammeln fünf Künstlerinnen, die sich auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Ort und der Natur auseinandersetzen und dazu passende Geschichten bauen. Seit einigen Jahren haben Mair und Mazza die künstlerische Leitung von BAU inne – einer Plattform für zeitgenössische Kunst, die immer wieder mit Ausstellungen, Residenzen und interdisziplinären Projekten von sich reden macht, indem stets Natur, Kunst und Gesellschaft miteinander verflochten werden. BAU klammert dabei die ökologische Realität nicht aus, sondern stellt sie bewusst in den Mittelpunkt. „Die erste Künstlerin, die wir ausgewählt haben war Eva Koťátková“, erinnert sich Lisa Mazza an die ersten Schritte für Unteroberwasser, „da sich in ihrer Arbeit die Auseinandersetzung mit Ordnungsstrukturen und Regeln vereint mit dem Interesse für den Fisch.“
Der Fisch am Berg im Schnalstal erinnert an die historische Bedeutung der Fischerei der Kartäuser und erzählt in der Ausstellung vom ökologischen Ungleichgewicht und den Folgen.
Jetzt bin ich hier,
gegen meinen Willen…
[Eva Koťátková]„Die weitern Positionen wurden daraufhin ausgewählt, da sie mit dem Ort, der Landschaft und seinen menschlichen und mehr-als-menschlichen Bewohnerinnen und Bewohnern, unserem Konzept und auch Evas Arbeit in Resonanz treten und uns beim Beobachten und Hineinlauschen in die Karthause und seine Umgebung spannende Impulse geben“, meint Mazza auf Nachfrage von SALTO.
Auf dem Dorfplatz, an der Fassade des alten und leerstehenden Gasthofs Weißes Kreuz, entfaltet Martina Steckholzer mit der Arbeit Vische ein feines Panorama-Ornament aus Fischen als Schwarm an der Wand.Die Künstlerin Ingrid Hora widmet sich in ihrer Arbeit Wie fängt man eine Wolke? dem Spannungsfeld von Natur und Kultur. Gemeinsam mit Kindern aus dem Schnalstal erforschte sie bei Workshops Möglichkeiten, Wasser aus der Luft zu gewinnen. Es sind durchaus neue Wege im Umgang mit der Wasserknappheit. Caroline Profanter macht mit Während die Welt sich dreht das Unsichtbare hörbar. Zwischen den Mauern des Kreuzgangs mischen sich ihre sphärischen Sounds. Linda Jasmin Mayer zeigt hingegen stille Vogel-Mensch-Wesen und setzt sie in die Fenster des Kreuzgangs.
Zur Finissage am 30. August treten die beiden Künstlerinnen in jeweiligen Performances in Erscheinung. Die Fische und Vische von Unteroberwasser freuen sich jetzt schon. Daneben werden auch immer wieder Führungen durch die Ausstellung angeboten.
Unteroberwasser schwimmt auf keinen Fall mit dem Strom oder bleibt in seinen künstlerischen Aussagen an der Oberfläche. Im Gegenteil. Die Ausstellung taucht so sehr in die Tiefe der Thematik ein, wie das steile Tal bereits landschaftlich vorgibt. Tauchen Sie einfach mit (unter)!
Jetzt soll ich dazu dienen,
dass Sie sich vorstellen können,
wie es im Körper eines Fisches
ohne Wasser ist
[Eva Koťátková]Alle weiteren Unteroberwasser"-Termine im Überblick8.07.2025 - 01.08.2025, jeweils 8:30-12:30 Uhr
Wie fängt man eine Wolke?
Workshop mit Ingrid Hora
In der Fischschule, (Innenhof des Klosters, Karthaus)
Kinder im Alter von 6-10 Jahren
In Zusammenarbeit mit VKE Schnals (für Informationen T 3391459160)
Gemeinsam mit der Künstlerin experimentieren die Kinder mit Marmorieren, Sticken und dem Anfertigen von Sonnendrucken - neue Wolkengeschichten werden geschaffen.2.08.2025 um 10:00 Uhr
Unteroberwasser
Führung durch Unteroberwasser mit der Ko-Kuratorin Simone MairFinissage 30.8.2025
11:00-17:00 Uhr
Die Dichte der Stille
Klangworkshop mit Caroline Profanter
In der Fischschule (Innenhof des Klosters, Karthaus)
Anmeldung unter [email protected]
Materialkosten-Beitrag: 15 €.
In Zusammenarbeit mit BASIS, Vinschgau
Die Teilnehmer*innen bauen ein Kontaktmikrofon, machen Feldaufnahmen und hören sich gemeinsam die eingefangenen Klänge an.17:00 Uhr
Führung durch Unteroberwasser mit den Kuratorinnen Lisa Mazza und Simone Mair18:00-20:00 Uhr
La cena delle metamorfosi
Performance von Linda Jasmin MayerWeitere Artikel zum Thema
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