In Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung Südtirol / in collaborazione con la Fondazione Architettura Alto Adige.

Text: Thomas Huck

Gut ein Jahr beschäftigen wir uns auf SALTO öffentlich mit einem Haus der Architektur für Südtirol – oder eigentlich schon länger: Der erste Artikel dazu erschien bereits 2021. Tatsächlich begleitet dieses Thema die Architekturstiftung Südtirol und die Architektenkammer schon viel länger. War es ja eines der erklärten Ziele bei der Gründung der Stiftung im Jahr 2004, langfristig genau auf so ein Haus hervorzubringen.

Seitdem laufen Gespräche und Vorbereitungen im Hintergrund – mit Politiker:innen, Hausbesitzer:innen, Sponsor:innen und vielen Akteur:innen. Doch erst mit der Ausgabe Turris Babel Nr. 135 gab es die nötigen Grundlagen, um mit dem Thema an die Öffentlichkeit zu gehen und einen breiten Diskurs zu starten. Gemeinsam mit dem Team von Turris Babel unter der Leitung von Andreas Kofler, der in diesem Themenfeld zu Hause ist, wurde das Thema inhaltlich aufbereitet und klar formuliert.

Wir näherten uns dem Thema auf mehreren Ebenen:

1. Warum brauchen wir ein solches Haus – und wie ist der Status quo?

Alle bisherigen Präsident:innen der Architekturstiftung Südtirol kamen zu Wort und schilderten ihre Sicht auf diese Frage. Einigkeit herrschte vor allem in einem Punkt: Es braucht endlich einen festen Ort für Diskussion, Austausch und Vermittlung – einen sichtbaren Fixpunkt für Architektur und Baukultur in Südtirol.

2. Wer könnte dieses Haus bespielen und mit Inhalt füllen?

Eine Vielzahl von Kulturschaffenden im Umfeld der Architektur wurde in Südtirol identifiziert und vorgestellt. Sie arbeiten bereits jetzt an Themen, die in einem Haus zusammengeführt werden könnten. Denn das Haus wird – wie immer in der Architektur – nur den räumlichen Rahmen bieten. Wichtig ist dann es mit Leben und Inhalten füllen zu können.
Und an Inhalt mangelt es nicht: die Zahlreiche bestehende Initiativen hätten es verdient, unterstützt zu werden in ihrer jeweiligen Form der Auseinandersetzung mit Raum und gebauter Umwelt.

3. Welche Vorbilder oder Partner gibt es?

Südtirol sieht sich gern als Vorreiter und gleichwertiger Partner seiner Nachbarregionen in Italien, Österreich und der Schweiz. Doch in Sachen Architekturhäuser hinken wir deutlich hinterher – teils um Jahrzehnte. Tirol und Vorarlberg sind uns rund 30 Jahre voraus, Österreich insgesamt hat mit seiner föderalen Struktur seiner Architekturhäuser je Bundesland eine Vorreiterrolle in diesem Bereich übernommen. Selbst die architekturaffine Schweiz kann da nicht mithalten - auch wenn dort zunehmend ähnliche Strukturen endstehen.

Und auch Triest schient seiner ehemaligen Monarchie in diesem Bereich näher zu sein als es Südtirol tut. Dort hat man bereits 2008 mit der Stazione Rogers – einer umgenutzten Tankstelle – das umgesetzt, was in Bozen mit der Tankstelle am Verdiplatz seit Jahren diskutiert, aber nie realisiert wurde. Es gäbe also bereits genügend Partner und Erfahrungen, auf die man aufbauen könnte. Hoffen wir das Südtirol auf diesen zurückgreift und nicht seine eigenen Variante bei Null starten will.

Nun gilt es, weitere Unterstützer:innen in der Bevölkerung zu gewinnen und den Druck zu erhöhen, damit sich die Verantwortungsträger endlich bekennen. Versprechungen gab es viele – doch das Thema rückt zunehmend in den Fokus, nicht nur durch aktuelle Anlässe wie die Sicherung und Aufarbeitung architektonischer Nachlässe wichtiger Südtiroler Akteure.
Auch gesellschaftliche Themen wie Wohnungsnot, Übertourismus, Mobilitätswende, Landschaftschutz oder Landverbrauch werden immer dringlicher – und gehören unbedingt in den Themenkreis eines solchen Hauses. Wie wir gezeigt haben, darf die Aufgabe einer solchen Institution nämlich keinesfalls zu eng verstanden werden. Es geht nicht nur um Architektur als gestalterische Disziplin, sondern um alles, was mit dem Raum als gesellschaftlicher, politischer und sozialer Akteur zu tun hat.
Vielleicht wird man daher auch den Namen noch einmal zur Diskussion stellen, auch wenn das vielleicht noch verfrüht ist. Ein Haus der Architektur darf kein Ort für Architekt:innen allein sein, sondern ein Ort für alle – für Diskussion, Vermittlung und Kommunikation. Ein Ort, an dem Neues entstehen und Bewährtes erforscht werden kann. Eigentlich nichts anderes als eine räumliche Erweiterung dieses Blogs „Architettura und...“ – eine Transformation von der textlichen zur zwischenmenschlichen Auseinandersetzung in diesem Bereich.

Bleibt zu hoffen, dass es nicht nur ein Weihnachtswunsch bleibt.

Schauen wir, was das neue Jahr bringt – wünschen darf man sich ja noch was.