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Äpfel verursachen wenig CO2

Laut einer Analyse des deutschen Forschungsinstituts ifeu schneiden Bio-Äpfel in der Klimabilanz von Obst am besten ab. Wichtig sind zudem Verpackung und Transportweg.
Äpfel
Foto: Dagmara Dombrovska/Pexels
  • Gute Nachrichten für das Apfelland Südtirol: Laut einer 2020 durchgeführten Analyse des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) schneiden Äpfel beim CO2-Fußabdruck pro Kilogramm Lebensmittel in der Kategorie Obst am besten ab. 

    Im Durchschnitt verursacht ein Kilogramm Äpfel 0,3 Kilogramm CO2-Äquivalente. Stammen sie aus der Region und werden sie zur Erntezeit im Herbst verspeist, bleibt der CO2-Wert unverändert. Kommen die Äpfel hingegen erst im April auf den Tisch, vergrößert sich ihr CO2-Abdruck durch die Lagerung im Kühlhaus um 100 Gramm. Bio-Äpfel haben im Durchschnitt einen etwas geringeren CO2-Fußabdruck mit 0,2 Kilogramm CO2-Äquivalenten, eingeflogene Äpfel aus Neuseeland hingegen 0,8 CO2-Äquivalente. 

  • Georg Kössler: "Für die Südtiroler Obstwirtschaft ist es entscheidend, unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern und unseren Teil zum Klimaschutz beizutragen." Foto: Südtiroler Apfelkonsortium

    Auch beim Südtiroler Apfelkonsortium ist man sich der Problematik bewusst: Sie will bis 2030 klimaneutral werden. Derzeit emittiert die Obstwirtschaft hierzulande in der Anbauphase etwa 51 Gramm CO2 pro Kilogramm Äpfel bis zur Übergabe an die Genossenschaften. Eine Apfelanlage filtert durch Photosynthese Kohlendioxid aus der Luft. Diese natürliche CO2-Bindung (50 Gramm CO2 pro Kilogramm Äpfel oder 2,5 Tonnen pro Hektar) gleiche die Emissionen durch die Bewirtschaftung der Apfelanlage vollständig aus. Der heimische Apfelanbau sei in der Anbauphase also klimaneutral. Nach der Anbauphase entstehen Emissionen bei der Verarbeitung und Lagerung der Äpfel in den Genossenschaften (100 bis 150 Gramm CO2).

    Um diesen Wert weiter zu reduzieren, setze die Südtiroler Obstwirtschaft auf innovative Ansätze und Technologien. Ein wichtiger Schritt sei die Einführung eines CO2-Rechners, an dem gerade gearbeitet wird. Dieser soll den bäuerlichen Betrieben dabei helfen, ihre Emissionen genau zu quantifizieren und geeignete Maßnahmen zur Reduzierung zu ergreifen. Das Projekt ist das Ergebnis einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Südtiroler Bauernbund, Klimahaus-Agentur und anderen Akteuren.

    Darüber hinaus werden auch Maßnahmen ergriffen, um die Emissionen nach der Ernte zu reduzieren. Ein Beispiel hierfür ist die verstärkte Nutzung von Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Genossenschaften, wo die Äpfel gelagert, abgepackt und versandfertig gemacht werden. Durch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen können diese Betriebe ihren CO2-Ausstoß weiter minimieren.

    Georg Kössler, Obmann des Südtiroler Apfelkonsortiums, erklärt: "Für die Südtiroler Obstwirtschaft ist es entscheidend, unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern und unseren Teil zum Klimaschutz beizutragen. Durch die Implementierung innovativer Maßnahmen und die enge Zusammenarbeit mit relevanten Institutionen streben wir eine nachhaltige und klimaneutrale Zukunft an."

    Im Vergleich verursachen laut ifeu-Studie auch Birnen und Erdbeeren mit 0,3 Kilogramm CO2-Äquivalenten wenig Treibhausgase. Allerdings gilt für letztere dieser geringe Wert nur, wenn sie aus der Region stammen und im Frühling während der Saison verspeist werden. Ebenso Pfirsiche (0,2 kg CO2-Äquivalente) und Bananen (0,6 kg CO2-Äquivalente) schneiden in der Studie des ifeu gut ab, obwohl Bananen einen langen Transportweg haben. 

    Studienleiter Guido Reinhardt erklärt gegenüber dem deutschen Onlineportal Utopia, dass die Klimabilanz häufig weniger vom Lebensmittel selbst abhängt, sondern von anderen Faktoren: „Bei unseren Lebensmitteln im Supermarkt hängt die Umwelt- und Klimabilanz oft weniger am Produkt, als daran, wo und wie diese Produkte angebaut und danach transportiert und verpackt wurden. Die Einwegverpackung aus Metall oder Glas hat in vielen Fällen einen größeren Klimaeffekt als das eigentliche Lebensmittel. Das gilt auch für viele Getränke wie Wein und Bier.“