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Der Mann fürs Grobe

Wenn es auf dem Eis richtig zur Sache geht, läuft HCP-Verteidiger Austin Osmanski zur Bestform auf. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird der US-Amerikaner seiner Rolle als robustes Raubein immer mehr gerecht.
Austin Osmanski vom HC Pustertal
Foto: Iwan Foppa/HC Falkensteiner Pustertal
  • Aller Anfang ist schwer. Das mag zwar in dieser Saison nicht für den HC Falkensteiner Pustertal gelten, dem der Start in die neue Spielzeit mit zehn Siegen in 13 Spielen und der - zumindest zwischenzeitlichen - Tabellenführung durchaus gelungen ist. Austin Osmanski kann von Startschwierigkeiten jedoch ein Lied singen. Der Wechsel nach Europa im Sommer 2024 war für den im Südosten Buffalos aufgewachsenen US-Verteidiger eine tiefgreifende Umstellung. „Die Eisfläche ist größer, der Spielstil anders und auch der Lebensstil abseits des Eises war eine enorme Umstellung", gesteht er im Gespräch mit SALTO

    Osmanski tat sich sichtlich schwer, auch einer durchwachsenen ersten Saisonhälfte der Pusterer geschuldet. Doch der Stay-at-Home-Defender, der sich selbst als Kämpfertyp sieht, biss sich durch und wurde nach anfänglichen Schwierigkeiten vor allem im Saisonfinish und den Playoffs zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Teams. Eindrucksvoll belegen das nicht nur die unzähligen geblockten Schüsse und harten Checks. Denkwürdig auch die fünfte Viertelfinalpartie in Klagenfurt, in der die stark dezimierten Wölfe ohne wichtige Schlüsselspieler beim Serienstand von 1 zu 3 den Weg in die Kärntner Landeshauptstadt antreten mussten. Ein frühes Tor durch Osmanski ebnete dem HCP den Weg zum Sieg gegen den KAC und erzwang ein Spiel 6 im Pustertal. 

  • Osmanski hinterlässt Eindruck und bleibt ein Wolf

    Die Playoff-Reise des HCP endete im nächsten Match gegen den späteren ICE-Finalisten. Osmanski wird von Coach Jason Jaspers jedoch als bester Verteidiger in den Entscheidungsspielen geadelt. Der US-Boy hat dafür eine Erklärung: „Ich habe das Gefühl, dass ich in den Playoffs immer zur Bestform auflaufe. Wenn jeder alles reinwirft kommen meine Präsenz und mein Wert am besten zur Geltung.” 

    Neben Torhüter und Publikumsliebling Eddie Pasquale und Doppelstaatsbürger Mikael Frycklund ist Osmanski am Ende der einzige Import, dessen Vertrag bei den Wölfen verlängert wird. Im Gegensatz zu so manchem Eishockeyfan im Pustertal war Osmanski von der Wiederbestätigung nicht überrascht. „Ich hatte das Glück, am Ende des Jahres einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ich habe gezeigt, was ich in entscheidenden Momenten leisten kann.” 

     

    „Zu den wenigen Rückkehrern zu gehören ist ein gutes Gefühl. Genau hier wollte ich sein. Das habe ich dem Management bereits am Ende der letzten Saison mitgeteilt."

     

  • Nach einem starken Saisonfinish wurde Austin Osmanskis Vertrag bei den Wölfen verlängert. Foto: Iwan Foppa/HC Falkensteiner Pustertal
  • Sein größtes Idol? Ein “furchterregender Typ”

    In der laufenden Regular-Saison scheint der 193 Zentimeter große und kräftig gebaute Abwehrhüne auf Anhieb seine Form gefunden zu haben. An der Seite von Assistenz-Kapitän Daniel Glira verbuchte Osmanski bereits vier Torbeteiligungen. Wie im Fall seines Pusterer Linienpartners sei der Job des US-Boys aber ein anderer, als der von Offensiv-Defender Jon Blum, hält Osmanski fest. Es ist das körperbetonte Defensivspiel, das der Linksschütze zu schätzen weiß. „Wenn ich körperlich spiele und versuche, dem anderen Team das Leben zur Hölle zu machen, läuft der Rest meines Spiels besser. Nach dem ersten Check beginnt das Spiel für mich so richtig.“ Eines seiner größten Vorbilder: NHL-Legende Chris Pronger, den er als „furchterregenden Typen” beschreibt. 

    Gemein hat Osmanski mit dem kanadischen Hall-of-Fame-Star nicht nur die robuste und schnörkellose Spielweise und Härte. Wie Pronger (und der Pusterer Youngstar Tommy Purdeller) schnürte auch Osmanski die Schlittschuhe für die Peterborough Petes und sammelte dort in zwei Jahren neben 34 Torbeteiligungen auch fast 150 Strafminuten. Wie sein Idol Pronger streifte der HCP-Verteidiger dabei sogar das Trikot mit der Nummer 6 über. 

     

    Es macht mir Spaß, der anderen Mannschaft auf den Sack zu gehen."

     

    Inspirierend lässt sich Osmanski aber generell von Spielern, die bereit sind, „die harte, undankbare Arbeit zu erledigen”, sich in Schüsse zu werfen und in ihrem Körperbau das wichtigste Kapital sehen. „Eine Art von Spieler”, so Osmanski, „die heute fast schon ausgestorben ist.” 

  • Gegen die Black Wings Linz ging es für Osmanski gegen Julian Pusnik ordentlich zur Sache. Foto: Iwan Foppa/HC Falkensteiner Pustertal
  • Zu diesem Teamkollegen schaut Osmanski auf

    Aber nur fast. Es gibt sie noch. Und Spieler, die das körperbetonte Spiel nicht scheuen, gibt es auch in der Vorwärtsbewegung. Einen davon darf Osmanski dieses Jahr Teamkollege nennen: Cole Bardreau. „Ich habe in der American Hockey League schon gegen Cole gespielt. Er war immer ein harter und unangenehmer Gegenspieler. Aber die Art, wie er jetzt liefert – seine Linie mit Bowlby und Saracino treibt unser Team fast jeden Abend an.” Die Nummer 10 der Wölfe hat seinen Landsmann “schwer beeindruckt”

    In der Hintermannschaft der Pusterer ist Markus Lauridsen eine wichtige Stütze für Osmanski. Zum 34 Jahre alten Nationalverteidiger Dänemarks schaut sein jüngerer Kabinen-Sitznachbar auf. „Er spielt eine ähnliche Art von Eishockey, bringt sich aber offensiv mehr ein. Ich hoffe, ich kann diese Rolle eines Tages auch ausfüllen.” 

     

    Wir sind in diesem Jahr eine wirklich geschlossene Einheit. Es ist eine Freude, jeden Tag in die Halle zu kommen." 

     

  • Austin Osmanski an der Seite von Markus Lauridsen im Einsatz gegen die Adler des VSV. Wegen einer ramponierten Nase spielte der US-Amerikaner mit entsprechendem Gitterschutz am Helm. Foto: Iwan Foppa/HC Falkensteiner Pustertal
  • Osmanski ist aber nicht nur für seine ausländischen Teamkollegen voll des Lobes. „Man hört immer wieder Geschichten aus anderen Ländern, Ligen und Teams, dass die einheimischen Spieler nicht sehr akzeptierend sind und sich irgendwie ein wenig von den Importspielern abgrenzen.” In Bruneck war das aber offensichtlich nicht der Fall, der Neuankömmling fühlte sich auf Anhieb gut aufgehoben: „Ich war letztes Jahr sehr positiv überrascht, wie aufgeschlossen und herzlich die Jungs von hier sind. Wir sind eine Mannschaft, die gerne Zeit miteinander verbringt.”  

    Zugute kommt der augenscheinlich guten Chemie im Teamgefüge wohl auch ein Cluster an US-Boys im Kader, den man im Südtiroler Osten nie zuvor gesehen hatte. Zählt man den in St. Louis geborenen Italo Nick Saracino mit, sind es sechs US-Amerikaner an der Zahl, die heuer auf dem Pusterer Spielbogen aufscheinen. „Es ist natürlich schön, Landsleute im Team zu haben, mit denen man vertraute Geschichten und Hintergründe teilen kann”, findet Osmanski. 

  • Sie kannten sich schon aus AHL-Zeiten. Trotzdem hat US-Star Cole Bardreau (Mitte) seinen Landsmann Austin Osmanski schwer beeindruckt. Foto: Iwan Foppa/HC Falkensteiner Pustertal
  • Schwierige Zeit in Nordamerika formte Osmanski

    Den prägendsten Moment seiner Karriere ortet Osmanski in der Spielzeit, bevor er auf dem alten Kontinent seine Zelte aufschlug. Die Nummer 36 der Wölfe spricht von einem „harten Jahr” mit wenig Eiszeit, zwischen AHL und ECHL kam das Raubein nur auf 15 Einsätze. 

    Doch die „mental anstrengende Zeit” half Osmanski zu verstehen, „was es braucht, um erfolgreich zu sein und in einem ambitionierten Team mitzuwirken.” Und er lernte eine wichtige Lektion: „Ich habe verstanden, dass jeder Spieler seine eigene Rolle hat. Man soll nicht versuchen, das zu tun, was ein anderer macht. Ich werde nicht versuchen, Blums Rolle zu übernehmen, und er wird nicht versuchen, wie ich zu spielen.” Osmanski sah ein, dass er sich auf seine Stärken besinnen muss, um erfolgreich zu sein. 

     

    Absolute Vorbilder sind auch meine Eltern. Sie mussten viele Widrigkeiten überwinden, um mir die Chance auf eine erfolgreiche Karriere zu ermöglichen." 

     

    Und nach Erfolgen sehnt sich Osmanski auch mit dem HC Pustertal. Der Blick dementsprechend nach vorne gerichtet. Gerade als Tabellenführer und in einer für die Wölfe in dieser Liga traditionell schwierigen Phase im Herbst, ist es aber hart, sich ganz oben zu halten. „Jeder Gegner”, so Osmanski, „kommt mit voller Wucht gegen dich”. Im Grunde aber nichts, das gegen seine Spielweise spricht. Im Gegenteil.