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„Furiosa“ oder: Homo homini lupus

Wer postapokalyptisches, überdrehtes Science Fiction-Kino mag, kann sich auf „Furiosa - A Mad Max Saga“, dem ersten „Mad Max“-Spin-Off, freuen. Mit Vorbehalt, denn nicht alle Erwartungen werden von diesem Streifen erfüllt.
Furiosa (2024)
Foto: Warner Bros.
  • Wie tief die Bilderwelt der in der Wüste Australiens gedrehten Reihe „Mad Max“ in die westliche Gesellschaft eingedrungen ist, konnte man ganz konkret in den letzten Monaten im Ukraine-Krieg sehen. Gezwungen von der Schlagkraft der ukrainischen Dronen, musste sich die russischen Invasoren etwas zum Schutz ihrer Panzer einfallen lassen. Das Ergebnis waren improvisierte Schutzbauten auf den Panzern, die von vielen Kommentatoren immer wieder wie „die Monster aus Mad Max“ bezeichnet wurden. Mittlerweile beginnt sich der Begriff „Turtle-Tanks“, bzw. „Panzer-Schildkröte“ durchzusetzen.

    Aber auch sonst vermitteln die Bilder aus der Ost-Ukraine an eine Postapokalypse, wie sie in Science Fiction-Filmen immer wieder nachgezeichnet werden: Die mutwillige Zerstörung, gierige Bösewichte auf der einen Seite, Menschen, die eigentlich nur ihr Leben leben wollen auf der anderen...

  • Postapokalyptische Bilder aus der Gegenwart: Nur einer von etlichen so genannten „Panzer Schildkröten“ oder auch „Turtle Tanks“, mit denen sich Russland vor den ukrainischen Dronen zu schützen versucht. Foto: Unbetkannt
  • B-Movies – „Mad Max“ gehört trotz dreistelligem Millionenbudget definitiv in diese Kategorie – waren seit jeher eine gute Möglichkeit, Teile der Realität und der jeweiligen Gegenwart – bewusst oder unbewusst – zu spiegeln.

    Die Erinnerungen an den bislang letzten „Mad Max“-Film, „Mad Max: Fury Road“ von 2015 sind verschwommen. An die Story können wir uns zwar nicht mehr erinnern, aber dafür umso deutlicher an den überdrehten, vor einem monströsen Kriegsfahrzeug hängenden Gitarristen, der sein Rudel anfeuert und an Imortan Joe, einem der Rudelführer.

    Es ist diese abgedrehte Bilderwelt, die uns ins Kino locken, als „Furiosa: A Mad Max Saga" ansteht, der Nachfolgefilm zu „Mad Max: Fury Road".

  • (c) Warner Bros.

  • Dass wir uns an die eigentliche Story von „Mad Max: Fury Road“ nicht mehr erinnern konnten, spricht natürlich nicht für den Film. Die ganze Atmosphäre aber, die kaputte Wüstenwelt mit den bizarren Biker-Horden haben sich sehr wohl tief eingeprägt und „Furiosa“ ist, was dieses Setting betrifft, nahezu gleich. Auch die Action ist über die knappen, letztlich kurzweiligen Zweieinhalbstunden gut verstreut.

    Erst gegen Ende von „Furiosa“ gibt es einen Moment, der direkt an „Mad Max: Fury Road“ andockt und ein „Ah! Genau!“ zur Folge hat.

    Die Story lässt sich letztlich auf eine einfache Rachegeschichte herunter brechen, mit der sehr soliden Performance von Anya Taylor-Joy als Furiosa. Chris Hemsworth (vor allem bekannt als Marvel's Thor) enttäuscht hingegen. Seine Rolle als Bösewicht und Gegenspieler Dementus ist nicht wirklich böse oder bedrohlich. Was auch für den Rest der Biker-Horden und ihrer Anführer zutrifft. Der ganzen Gewalt fehlt das wirklich Fiese. Ob das an der Regie von George Miller liegt, oder am Casting, oder daran, dass dieser Blockbuster psychologische Untiefen einfach vermeiden wollte, wissen wir nicht.

    Einen tief schürfenden Film hatten wir ja nicht erwartet und deshalb haben wir uns gut, manchmal sogar sehr gut, unterhalten gefühlt.

    Fazit: „Furiosa: A Mad Max Saga“ ist ein teuer produzierter B-Movie, der das irrwitzige Prinzip von „Homo homini lupus“ auf die Spitze treibt: Gewalt, Macht, Krieg, Zynismus.

    Und er weckt die Lust, „Mad Max: Fury Road“ noch einmal anzuschauen.

  • Info:

  • Rückkehr in die postapokalyptischen Wastelands: „Furiosa“, das Prequel zu „Mad Max - Fury Road“. Foto: Warner Bros.
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