Nosferatu 3
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Bram Stokers „Dracula“, heute ein Klassiker der Pop-Kultur, hatte, als der Roman 1897 erschien, nicht wirklich Erfolg. Grund dafür war unter anderem die Tatsache, dass das Buch wegen der unterschwelligen (homo)erotischen Spannung in der Erstauflage noch mit gelbem Umschlag erschien, zu jener Zeit das Signal für Pornographie bzw. für Literatur für Erwachsene. Es hat den irischen Autor Bram Stoker also weder reich noch berühmt gemacht.
Erst durch die Verfilmungen drang der Fürst der Vampire nachhaltig in die Pop-Kultur ein und entfaltete eine unwahrscheinlich breite, bis heute relevante Wirkung: In den 30er Jahren mit Bela Lugosi, die Verfilmungen der britischen „Hammer Studios“ in den 60ern mit Christopher Lee und Francis Ford Coppola's „Bram Stoker's Dracula“ von 1993, das mögen die wichtigsten oder besser prägendsten, Verfilmungen der Geschicke des Grafen Dracula sein.
Es gab aber mit „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ noch eine weitere, sehr frühe Verfilmung des Stoffes, nämlich jene von Friedrich Wilhelm Murnau (Regie) und Henrik Galeen (Drehbuch) aus dem Jahre 1922, der Zeit des Stummfilms und des expressionistischen Kinos in Weimar-Deutschland.
Um Produktionskosten zu sparen hatte die Produktionsfirma darauf verzichtet, sich die Filmrechte zu sichern und versuchte die Quelle mit einigen Änderungen zu verschleiern: Graf Dracula wurde so zu Graf Orlok, der Ort der Handlung wurde kurzerhand von England an die Nordküste Deutschlands verlegt und der Film bekam den Titel „Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens“. Bram Stokers Witwe verklagte die Produktionsfirma, woraufhin ein Gericht verfügte, dass alle Kopien des Films vernichtet werden müssten. Durch Glück und Vorsehung seitens der beiden Filmemacher haben einige Rollen diesen Bann überstanden, wodurch einer der allerersten Horrorfilme und ganz generell, ein filmisches Kunstwerk erhalten geblieben ist. 1978 zollte der deutsche Regisseur Werner Herzog diesem frühen deutschen Kino seinen Tribut, indem er „Nosferatu“ - mit Klaus Kinski in der Hauptrolle – neu und mit sehr viel Atmosphäre auf die Leinwand brachte.
Genau das wollte auch der Filmemacher Robert Eggers, den Stummfilm „Nosferatu“ – nicht den Roman „Dracula“ – neu verfilmen.
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(c) Focus Features
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Ist „Nosferatu“ ein Horrorfilm? Jein. Es gibt Schreckmomente und es wird auch immer wieder durchaus eklig, aber im Prinzip ist es ein spannendes, im Biedermeier-Deutschland des Jahres 1837 angelegtes Kostümdrama. Eggers legt großen Wert auf die Ausstattung und schafft dadurch ein durchaus stimmungsvolles, atmosphärisches Drama.
Was die Story betrifft, so hält sich Robert Eggers relativ genau an das Original. Der Plot: Der Vampir Nosferatu, ein Graf aus dem Hinterland der rumänischen Karpaten, kommt in die fiktive deutsche Hafenstadt Wisborg, um dort an das Blut der jung verheirateten Ellen Hutter zu kommen.
Eggers fügt aber auch Neues hinzu, indem er einzelne Sachverhalte auserzählt, die sich in Murnau's Stummfilm nur erahnen lassen, wie etwa die Verbindung zwischen Ellen Hutter und Nosferatu, oder völlig neue Elemente einführt, wie den von Willem Dafoe gespielten Prof. Albin Eberhart von Franz, der als eine Art „Vampir-Jäger“ Van Helsing dient.
Eine der „großen Fragen“ war natürlich, wie sieht Nosferatu aus? Max Schreck (1922) und Klaus Kinski (1978) sind schwer zu toppen. Eggers bringt mit seinem Nosferatu, gespielt vom schwedischen Schauspieler Bill Skarsgård, einen zurückgezogenen, bedrohlichen, alten aber zielstrebigen und bösartigen Charakter aus die Leinwand. Wirkt er mit seiner tiefen asthmatischen Stimme (in der italienischen Fassung zumal) auch etwas over the top, so weiß er spätesten als in der Gruft Schlafender zu erschrecken. Eklig und packend inszeniert, ist auch das Ende des Films, das die Zweifel an diesem Nosferatu wegzuwischen vermag. Dieses Finale bleibt definitiv im Kopf.
Der wahre Star dieser Verfilmung ist aber nicht Nosferatu selbst, sondern die 25jährige Lily-Rose Depp in der Rolle der Ellen Hutter. Lily-Rose Depp, die Tochter von Johnny Depp und Vanessa Paradis, legt eine unwahrscheinlich überzeugende Performance hin, ob dies nun die besorgte neuvermählte junge Frau ist, oder das von Nosferatu besessene Opfer.
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Wenn man nun die beiden ersten Nosferatu-Filme gesehen hat und kennt, dann ist das kein Nachteil. Im Gegenteil. Die Art, wie Eggers nacherzählt ist spannend mitzuverfolgen und es macht Spaß die immer wieder eingestreuten Zitate und Verweise auf Murnau und Herzog auszumachen und abzugleichen.
Was die Musik betrifft, so muss man hier eher von allgemeinem Sounddesign sprechen, weniger von einem Soundtrack im herkömmlichen Sinn. Musik und Effekte werden vor allem zur Unterstützung einzelner Szenen eingesetzt, kurz und prägnant. Das führt dazu, dass der Film genügend Luft zum Atmen hat. Ganz am Ende kommt das Können von Robin Carolan mit einer wunderbar atmosphärischen Musik dann voll zur Geltung.
Der Film ist nach unserem Ermessen auf mehreren Ebenen sehenswert.
P.S.: Unter den Vorfilmen gab es übrigens zwei Trailer, die daran erinnerten, dass das MCU, das Marvel Cinematic Universe, 2025 wieder zurückkommen wird: Mitte Februar mit „Captain America: Brave New World“ (sieht gut aus) und im April mit „Thunderbolts*“, einem neuen Team, u.a. mit Yelana Belova als Black Widow, dem Red Guardian, Bucky Barnes, Taskmaster und Ghost. „Thunderbolts*“ könnte sich als Film irgendwo zwischen den Avengers und The Guardians Of The Galaxy einordnen lassen. Wir hoffen, dass das keine Bruchlandung wird, denn der Trailer verspricht Spaß.
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Links:
Offizielle Seite: https://www.focusfeatures.com/nosferatu/
„Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens“ (1922): https://de.wikipedia.org/wiki/Nosferatu_%E2%80%93_Eine_Symphonie_des_Grauens -
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