Gesellschaft | Kriminalität

„Männliche Kultur ändern“

Gewalt an Frauen: Die Bozner Quästur arbeitet ab sofort mit CIPM Triveneto zusammen, um verwarnte Personen an freiwillige Präventionsprogramme zu vermitteln.
Zeus-Protokoll der Quästur mit CIPM Triveneto
Foto: Polizia di Stato
  • Die Quästur Bozen will bereits verwarnte Personen bei Fällen von Gewalt gegen Frauen verstärkt in Präventionsprogramme bringen. Aus diesem Grund unterzeichneten heute (23.11.2023) der Quästor Andrea Valentino  und der Präsident des CIPM Triveneto, Giacomo Pelosato, das sogenannte „Zeus-Protokoll“. Das CIPM Triveneto ist ein italienisches Zentrum zur Förderung der Mediation, die Zusammenarbeit soll zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt, Verfolgungshandlungen und Cybermobbing beitragen. 

    „Es braucht eine Veränderung der männlichen Kultur und Mentalität, nicht unbedingt eine Veränderung des Männlichkeitsbildes in unserer Gesellschaft. Hier muss bereits früh angesetzt werden, zum Beispiel in den Schulen“, erklärt CIPM Triveneto-Präsident Pelosato. Das Zentrum bietet Einzel- und Gruppenprogramme für verwarnte Personen an, derzeit sind 75 Personen in den Programmen, die von der Quästur Verona an sie vermittelt wurden. „Da es sich um ein freiwilliges Programm handelt, sind etwa 80 Prozent der Personen auch bei den Terminen erschienen. Nach der Verwarnung startet das Programm spätestens in zehn Tagen, da es sich um dringliche Situationen handelt.“ In Zukunft wird auch die Quästur Bozen Personen an das Zentrum vermitteln. 

  • Andrea Valentino:: „Es ist absolut wichtig, sich bei Fällen von geschlechtsspezifischer Gewalt Hilfe bei den Ordnungskräften zu holen.“ Foto: SALTO
  • Das Zeus-Protokoll

    Das Zeus-Protokoll formalisiert die Verfahren für die Einweisung von Personen, die vom Quästor verwarnt wurden, in die Präventionsprogramme von CIPM Triveneto oder der Caritas Bozen, mit der bereits im April 2023 das Zeus-Protokoll unterschrieben wurde. Die verwarnte Person wird darüber informiert, welche Möglichkeiten es für die freiwillige Teilnahme an solchen Programmen gibt. Eine Verwarnung kann auf Veranlassung des Opfers beantragt werden. Im Fall von häuslicher Gewalt ist es auch möglich, dass der Hinweis anonym von einer dritten Person gemeldet wird oder der Quästor selbst die Initiative ergreift. 

    Der Antrag auf eine Verwarnung kann von der betroffenen Person per Mail an die PEC-Adresse der Kriminalabteilung ([email protected]) versendet werden, dritte Person können die Notfallnummer 112 wählen oder auf App Youpol den Verdachtsfall melden. „Es ist absolut wichtig, sich bei Fällen von geschlechtsspezifischer Gewalt Hilfe bei den Ordnungskräften zu holen. Dass Frauen nicht zur Polizei gehen, weil es eh nichts bringt, ist für mich nicht nachvollziehbar. Das kann ich eher noch nachvollziehen, wenn es sich um einen Diebstahl des Fahrrads oder einen Einbruch in die Wohnung handelt“, so Quästor Valentino. Die Staatspolizei sei heute bei geschlechtsspezifischer Gewalt besser aufgestellt und vorbereitet als früher. Im Jahr 2023 wurden unter dem Codice Rosso (Gesetz Nr. 69/2019) bisher 139 Misshandlungen, 39 Verfolgungshandlungen, 23 sexuelle Missbrauchsfälle und 162 andere Strafdelikte bei der Quästur Bozen behandelt.