Gesellschaft | Interview

„Männer pflegen ihr Netzwerk anders“

Sie ist Vizegeneralsekretärin des Landes und hat gemeinsam mit anderen ein Netzwerk für weibliche Führungskräfte in der Landesverwaltung aufgebaut: Marion Markart.
Marion Markart
Foto: Seehauserfoto
  • SALTO: Frau Markart, 114 von 305 Führungskräften der Landesverwaltung sind laut Gender-Bericht weiblich. Das ist nicht schlecht, oder?

    Marion Markart: Hier muss man differenzieren. Denn je höher die Führungsebene in der Landesverwaltung, desto weniger Frauen arbeiten dort. Als ich Abteilungsdirektorin geworden bin, dann waren wir zu dritt, jetzt sind es einige mehr. Es hat sich viel getan. In der obersten Führungsebene der Ressortdirektoren gibt es derzeit aber nur eine Frau. Um einen Ausgleich auf allen Führungsebenen zu schaffen, gibt es also noch einiges zu tun. 

  • Die Initiatiorinnen des Projekts „Frauen in Führung!“: (v.l.) Margit Laimer, Rolanda Tschugguel, Karin Dalla Torre, Alexa Seebacher, Manuela Pierotti, Helga Huber, Barbara Weis, Veronika Rabensteiner und Marion Markart mit Generaldirektor Alexander Steiner, Landeshauptmann Arno Kompatscher und Direktor Günter Sölva vom Amt für Personalentwicklung; Foto: LPA/Fabio Bruccoleri
  • Wie beurteilen Sie die Auszeichnung für Ihr Projekt „Frauen in Führung! – Donne Leader!“ von der Vereinigung Associazione Italiana per la Direzione del Personale?

    Es hat uns sehr gefreut, dass unser Projekt überraschenderweise für den zweiten Platz in der Kategorie „öffentliche Verwaltung“ ausgewählt wurde. Dass gerade ein innovatives Projekt, das sich mit Frauen beschäftigt, einen Preis gewinnt, hat Symbolcharakter. Die Auszeichnung ist eine Anerkennung für eine innovative Art des Austausches, die auf gegenseitige Unterstützung setzt. Das ist man vielleicht nicht so gewöhnt. 

    „Frauen ist nicht immer bewusst, wie wichtig das Netzwerk ist.“

    Inwiefern?

    Wir haben ein Modell entworfen, das ein Beispiel sein kann. Denn wir haben als Initiativgruppe entschieden, uns mit Themen zu beschäftigen, die für Frauen im Berufsleben wichtig sind. Männer pflegen ihr Netzwerk anders als Frauen, sie finden auch mehr Zeit dafür. Frauen ist nicht immer bewusst, wie wichtig das Netzwerk ist. Unser Modell kann über die Frauenförderung hinaus Inspiration dafür sein, wie wir uns in der Verwaltung als Führungskräfte vernetzen und unterstützen, aber auch wie wir miteinander umgehen. Gerade hier haben Frauen vielleicht andere Herangehensweisen. 

    Die besseren?

    Der Namen des Projekts „Frauen in Führung! – Donne Leader!“ hat eine Doppelbedeutung. Es geht zum einen um die Stärkung von Frauen und zum anderen darum, darauf hinzuweisen, dass Frauen in bestimmten Bereichen die Nase vorn haben. Wir können einen Mehrwert generieren, denn Diversität ist ein Erfolgsfaktor. Im Netzwerk ist es uns ein Anliegen, diese innovativen Aspekte in die Kultur der Landesverwaltung zu tragen. 

    „Aus meiner Erfahrung kann man sich auch persönlich weiterentwickeln, wenn man eine Führungsrolle übernimmt.“

    Netzwerkarbeit passiert häufig informell bei der Kaffeepause.

    Das stimmt, in der Landesverwaltung ist unser Projekt bis jetzt das einzige formalisierte Netzwerk. Das heißt aber nicht, dass es das Einzige bleiben soll und will. Die meisten von uns sind bereits lang im Dienst und wir finden, die Landesverwaltung bräuchte generell ein Forum, wo sich Führungskräfte austauschen können. Ohne diesen organisatorischen Rahmen treffe ich mich nur mit jenen, die ich am besten kenne. Der Sinn eines solchen Netzwerkes ist es ja, dass ich mich mit Führungskräften der Landesverwaltung austausche, mit denen ich im Tagesgeschäft nicht viel zu tun habe. Denn auch mit ihnen kann ich mich unterhalten und etwas lernen. 

    Wie ist das Projekt „Frauen in Führung! – Donne Leader!“ entstanden?

    Das Amt für Personalentwicklung ist letztes Jahr im Herbst an den Coaching-Pool der Landesverwaltung herangetreten, um Maßnahmen zur Gleichstellung zu erarbeiten bzw. umzusetzen, die auf EU- und Staatsebene vorgegeben werden. Sie wollten so interne Ressourcen nutzen. In diesem Pool sind Personen eingetragen, die bei der Landesverwaltung arbeiten und eine Coaching-Ausbildung haben. Momentan sind dort nur Frauen eingetragen. 

  • Marion Markart: „Dabei ist uns lieber, dass die Veranstaltungen öfter abgehalten werden und kürzer ausfallen, da die meisten keine Zeit dafür haben, sich für zwei Tage in einen Kurs zu setzen.“ Foto: Seehauserfoto

    Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Projekt?

    Die Initiativgruppe hat zu Beginn eine Auftaktveranstaltung organisiert und gestaltet, wo wir gemeinsam mit den Frauen überlegt haben, welchen Bedarf es für Frauen in Führungspositionen in der Landesverwaltung gibt. Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, welche Themen interessant sein und in welchem Format sie vermittelt werden könnten. Das Ergebnis war, dass es einen Mix braucht, also Intervisionstreffen, kollegiale Beratung und Mentoring aber auch Vorträge von internen und externen Personen. Das setzen wir nun gemeinsam mit dem Amt für Personalentwicklung um. 

  • Wie läuft das Ganze ab?

    Das Besondere dabei ist, dass das Amt für Personalentwicklung die Organisation und die Logistik der Veranstaltungen übernimmt und immer zwei Personen aus dem Coaching-Pool sich um die Inhalte kümmern. Dabei ist uns lieber, dass die Veranstaltungen öfter abgehalten werden und kürzer ausfallen, da die meisten keine Zeit dafür haben, sich für zwei Tage in einen Kurs zu setzen. Thematisch ging es beispielsweise ums Netzwerken, um Sprache, um Stress und Konflikt oder um Übergriffe. Wir treffen uns ungefähr alle zwei Monate an einem Freitag am späten Vormittag für zweieinhalb Stunden zu einem bestimmten Thema. 

    Was würden Sie jungen Frauen zu Beginn Ihrer Karriere empfehlen?

    Frauen können sich Führungspositionen zutrauen, diese Chancen wahrnehmen. Aus meiner Erfahrung kann man sich auch persönlich weiterentwickeln, wenn man eine Führungsrolle übernimmt. Es müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen, weil es eine anstrengende Arbeit ist – nicht nur inhaltlich, sondern auch die Führung von Menschen. Das verlangt viel Energie ab, gibt aber auch viel zurück.